Two Ghosts

8 2 1
                                    

Gott, ich hasste es hier.
Das ewig selbe Glas, immer die gleichen Kontrolleure, der gleiche Tagesablauf. Gelangweilt beobachtete ich wie die Geister in der Reihe wie sie aus ihren Gläsern geholt wurden und zum Arbeiten gebracht wurden. Die hatten wenigstens einen Mitbewohner. Man, wie sehr ich mir wünsche endlich nicht mehr alleine zu sein. Ich vermisste meine Freunde.
Meinen Freund.
Louis.
Groß, schlank, strahlende blaue Augen und Tattoos an den Armen.
Er ist meine große Liebe. Klingt albern aus dem Mund einer 17 jährigen, ich weiß. Aber es stimmt. Es fühlte sich mit ihm immer richtig an.
Aber wahrscheinlich werde ich ihn nie wieder sehen. Er wird mit einem anderen Mädchen ein Glas teilen und dann mit ihr zusammen kommen und Kinder bekommen. Es tut weh. Ich werde mit dem Gedanken leben müssen. Es lässt sich nicht ändern. Es ist so.

Ich veränderte meine Gestalt, von einem wabberigen Nebel zu einem jungen Mädchen das ca. 5cm groß war, mit schwarzen Haaren und tätowierten Armen. Skeptisch blickte ich an mir herunter und betrachtete mein Outfit. Weißes T-Shirt, schwarze Hose, weiße Sneaker. Die schwarzen Locken zu einem Pferdeschwanz zurück gebunden. Das Aussehen mit dem ich gestorben war. Na ja, sterben kann man es nicht nennen.
Es ist eher eine Zwischenphase die jeder Jugendliche in unserer Galaxie durchlaufen muss. Sobald man 15 wurden "starb" man. Man wurde ein Geist. Und kam in die Wolken und lebte mit einem weiteren Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren in ein Glas in dem man wohnte.
Jedes Land hatte seine eigene Wolke.
Ab einer bestimmten Zeit hier oben könnte man auch in andere Wolken wechseln. Sozusagen ein Austausch machen. Ich hatte mich dagegen entschieden. Warum kann ich euch nicht wirklich sagen. Eine Entscheidung aus dem Bauch heraus. Solche traf ich öfter. Lief nicht immer gut.

Ihr fragt euch warum wir in eine Wolke kam. Nun, es ist eine Art Schule. Ja so könnte man es beschreiben. Wir lernen hier wie man sich als Mensch richtig verhält. Nach 3 Jahren Ausbildung kommt man zurück auf die Erde. Allerdings in einem anderen Land. Dort lebt man ein neues Leben. Man bekommt mit seinem Glasmitbewohner eine Wohnung und einen Job. Außerdem ist es verboten seine Eltern oder Geschwister zu suchen. Warum habe ich nicht genau verstanden in dem Vortrag den wir bekommen haben.
Warum das ganze?
Warum Kinder aus ihren Familien reißen? Ich denke das hat irgendetwas mit dem großen Krieg zu tun der vor ca. 100 Jahren unsere Galaxie beinahe zerstört hat. Die übrigen Menschen damals haben beschlossen das sie eine neue Generation an Menschen "züchten" müssen. Bessere, die keinen Krieg führen werden. Das lernen wir hier oben. Der perfekte Mensch zu werden.
In der Zeit in der wir keinen Unterricht haben sind wir in unserem Glas. Was, wenn man alleine ist, ziemlich langweilig ist.

Genervt betrachtete ich den Fleck den ich mit meiner Nase aufs Glas gemacht habe.
Na toll. Das hat mir gerade noch gefehlt.
Ich ziehe den Saum meines T-Shirts hoch und rubble damit über die Scheibe bis der Fleck weg ist. Ich wünschte ich könnte mein Outfit ändern. Jeden Tag das gleiche tragen ist auf Dauer öde.
Und ich bin hier schon seit 2 Jahren. Ein Jahr hatte ich noch vor mir. Wahrscheinlich würde ich in dem auch nicht vor Langeweile sterben. Sehnsüchtig denke ich an meine Menschenzeit zurück. Jeden Tag anderes zum anziehen. Ich wollte schon immer Model und Modedesigner werden weswegen ich ziemlich viele unterschiedliche Outfits getragen hatte. Mein größter Wunsch war das ich nach New York kommen würde. Das war neben LA der beste Ort um erfolgreich zu werden. Aber fürs erste würde ich mich damit zufrieden geben einen Glasmitbewohner zu bekommen.
In welches Land ich wohl kommen würde? Ehrlich gesagt hoffte ich auf New York. Einfach weil ich dort als Model und/oder Modedesigner größere Chance hatte bekannt zu werden. Und die Stadt war traumhaft.

Ich verwandelte mich zurück in meine Nebelwolke und schlug ein paar Purzelbäume. Gerade als ich wieder meinen Blick Richtung Hauptgang richtete hielt ein Wachposten mit einem Jungen vor meinem Glas an und öffnete die Klappe. Der Junge wurde hineingestoßen und die Klappe wieder geschlossen. Neugierig wabberte ich durch eine Luke nach unten.
Das Glas bestand aus zwei Etagen. Die obere was aus milchigen Glas und der Bereich wo man schlief. Der untere eine Art Aufenthaltsraum.

Song and WritingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt