Dark Heaven

Mrs. Cold

Nach ein paar Minuten kam eine junge blonde Frau, auch mit einem Tattoo und pastellfarbener Haut. Sie führte mich zu einer breiten, verstaubten Treppe und danach durch gefühlte tausend Gänge bis wir vor einer mahagoniefarbenen Holztür standen.

Sie klopfte und öffnete dann die Tür. Ich trat vorsichtig ein.

Der Raum war sehr groß. An den Wänden standen hohe, vollgestopfte Regale und im Raum standen überall kleine und große Tische mit Karten, Schriftrollen, Mappen und Büchern. Rechts auf einem Podest stand ein riesiger Schreibtisch. Dahinter saß eine sehr große und schlanke Frau, Ende fünfzig. Ihre langen grauen Haare hatte sie zu einem Zopf geflochten. Sie trug eine rote Samtbluse mit goldenen Verzierungen und weiße, feine Handschuhe.

„Setzt dich doch, Melina." Sagte sie und deutete auf einen hohen Stuhl vor dem Schreibtisch. Ich schlängelte mich durch die Tische und setzte mich dann. Die Frau betrachtete mich kurz und setzte dann eine kleine, silberne Brille auf. Sie schlug eine dicke Mappe auf und las sich kurz etwas durch. Dann setzte sie die Brille wieder ab und seufzte.

„Als erstes, ich heiße Rachel Cold. Melina, weißt du wieso du hier bist?" ich nickte. „Warum?" fragte sie.

„Ähm, weil Sie glauben ich wäre von einem anderen Planten. Etwa wie ein Alien." Die Frau hob eine schmale Augenbraue. „Nun, ich finde die Bezeichnung Alien etwas ... ungenau. Diesen Begriff nutzen nur Menschen. Ich bevorzuge den Namen aus der Sprache der Cheámos." Sie sah mich kurz an als wartete sie darauf dass ich wiedersprechen würde.

„Weißt du wer die Cheámos sind, Melina?" ich schüttelte den Kopf. „Da sind die Leute von der anderen Welt."

„Achso." Murmelte ich.

„Der Begriff lautet, Chíea. So werden die weiblichen Mitglieder genannt." Sie beobachtete mich scharf. Ich wich ihrem Blick aus und sah durch eines der hohen Fenster. Ihre Stimme war leicht unangenehm. Sie hatte einen näselnden Klang und im Gegensatz zu Gemma sprach sie die Wörter schärfer aus. „Nun, wie du richtig erkannt hast, bist du hier weil du eine Chíea bist. Das hat dein Tattoo gezeigt. Da du nun zu der Gemeinschaft der Cheámos gehörst ist es vor allem meine Aufgabe dich auf dein neues Leben vorzubereiten."

„Ich glaub das alles nicht!" brach ich heraus und verschränkte die Arme.

„Wie erklärst du dir denn dein Tattoo?" ich zuckte mit den Schultern. Mrs. Cold seufzte und blätterte kurz in der Mappe vor ihr. „Diese Mappe ist über dich, Melina." Sagte sie während sie weiter suchte. „Hier steht dein gesamtes bisheriges Leben und die Zukunft die wir für dich vorgesehen haben." Ich blickte skeptisch zu der dicken Mappe auf dem Tisch. „Was ist meine Zukunft?" fragte ich.

„Nachdem du die Grundlagen gelernt hast wirst du auf die andere Erde reisen und dort einer Familie zugewiesen. Die weiteren Schritte übernimmt dort allerdings die Regierung, da hört meine Arbeit dann auf."

„Sind Sie auch ein Alien?" fragte ich nach einer bedrückenden Pause. Mrs. Cold räusperte sich genervt.

„Chíea, bitte. Und nein. Ich weiß aber alles um dich auf den anderen Planeten vorzubereiten."

„Und wenn ich nicht auf dahin will?" fragte ich bockig.

„Dir bleibt nichts anderes übrig. Nach ungefähr einer Woche, nachdem sich dein Tattoo gezeigt hat werden alle Menschen die dich kannten, dich vergessen. Dein altes Leben gibt es dann nicht mehr." Ich sah sie geschockt an.

„Meine Eltern werden mich einfach vergessen?" flüsterte ich rau.

„Ja. Sie werden alles vergessen, was mit dir zusammen hängt. Dagegen kannst du nichts machen."