Kapitel 1

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Clara

Was hatte mich dazu geritten? Hatte ich nicht schon viel zu viel zu tun? Vor allem für die Schule. Momentan war es ziemlich stressig. Scheinbar drehten die Lehrer alle durch. Arbeiten über Arbeiten, Vorträge über Vorträge, konnte die mal jemand stoppen? Das ging mir langsam wirklich an die Nieren. Und wo war ich jetzt? Ich befand mich im "Santa Maria", dem Lieblingsclub meiner besten Freundin Sierra. Sie hatte mich doch noch überreden können mitzukommen, zusammen mit Silvia, Jerry und Marco. Drei weiteren Freunden von mir. Sierra kannte ich schon seit dem Kindergarten. Die anderen drei hatte ich im Laufe meiner Schulzeit kennengelernt und sie waren mir wirklich ans Herz gewachsen. Ich stand an der Bar, während die anderen vier sich auf der Tanzfläche tummelten. Ich weiß, ich klinge sehr nach einer Streberin, vielleicht war ich das auch ein wenig, zumindest wollte ich einen ordentlichen Schulabschluss erreichen. Während andere nur ans feiern dachten. Ich meine damit nicht meine Freunde, denn die waren nun wirllich keine Leute die ständig Party machten und sich nicht um die Schule kümmerten. Jedenfalls dachte ich gerade wieder daran, wie viel ich noch zu tun hatte. Konnte ich nicht einfach mal abschalten und das Leben genießen? Warum ließ ich mich nur zum feiern überreden und feierte dann gar nicht richtig. Aber saß trotzdem an einer Bar, mit einer Cola vor der Nase. Der Stress in der Schule machte mir wirklich zu schaffen. Ich hing gerade meinen Gedanken nach und überlegte schon welche Hausaufgaben ich als nächstes machen würde,wenn ich wieder zu Hause war. Da stieß mich jemand von der Seite an und drückte mir einen Cocktail in die Hand. Mein Blick fiel auf Marco, der mich nur angrinste. Er gab mir das zeichen, dass ich endlich anfangen sollte den Cocktail zu trinken. Ich formte mit den Lippen ein fragendes "warum?", er antwortete nur "zum feiern!" und ging wieder zurück zu den anderen. Ich überlegte nicht lange, hatte ich nicht gerade darüber nachgedacht warum ich nie wirklich entspannte? Die Antwort lag doch auf der Hand, ich versuchte gar nicht zu entspannen, sondern machte immer nur das, was meine Eltern mir sagten. Und das war gut in der Schule sein, was anderes interessierte die gar nicht. Das sollte sich jetzt und hier ändern. Ich wollte nicht mehr nur das tun was meine Eltern von mir verlangten. Ich war schon fast 18, da sollte man doch meinen, dass ich der Herr meines Selbst sein konnte. Daher stürzte ich fast in einem Zug den Cocktail runter und gesellte mich dann zu meinen Freunden. Es brauchte nicht lange bis ich durch den Alkohol im Blut ziemlich aufdrehte. Sicher, ich hatte nicht nur ein Glas getrunken, mittlerweile waren es schon mehr geworden und ich spürte wie mein Herz pulsierte. Mit der Zeit wurde mir etwas schwindelig und ich konnte nicht mehr ein Fuß vor den anderen setzen. Meinen Freunden ging es wie mir schien genauso und daher beschloss ich nach Hause zu fahren. Mit dem Auto fahren konnten wir eh nicht, daher rief ich Sierra und mir ein Taxi. Silvia und Jerry hatten sich in eine Ecke verzogen und vergnügten sich. Auch Marco gesellte sich zu uns und wir warteten zu dritt auf das Taxi. Jerry und Silvia würden schon alleine zurechtkommen. Immerhin hatten sie mir versprochen nachzukommen. Das Taxi kam und wir stiegen mit Mühe und Not ein. Wir schafften es gerade noch dem Taxifahrer zu sagen wo wir hin wollten. Wir hatten vereinbart dass wir alle bei Sierra übernachten würden, denn sie hatte sturmfrei. Ihre Eltern waren auf Geschäftsreise. Dort angekommen, torkelten wir, aneinander festhaltend ins Haus. Keiner von uns hatte noch die Kraft sich seinen Pyjama anzuziehen, geschweige sich in irgendeiner Art und Weise zu waschen. Wir vielen in unsere Betten und schliefen sofort ein.

Marco

Mein Kopf dröhnte, als ich am nächsten morgen aufwachte. Ich konnte mich an nichts mehr erinnern, was am abend zuvor passiert war. Mein Blick schweifte durchs Zimmer und blieb an einem Bild hängen. Darauf abgebildet war eine junge Frau mit blonden langen Haaren. Sie sah hübsch aus. Da ich keine Ahnung hatte, wo ich war, musste ich lange überlegen, wer diese Person sein könnte. Sie kam mir so bekannt vor. Schritte holten mich aus meiner Gedankenwelt zurück in die Realität. Also drehte ich mich um und schaute zur Tür. Im Türrahmen stand Sierra. Sie stützte sich mit den Handballen im Türrahmen ab und schaute mich mit einem nichtssagenden Blick an. Scheinbar war auch sie sich nicht sicher was am gestrigen Abend geschehen war. Erst als sie mich längere Zeit angestarrt hatte, hellte sich ihre Miene auf und sie lächelte. Mein Blick war in der Zwischenzeit zurück zu dem Bild gewandert und mitlerweile hatte ich auch kapiert in welchem Haus ich mich befand. Schon allein die Tatsache, dass nicht weit von mir Sierra stand gab mir zu verstehen, dass ich mich im Haus von ihr befand und das die Frau auf dem Foto ihre Mutter war. Denn sie glich ihrer Mutter sehr. Unwillkürlich drehte ich mich zurück zu Sierra, welche sich nicht vom Fleck gerührt hatte. Ich versuchte ihr Lächeln zu erwidern, doch es misslang. Ein ziehen in meinem Kopf ließ mich zusammenzucken, wodurch mein Lächeln mehr einer komischen Fratze glich. Ich setzte mich auf, wodurch die Kopfschmerzen nicht gerade besser wurden. Sierra kam auf mich zu, ihr war mein schief gelaufenes Lächeln wohl nicht entgangen , weshalb sie mir ein Glas Wasser und eine Aspirintablette reichte. Ich bedankte mich bei ihr durch ein einfaches nicken und schluckte die Tablette mitsamt dem Wasser hinunter. Eine Zeit lang schwiegen wir. Erst als die Kopfschmerzen besser wurden konnte ich auch wieder etwas klarer denken. Daher fragte ich sie, wo denn die anderen seien? Sie zeigte mit dem Finger nach oben " Clara liegt noch oben und schläft, aber ich wundere mich, dass Silvia und Jerry nicht da sind, wollten die nicht nachkommen? So hatte Clara mir das jedenfalls gesagt."

" Ich weiß es auch nicht, ich war gestern so breit. Ein Wunder, dass ich heil hier angekommen bin."

Sie nickte " Die werden sich schon melden, wenn sie ihren Rausch ausgeschlafen haben, da bin ich mir sicher. Und nun lass uns frühstücken, Clara wird bestimmt auch gleich runter kommen."

Clara

Ich wurde von Geschirrgeklapper geweckt. Ich versuchte aufzustehen, doch mir wurde etwas schwindelig und ich blieb erst einmal sitzen. Als es besser wurde stand ich langsam auf, dabei hatte ich das Gefühl, als würde mein Kopf jeden Moment explodieren. Also beschloss ich erst einmal eine Runde zu duschen, vielleicht würde ich mich danach besser fühlen. Im Badezimmer schälte ich mich aus meinen Klamotten, die ich gestern Abend nicht ausgezogen hatte. Ich betrachtete mich im Spiegel. Ein dünnes, verkatertes und übermüdetes Mädchen schaute mich an. War ich gestern wirklich so voll gewesen? Ich sprang unter die Dusche und ein erfrischend kalter Wasserstrahl erfasste mich. Es war ein herrliches Gefühl, schlagartig wurden die Kopfschmerzen besser und ich spürte wie mein Herz raste. Als mich ein klopfen an die Tür erstarren ließ. "Clara kommst du? Wir wollen frühstücken."

Es war Sierra. Ich antwortete ihr "Bin demnächst fertig, könnt ruhig schon anfangen."

"Ist in Ordnung, aber beeil dich ein wenig."schallte die auch etwas übermüdete Stimme meiner Freundin zu mir rüber. Ich versichterte ihr, dass ich mich beeilen würde und hörte dann noch, wie sie die Treppe hinabstieg.

Kurze Zeit später saß ich zusammen mit den anderen am Frühstückstisch. Keiner sagte etwas, unsere Blicke verweilten nur auf den leeren Stühlen neben uns. Mir war erst jetzt aufgefallen, dass Silvia und Jerry nicht da waren. Sierra schaltete das Radio ein.

Guten Morgen liebe Zuhörer, wir freuen uns, dass sie so früh eingeschaltet haben. Und jetzt zu den neun Uhr Nachrichten. Heute morgen fanden Bauerarbeiter auf einer Baustelle, am Rande der Stadt eine Bombe aus dem ersten Weltkrieg. Das Bombenkomando wurde sofort alamiert. Alle Bewohner der Gegend werden gebeten übers Wochenende ihre Häuser und Wohnungen zu verlassen bis die Bombe entschärft ist.
Und nun eine Nachricht vom gestrigen Abend. Bei einem Unfall kamen zwei Menschen ums Leben. Bei den Personen handelt es sich um ein junges Mädchen ca. 18 Jahre alt und einen jungen Mann um die 20. Bislang ist noch nicht klar wie der Unfall zu Stande kam. Momentan wird nach Angehörigen der Toten gesucht, da die Identität der Verstorbenen noch nicht festgestellt werden konnte. Die Polizei bittet um jegliche Mithilfe um Angehörige ausfindig zu machen. Bekannt ist, dass die Toten in einem roten Golf unterwegs waren. Weitere Einzelheiten wurden nicht bekannt gegeben. Kommen wir zum Wetter...

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