Die Hände des jungen Mannes zitterten , als er sich nervös durch die Haare fuhr. Etwas unentschlossen stand er vor der Tür des schönen Einfamilienhauses. Er hatte sich noch nicht dazu durchringen können, zu klingeln. Er wusste, was ihn in diesem Haus erwarten würde.Vor ungefähr einem Jahr war seine Schwester Gemma bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Man hatte sie zwar reanimieren können und sie lag danach einige Zeit im Koma, wurde aber nach kurzer Zeit für Hirntod erklärt. Gemma hatte einen Organspendeausweis. Harry fand Organspende an sich toll, er hatte selber einen Ausweis, aber es bei seiner Schwester zu erleben war irgendwie befremdlich gewesen. Durch den Unfall waren nicht viele Organe unversehrt geblieben, aber Harry wusste, dass ihr Herz an einen jungen Mann ging. Er war wohl mit einem Herzfehler geboren worden, sein Zustand hatte sich über die Jahre verschlechtert und Gemmas Herz war seine Rettung gewesen. Harry verstand ehrlich nicht, warum manche Menschen gegen Organspende waren. So war Gemmas Tod wenigstens nicht umsonst gewesen. Natürlich hatte Harry sehr um seine Schwester getrauert. Sie war immer schon seit Vorbild und seine engste Bezugsperson gewesen, aber das Wissen, das Gemmas Herz in der Brust eines anderen Menschen weiterschlug, gab ihm Hoffnung. Hoffnung worauf, konnte er nicht genau sagen.
Jetzt stand er hier vor der Tür der Person, die Gemmas Herz in sich trug. Harry wusstet nicht viel, nur das der junge Mann Louis Tomlinson hieß und hier mit seiner Familie wohnte. Das Treffen wurde übrigens im Vorfeld vereinbart. Harry war ja schließlich kein Creep, der Leute stalkte, um dann eines Tages vor ihrer Tür aufzutauchen. Nein, so war er wirklich nicht. Er hatte sogar einen Strauß voll Blumen mitgebracht und mit eben diesem in der Hand, klingelte er nun doch.
"Louis, gehts du bitte an die Tür?", konnte Harry eine weiblich Stimme innerhalb des Hauses vernehmen. Ein paar Sekunden später öffnete sich dir Tür und etwas zögerlich steckte eine junger Mann mit braunen wuscheligen Haaren, einem leichten drei-Tage-Bart und blauen Augen, seinen Kopf hinter der Tür hervor. Dann machte er die Tür ganz auf und sein schmaler Körper kam zum Vorschein. Er trug eine schwarze skinny-Jeans und ein Nirvana T-shirt.
Alle Worte die Harry sich vorher in seinem Kopf zurecht gelegt hatte, waren wie weggeblasen. Er wusste nicht, was er erwartet hatte. Dass er aussehen würde wie Gemma, oder man ihr Herz irgendwie sehen würde? Dieser Louis sah so normal aus. Obwohl normale wohl der falsche Ausdruck war. Überdurchschnittlich hübsch und sehr attraktiv waren wohl eher die Worte, mit denen Harry ihn beschrieben hätte, wäre dieses ganze Szenario nicht etwas absurd.
"Hey..." kam es kratzend aus Harrys Kehle und sofort räusperte er sich.
"Hey, du musst Harry sein. Ich bin Louis." Louis streckte ihm die Hand entgegen. Harry, der bisher nervös an dem Blumenstrauß herumgezupft hatte, wischte seine Hand schnell an seiner Hose ab und reichte sie seinem Gegenüber. "Hey, Louis. Schön dich kennenzulernen."
"Ich freu mich auch. Komm doch rein! Meine Familie freut sich auch schon wie verrückt, endlich den Bruder meiner Lebensretterin kennenzulernen." Mit einem Grinsen führte Louis den Gast ins Haus und zeigte ihm, wo er Schuhe und Jacke loswerden konnte. "Wow, schön habt ihr es hier." "Danke, aber das kannst du meiner Mum sagen. Die ist hier die Herrin des Hauses." Als hätte sie nur auf ihr Stichwort gewartet, kam in diesem Moment Louis Mutter um die Ecke. "Harry, wie schön dich zu sehen." "Hallo Mrs. Tomlinson." Harry hielt ihr den Strauß Blumen hin. "Der ist für Sie." "Ach was, das wär doch nicht nötig gewesen. Du darfst mich gerne Jay nennen. Ich fühle mich sonst so alt."
"Ach, aber wenn wir etwas entscheiden müssen bist du doch immer der Meinung, die Älteste Person entscheidet." Mit diesen Worte stieß ein großer Mann in die Runde, legte seinen Arm und die Hüfte von Jay und streckte dann ebenfalls seine Hand in Harrys Richtung aus. "Hallo Harry, ich bin Daniel."