Take your umbrella, darling~

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Stumm lauschte ich der Lehrerin vorne am Pult wie sie über unser Geschichts Thema sprach. Mein Unterbewusstsein war aber mehr auf den prasselnden kalten Regen auf der anderen Seite des Fensters neben mir fokussiert. Schon die zweite Woche regnete es ununterbrochen. So kalt... So einsam.

Ich war vor weniger als einem Monat hier er gezogen. Zusammen mit meinen Eltern und meiner kleinen Schwester Sila. Natürlich aber war ich nicht freiwillig hier. Lieber wäre ich bei meinen Freunden geblieben und hätte mir den Traum erfüllt, als professioneller Tänzer, groß raus zu kommen. Stattdessen saß ich hier nun und wartete bis auch die letzte Stunde des Tages vorbeiflog, wie ein Vogel, nur um am nächstem Tag wieder auf zu stehen und das gleiche zu erleben.

Nach dem Hausbrand vor zwei Monaten war mein Leben ziemlich eintönig geworden. Davor hatte es viel Farbe und war Lebenswert gewesen aber jetzt... wartete ich einfach bis auch die letzten Tage vorbeihuschten und ich die Augen zum letzten Mal schließen konnte. Ich war nicht suizidal nur etwas... verloren.

"Park Jimin?" Hörte ich die kratzige Stimme meiner Geschichtslehrerin. Eigentlich sollte ich jetzt aufstehen und etwas sagen aber ich wollte nicht.

"Wieso passt du wieder nicht auf, Jimin? Das ist die wertvolle Geschichte unseres Landes. Du solltest wenigstens ein bisschen Interesse an ihr und unseren 6 Prinzen zeigen." Erklärte sie mir aber ich hatte keine Lust und keine Kraft ihr wieder zu antworten. Sechs Prinzen? Wertvolle Geschichte? So ein Schwachsinn!

Sie schien es endlich verstanden zu haben, dass ich kein Interesse hatte, denn sie sprach einfach weiter. Über die sechs mysteriösen Prinzen dessen Gesichter und Namen geheim waren. Wie sollten wir an etwas Glauben, dessen Namen und Aussehen wir nicht kannten? Das waren doch bestimmt nur ausgedachte möchtegern Majestäten, die benutzt wurden um den Menschen etwas Drama in ihr Leben zu rufen. Mehr nicht.

Schließlich, als die Stunde endlich vorbei war, nahm ich meine Sachen und lief nach Hause. Es regnete immernoch wie aus Eimern und ich hatte meinen Regenschirm vergessen. Ach, wie ich mein Leben nur verabscheute... Durch den konstanten Regen wirkte alles so grau. Der Himmel, die Straßen aber auch die Menschen wirkten alle leblos.

Mit einem festem Griff umklammerte ich meine Tasche und rannte los um wenigstens ein wenig schneller zu Hause an zu kommen. Komplett durchnässt ließ ich meine Tasche auf den Boden des Flures fallen und seufzte. Es war Sommer! Warum musste es so oft regnen?!

"Jimi!" Ertönte die helle Stimme meiner kleinen Schwester. Dank ihr war ich noch hier. Sie machte mich glücklich auch wenn sie ziemlich ungeduldig und nervig sein konnte, liebte ich sie.

"Hallo Sila." Begrüßte ich sie warmherzig und wollte sie umarmen, doch kassierte nur eine Schelle von der 7-Jährigen.

"Du Hässlichkeit bist total nass! Als ob ich dich umarme!" Keifte sie mich an und ich hielt mir meine Wange.

"Tut mir Leid." Lächelte ich entschuldigend und sie stampfte in ihr Zimmer um Minecraft zu spielen und um BTS zu hören. Ahja... BTS.

Die Bangtan Boys waren eine ziemlich bekannte koreanische Gruppe, die um die ganze Welt reiste. Bestehend aus den sechs Jungs RM, V, Jhope, Suga, Jin und Jungkook. Sie waren weltberühmt und dazu noch unglaublich talentiert. Zu gern würde ich so gut singen und tanzen können wie sie. Es war wie ein unantastbarer Traum, den die sechs Jungs für mich lebten. Für sie war es Normalität und für mich war es Surrealismus jemals so perfekt zu sein.

