Der Anfang eines neuen Lebens

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"Charlie! Aufstehen, du must zur Schule. Es ist schon 7:20 Uhr! Du kommst noch zu spät!". "Hmmm",murmelte ich , drehte mich auf die andere Seite und vergrub mein Gesicht in das flauschige Kissen, das ich mir gerade erst gekauft hatte. Allein der Gedanke daran wieder in die Schule zu müssen ,wo die anderen bestimmt nur darauf warteten mich wieder mal zu mobben, bereitete mir fürchterliche Bauchschmerzen. "Ich kann nicht, mir geht es nicht gut", sagte ich gequält. "Ach so ein Quatsch! Welche Ausrede hast du diesmal parat?". Es ist keine Ausrede, dachte ich mir und hätte meine Mutter am liebsten angeschrien, aber das konnte ich mir nicht leisten und auch die Kraft fehlte mir dazu. "Ich habe starke Bauchschmerzen", sagte ich mit dem Wissen, dass es nichts bringen würde mit meiner Mutter zu diskutieren. Statt eine Antwort zu bekommen warf mir meine Mutter nur einen fassungslosen Blick zu und ging aus meinem Zimmer. Das ist mal wieder typisch für sie. Ich entschied mich dazu noch ein wenig liegen zu bleiben. Nach einer Weile rappelte ich mich auf und ging ins Bad um mich fertig zu machen. Was anderes bleibt mir eh nicht übrig. Ich schaute in den Spiegel und versuchte mir meine Verzweiflung nicht anmerken zu lassen, doch es schien beinahe unmöglich. Ich putzte mir schnell meine Zähne , während meine Lieblingsmusik im Hintergrund lief. I wish I was dead and cold Wake up every day and it just feels repetitive Think I need to chill, I think I need a sedative I think depressions hittin'me I think its finally setting in Drifting to my feet, and settling just like sediment. Ich zog dieselben Sachen an die ich schon gestern getragen hatte, da ich auf der schnelle nichts anderes gefunden habe. Ich nahm meinen Rucksack und stolperte die Treppen hinunter. "Tja das kommt davon wenn man alles immer erst so spät macht". Ich versuchte die lästigen Kommentare meiner Mutter einfach zu ignorieren. Gerade als ich aus der Tür hinaus trat , sah ich wie der Bus an mir vorbei fuhr. Auch das noch , dachte ich. Zum Glück war meine Schule nicht weit entfernt weshalb ich mich dazu entschied zu Fuß zur Schule zu gehen. Ich hatte noch 7 Minuten bis die erste Stunde anfing. Ich wollte auf keinen Fall zu spät kommen also rannte ich so schnell ich konnte. Auf dem Weg fragte ich mich was sich meine Mitschüler heute einfallen lassen würden um mich zu demütigen. Ich hatte das Gefühl , sobald es darum geht andere Menschen fertig zu machen sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Wenn man diese Kreativität für gute Zwecke nutzen würde wäre die Welt ein viel besserer Ort. Vielleicht hätte ich es sogar pünktlich zur Schule geschafft, aber mein Asthma hatte mir da einen Strich durch die Rechnung gemacht. An der Schule angekommen, überkamen mich die ersten Ängste, denn die erste Stunde hatte schon seit 13 Minuten angefangen. Na super jetzt haben meine Mitschüler auch noch einen Grund um mich fertig zu machen. Nun stand ich vor der Tür zu meinem Klassenzimmer. Ich zögerte kurz ,aber je länger ich zögern würde desto schwerer würde es werden die Tür zu öffnen also tat ich es ohne lange darüber nachzudenken. Ich betrat den Klassenraum und ich merkte wie alle Blicke auf mich gerichtet waren. Ich war wie gelähmt. Erst als mir ein Mädchen aus meiner klasse einen blöden Spruch an den Kopf geworfen hatte war ich wieder bei mir und setzte mich schnellstmöglich auf meinen Platz. Um zu meinem Platz zu kommen musste ich allerdings die ganze Klasse durchqueren da ich ganz hinten sitze. Der Rest der Stunde verlief relativ ruhig und auch die danach war ohne weitere Komplikationen verlaufen. Mit dem klingeln der nicht der nicht gerade leisen Schulglocke stieg meine Angst wieder an, denn Pausen bedeuten für mich meist fertig gemacht zu werden. Wie so oft wollte ich meine Pause auf der Toilette verbringen, denn ich kann es solangsam echt nicht mehr ertragen fertig gemacht zu werden. Also wartete ich bis meine Klassenkameraden raus gegangen sind und nur noch meine Mathelehrerin und ich im Raum waren. Sie ist schon ziemlich alt und wird gerne lauter, wenn man in ihrem Unterricht nicht aufpasst, aber sonst ist sie eigentlich ganz nett. "Und was ist mit dir Charlie? Du hast auch in die Pause zu gehen denk ja nicht du könntest deine Pause hier verbringen!". Wie gesagt eigentlich ist sie ganz nett. Ach sei doch leise du blöde Kuh, sagte ich in Gedanken und hätte es beinahe laut ausgesprochen. Ich packte noch schnell mein Mathebuch und meine Federmappe in meinen Rucksack und hatte gehofft einfach so schnell wie möglich auf die Toilette zu kommen um Musik zu hören und zu zeichnen. Ich zeichne ganz gerne vorallem , wenn ich traurig bin. Durch meine Zeichnungen kann ich meine Gefühle besser ausdrücken und auch akzeptieren. Ich trat aus dem Klassenzimmer und ehe ich mich versah standen auch schon Nathan und Emily vor mir. Sie werden von allen nur die "Rich born Siblings" genannt, da sie in einer sehr wohlhabenen Familie aufgewachsen sind und das auch offensichtlich zeigen. Gerüchten zufolge sollen die beiden Geschwister zu einem Internat gegangen und Emily soll dort gemobbt worden sein. Ich kann mir das echt nicht vorstellen. Wie könnte jemand sie mobben? Sie ist die gemeinste Schnepfe die ich kenne. Emilys schrille Stimme riss mich aus meinen Gedanken. "Denkst wohl du kannst dich vor uns verstecken huh?". Ich ignorierte sie und wollte einfach nur noch weg. Ich machte einen schnellen Schritt in die gegensätzliche Richtung , doch Nathan packte mich nicht gerade leicht an meinem Arm und ich hatte Bemühungen nicht aufzustöhnen. Ich versuchte mich loszureißen, doch ich hatte nicht die Kraft dazu. "Was fällt dir eigentlich ein?! So ein hässliches, fettes Mädchen wie du kann froh sein, dass es noch lebt. Du hast das Leben nicht verdient!", schrie Nathan. Ich glaube es würde mich nicht mehr stören wenn jemand dabei wäre mich umzubringen. Vermutlich würde ich die Person auch noch anfeuern oder dafür bezahlen . "Na hat es dir die Sprache verschlagen?", zickte Emily mich an. Ich brachte nur ein verunsichertes "Äh ne" heraus. Bevor Nathan und Emily etwas erwidern konnten kam meine Rettung. Frau Rochinsky kam aus dem Klassenzimmer heraus und ermahnte die beiden. "Was macht ihr denn da? Ihr kommt mit mir mit das geht ja gar nicht". Im ersten Moment konnte ich mich freuen, doch meine Freude hielt nicht lange an, denn ich wusste ich würde es das nächste mal doppelt zurück bekommen. Nathan und Emily haben zwar nichts mehr gesagt, doch ihren Blicken konnte ich entnehmen , dass sie nicht besonders erfreut darüber waren. Ich machte mich auf den Weg zu meinem Spind. die Schmierereien an meinem Spind , welche durch meine Klasse verursacht worden waren, hatte ich immer noch nicht wegbekommen, aber weiter störte mich das nicht. Ich lag mein Mathebuch hinein und nahm mein Deutschbuch heraus. In den nächsten beiden Stunden habe ich eine Doppelstunde Deutsch. Ich machte mir bereits Gedanken darüber wie die Mittagspause wohl verlaufen würde. Erstmal musste ich, aber zusehen das ich zur Toilette komme. Ich flitzte die Treppen hinauf zu den Toiletten und musste überraschend feststellen, dass niemand da war. Ich ging in eine Kabine, nahm mein Handy und meine Zeichensachen aus meinem Rucksack und fing an zu zeichnen während ich Musik hörte. I'm empty and broken, what is the point? Everythings dark except the light from this joint Lately they say they hate the way I cope Its hang from the clouds, or hang from a rope. Kaum war ich mit dem zeichnen fertig, war auch schon die Pause zu Ende. Die erste Stunde verlief relativ gut. Ich habe zwar hier und da ein paar Blicke von Nathan, Emily und ihren Freunden bekommen, aber sonst war alles ganz okay. In der zweiten Stunde Deutsch konnte ich mich allerdings gar nicht konzentrieren. Die Angst davor was in der Mittagspause passieren würde war einfach zu groß. Kaum hatte ich angefangen darüber nachzudenken, meldeten sich meine Bauchschmerzen auch schon wieder. Ich war hin und hegerissen ob ich meinen Lehrer nicht einfach fragen sollte ob ich in das Krankenzimmer darf oder nicht. Wenn ich meinen Lehrer allerdings jetzt fragen würde , ob ich in das Krankenzimmer darf, würde es jeder mitbekommen und spätestens , dann wissen das ich Angst habe. Das wäre denen doch nur recht. Ich erhaschte einen kurzen Blick auf die Uhr und musste schockiert feststellen, dass nur noch 15 Minuten bis die Mittagspause anfangen würde. Ich musste mir etwas überlegen. Ich wünschte sie alle würden genauso leiden wie ich dank ihnen leide. Tag für Tag machen sie mich immer mehr kaputt. Doch was sollte ich schon tun? Ich war machtlos. Also entschied ich mich erneut dafür, mich auf der Toilette zu verkriechen. Der Gong der Schulglocke ertönte und ich dachte wieder daran zu warten bis alle draußen sind, doch den Gedanken verwarf ich gleich wieder. Man sieht ja wozu das führt. Nein, diesmal musste ich etwas anders machen. Ich warf mir meinen Rucksack über die Schulter und nahm, noch während des gehens, meine Schulsachen. Ich rannte hinaus in den Korridor und gab schnellstmöglich die Pin meines Spindes ein. Ich schmiss meine Schulsachen hinein und machte die Spindtür mit einem lauten Knallen zu. Wenn ich eins nicht hatte, dann war es Zeit. Am liebsten hätte ich nach hinten geschaut um zu gucken, ob sie hinter mir her waren, doch dafür fehlte mir die Zeit. Ich musste schnellstmöglich hier weg. ich rannte die Treppen hinauf zu den Toiletten. Ich riss die Tür auf und musste erstmal schlucken, als ich das Mädchen erkannte, welches gerade vor mir stand. Wie war das möglich? Und erst, dann bemerkte ich die Stille die, die Gänge der Schule füllte.

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