Krieg den Arsch hoch, Kleiner!

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Merrick - Freitag, 30. November - Miami

Peyton lenkt den Wagen direkt in die Tiefgarage des Wolkenkratzers, in welchem sich die Wohnung unseres jüngsten Bruders befindet. Seit Tagen meldet er sich nicht, hat sein Handy aus und es gibt kein Lebenszeichen von ihm. Gut, dass wir Geschwister untereinander immer in unsere Wohnungen können - ob derjenige will oder nicht. Das war so eine Regelung, auf die unsere Eltern bestanden hatten.

»Denkt ihr, es ist ihm was passiert?«, fragt Oakley nachdenklich und verstaut die Sonnenbrille in ihrer großen Tasche.

»Dann hätte man uns doch schon Bescheid gegeben«, sage ich, um sie zu beruhigen. Unsere Schwester, mit Hilfe von Mum, hat darauf bestanden, dass wir endlich nachsehen, was mit Ryder los ist.

»Es sieht ihm nicht ähnlich, dass er nicht arbeitet und sich nicht meldet«, fährt sie fort. Nacheinander entsteigen wir dem Wagen und gehen auf den Aufzug zu. »Er war schon auf dem Ball so komisch.«

Sobald sich die Fahrstuhltüren in der richtigen Etage öffnen, schreitet Oakley voraus und verschafft sich Zutritt zu Ryders Apartment. Wir folgen ihr dicht auf den Fersen und starren sprachlos auf das Chaos, dass sich uns bietet.

Nur wenige Meter von der Tür entfernt liegt ein demoliertes Regal, dessen ehemaliger Inhalt in Scherben und Einzelteilen drumherum verteilt ist.

»Oh mein Gott«, keucht Oakley auf und presst die rechte Hand auf ihren Mund. »Was ist denn hier passiert? Wurde er überfallen?«

Peyton tritt neben sie und sieht sich eingehend um. »Die Tür war aber nicht beschädigt.«

»RYDER???« Unsere Schwester macht sich vorsichtig auf den Weg in den Wohnbereich. »Wo bist du? Bitte sag mir, dass du nicht tot bist.«

Allein dem Geruch nach zu urteilen, wäre ich da nicht so optimistisch. Ich rümpfe die Nase und folge Oakley, steige über einige Scherben.

Es ist beinahe stockdunkel im Wohnzimmer. Nur das Licht im Flur wirft einen schmalen Streifen auf das Chaos vor uns. Unzählige Flaschen Bier und Hochprozentiges, sowie Pizzakartons und Schalen von irgendwelchen Lieferdiensten liegen herum.

Peyton geht auf die Fensterfront zu und sorgt für Tageslicht. Als die Jalousien oben sind, bemerken wir Ryder, der zusammengerollt auf dem Sofa liegt.

»Was zur Hölle ...«, entfährt es mir.

Ein Brummen ertönt und plötzlich richtet sich unser Bruder kerzengerade auf.

»Verschwindet«, zischt er.

Jeder Penner draußen auf der Straße sieht besser aus als unser Bruder. Seine Haare sind fettig und stehen ihm nach allen Seiten vom Kopf ab, die Augen sind geschwollen und blutunterlaufen und der sonst immer akkurat gestutzte Bart könnte auch mal wieder ein wenig Kontur vertragen.

»Himmel Ryder!« Oakley eilt an seine Seite und fällt dann auf die Knie. »Was ist denn passiert? Hier sieht es ja aus wie auf dem Schlachtfeld. Geht es dir gut?« Sie streckt die Hand aus und will ihm über den Kopf streichen, doch er entzieht dich ihr.

Peyton reißt die Fenster auf, um frische Luft hereinzulassen. »Hier riecht es, als würde irgendein verwesender Kadaver unter deinem Sofa liegen.«

»Der Kadaver ist ganz eindeutig unser Bruder«, sage ich und verschränke meine Arme vor der Brust, »was treibst du hier. Bist du besoffen?«

Ryder hebt seine Hand und deutet mit seinen Fingern an, dass er es tatsächlich ist. Ein wenig ... Pah, dass ich nicht lache.

»Was ist passiert?«, fragt Oakley erneut, mit mehr Nachdruck in der Stimme. »Wir machen uns Sorgen um dich.«

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