"Jimin! Schatz? Du bist zurück?" Fragte mich meine Mutter verwundert und ich nickte nur als Antwort.

"Hatten heute etwas früher Schluss..."
Erklärte ich ihr mein plötzliches Auftauchen und sie legte sofort ein Handtuch auf meinen Kopf um mir meine Haare trocken zu rubbeln.

"Warum kannst du es dir nie merken einen Regenschirm mit zu nehmen?" Kicherte meine Mutter und ich zuckte nur mit meinen Schultern.

"Kann ich dich um etwas bitten?"
Fing ich dann an und nahm ihr das Handtuch ab um selbst weiter zu machen.

"Was denn, Schatz?" Wollte sie direkt wissen und ich wusste innerlich schon, dass sie absagen würde.

"Also... Nicht weit von hier gibt es eine Tanzschule und ich wollte fragen ob..." beendete ich meine Frage nicht und senkte meinen Kopf. Zittrig schwankten meine Pupillen zwischen zwei Punkten hin und her und ein trauriges lautes Ausatmen verließ meine Kehle.

"Du weißt doch. Kein Tanzen bevor sich nicht deine Noten verbessern." Ermahnte sie mich und ich wusste, dass sie es nur gut meinte. Trotzdem machte es mich wütend.

"Aber wir haben 80 % des Tages nur Geschichte! Diese scheiß Privatschule labert ununterbrochen über Hexen und über Prinzen! Dieser langweiliger Schwachsinn juckt mich nicht! Ich will tanzen!" Geigte ich ihr meine Meinung wohl schon zum zwanzigsten Mal seitdem wir in England waren.

"Ich weiß es ist anders als in Korea. Ich weiß es ist ungewohnt und schwer. Aber wenn du wenigstens ein kleines Bisschen Interesse zeigen würdest, wäre es schon viel angenehmer den ganzen Tag über Mysterien der Hexen und Prinzen zu hören. Du magst es vielleicht nicht glauben, aber es ist nicht umsonst alles im Fach Geschichte." Versuchte sie mich zu ermutigen aber ich schüttelte den Kopf.

"Das ist alles kompletter Blödsinn. Menschen fressende Magierrinen?! Wie soll ich bitte an diese Märchen glauben?" Zischte ich ungläubig. Sie aber legte nur eine zarte Hand auf meine Schulter.

"Auch wenn es nicht so scheint... Die Geschichte Englands ist viel spannender als du denkst." Meine Mutter lächelte und ließ mich allein im Flur stehen.

Mit offenem Mund stand ich noch eine Weile dort, bis ich mich endlich in mein Zimmer aufmachte. Es war nicht groß aber ziemlich modern und gemütlich.
Still betrat ich es und mein Blick fiel sofort auf die Bilder meiner alten Tanzschule. Wie ich mit meinen ehemaligen Freunden meine Passion, meine Leidenschaft ausgeübt hatte. Das alles was jetzt noch Fetzen Vergangenheit waren, die ich mir ab und zu gern mal anschaute.
Ich hing meine leere Tasche zum trocknen auf und ging ins Bad um mich zu waschen. Erleichtert aufatmend ließ ich mich ins warme Wasser in der Wanne gleiten und zischte als das Wasser meine viel zu kalt geratene Haut berührte. Wortlos betrachtete ich meinen Körper. Es ist zwar nicht lang her aber ich habe jetzt schon an Masse verloren.

Mein Blick huschte zum Fenster. Es schien immernoch zu Regnen und ich spürte wie mich mein Lebenswille verließ. Traumatisiert kramte ich nach einem Rasierer und versuchte die Rasierklinge raus zu bekommen und schrie leise auf als ich mich schnitt.

"Fuck..." zischte ich und schmiss den Rasierer auf die andere Seite des Badezimmers. Das Blut von meinem Finger tropfte ins Wasser.

"So lächerlich..." Schmunzelte ich und tauchte den Finger ins Wasser. Ein brennendes Gefühl umspielte meine Hand und ich keuchte.

So endete mal wieder einer dieser traurigen dunklen Tage. Ohne das ich mich auf Morgen freute....

I'm the King of England(Jikook) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt