Louis sah auf die Uhr. Es war bereits zwei Uhr nachts und nur das Flackern des Fernsehers erleuchtetet das Wohnzimmer spärlich. Er hatte es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht und war in den letzten Stunden immer wieder eingedöst, aber er wollte warten bis sein Freund wieder nach Hause kam. Sie lebten seit drei Jahren gemeinsam in einer kleinen Wohnung in London. Es war nichts großes, aber für die beiden war es genug und sie waren glücklich. Louis Freund arbeitete als Fotograf, könnte aber laut der vollkommen objektiven Meinung seines Freundes auch ohne Probleme vor der Kamera stehen.Denn wie das nun einmal so war, wenn man jemanden liebte, gab es für Louis keinen schöneren Mann als seinen Freund. Es wäre auch gelogen, wenn man sagen würde, dass seinem Freund sein Aussehen egal wäre. Im Gegenteil. Er liebte es stilvolle Outfits zusammenzustellen, die an seinem trainierten Körper besser aussahen als an jeder Schaufensterpuppe im Laden und er legte außerdem viel Wert auf seinen Skincare-Routine.
Er hatte auch immer wieder versucht Louis zu überzeugen, sein Gesicht mit mehr als Wasser zu waschen, aber der junge Doncaster konnte sich einfach nicht für die verschiedenen Peelings und Cremes begeistern. Laut seinem Freund war es eine Frechheit, das er so eine "schöne Haut" hatte und nichts dafür tat. Louis erwiderte darauf jedesmal mit einem frechen Grinsen, dass halt nicht jeder perfekt geboren sein könne. Auch wenn er das eigentlich nicht ernst meinte, kam sein Freund jedoch nicht darum herum ihn perfekt zu finden. Das sagte er ihm aber nicht immer, denn er wusste das Louis ihm das sowieso nicht glaubte und es jedes Kompliment mit einem Schulterzucken und einer wegwerfenden Handbewegung abtat.
Louis hatte den Abend also allein auf der Couch verbracht, während sein Freund mit ein paar Arbeitskollegen feiern gegangen war. Er kannte die meisten Kollegen seines Freundes nicht und außerdem hatte er eine lange Schicht hinter sich und war einfach zu K.O. gewesen um feiern zu gehen. Trotzdem wartete er auf seinen Freund, denn er wusste, das er ohne ihn sowieso nicht richtig schlafen könnte.
Um kurz nach zwei hörte er, wie sich die Wohnungstür öffnete und kurz darauf wie rasselnd ein Schlüsselbund zu Boden fiel. Schnell stand er vom Sofa auf und ging Richtung Wohnungsflur. Im Türrahmen vom Wohnzimmer blieb er stehen, lehnte sich dagegen und betrachtete lächelnd das Schauspiel das sich ihm bot.
Sein Freund schaute auf den Schlüsselbund der nun am Boden lag, fluchte etwas unverständliches und beugte sich runter um danach zu greifen. Dabei verlor er das Gleichgewicht und kippte etwas zur Seite. Der Versuch in Balance zu bleiben endete damit, dass er nun auf seinem Hintern saß und ihm die langen braunen Locken ins Gesicht hingen. Er fing an über sich selbst zu kichern und strich sich die Haare wieder zurück. Als er wieder freie Sicht hatte, schaute er nach oben und erblickte Louis, wie er im Türrahmen lehnte und ihn beobachtete.
"Louehhhh! Hilfst du *hicks* mir??" Er streckte seine Hände in Richtung des jungen Doncaster aus und machte Greifbewegungen, wie ein kleines Kind sie für gewöhnlich machte, wenn es auf den Arm genommen werden wollte. Louis ließ seinen Freund nicht lange zappeln und setzte sich direkt in Bewegung. Er wusste, dass sein Freund sehr schnell zum bockigen Kleinkind mutierte wenn er betrunken war. Sehr anhänglich und kuschelbedürftig, aber wenn ihm etwas nicht passt ist es mit dem schönen Abend vorbei.
Louis nahm also die Hände seines Freundes und zog ihn hoch, was sich als ganz schön schwierig herausstellte, da dieser um einiges größer als er und bei seinem momentanen Zustand nicht wirklich hilfreich war. "Na komm Harry, steh auf" Sobald Harry stand, legte Louis einen Arm um seine Taille, um ihn zu stützen. "Ich hoffe du bist nicht alleine nach Hause gekommen, Schatz. Hat dich einer der Jungs gebracht?" "Mmhh" brummte Harry leise, "Liam, hat misch gefah.. ne gebracht, er hat mich gebracht. Liam hat mich *hicks* gebracht." Nach diesem Satz grinste der Lockenkopf stolz wurde dann aber direkt wieder maulig. "Isch bin müüüde, Lou. Lass uns schlafen. Louuuu?" "Ja Baby, wir sind ja schon auf dem weg ins Schlafzimmer. Schau, da ist unser Bett, du solltest dir nur vorher die Jeans..." Doch mitten im Satz hatte Harry sich bereits vorwärts auf das Bett plumpsen lassen.
"Harry, komm schon. Zieh dir wenigstens die Jeans aus, sonst bereust du es morgen früh wieder." Harry quittierte das nur mit einem Stöhnen und rollte sich auf den Rücken. Er war gerade dabei seine Hose umständlich zu öffnen als er sich die Hände vors Gesicht schlug und ein leises "fuck" murmelte. "Was ist los Hazza? Hast du Schmerzen?" fragte Louis alarmiert. "Ich muss noch mein Gesicht waschen." grummelte Harry und setzte sich mit einer ruckartigen Bewegung auf, nur um sich dann mit einem "ich will nicht" theatralisch wieder zurück fallen zu lassen.
Louis, der wusste wie wichtig seinem Freund seine abendlich Skincare-routine war, zog Harry an den Armen hoch. "Haz, Hazza? Komm mit, wir machen schnell dein Gesicht sauber und dann kannst du schlafen. Ich helfe dir und dann geht das ganz schnell."
Bevor Harry es sich genauer überlegen konnte, zog Louis in ins Badezimmer und setzte ihn auf den Klodeckel. Er machte einen Waschlappen nass, bedacht darauf, dass das Wasser eine angenehme Temperatur hatte, strich seinem Freund vorsichtig die Haare von der Stirn und begann, ihm vorsichtig das Gesicht zu waschen. Harry hatte seinen Augen geschlossen und quittierte die sanften Berührungen mit einem wohligen Seufzen. Irgendwann öffnete er vorsichtig ein Auge, nur ein bisschen, um seinen wunderschönen Freund anzuschauen. "Louuuu:" "Mhh?" "Ich liebe dich, Lou." Der Wuschelkopf lächelte nur in sich hinein. Sein Freund war schon süß wenn er betrunken war. "Wirklich Lou, ich liebe dich soooooo sehr... Ich liebe dich" "Ich liebe dich auch Hazza." Danach war es für eine gewisse Zeit still und gerade als Louis dachte, das Harry im Sitzen eingeschlafen war murmelte er, "Ich werde dich heiraten Lou. Weist du?"
Vermutlich hätte Louis bei diesem Satz erschrocken inne gehalten, hätte er nicht letztens versehentlich die Jacke seines Freundes fallen gelassen und in der Tasche eine verdächtige Schachtel gefunden. Doch dass Harry ihn am nächsten morgen mit sauberem Gesicht und ohne Jeans Frühstück ans Bett brachte und vor ihm auf ein Knie ging, damit hätte er wirklich nicht gerechnet.
