Gespräche

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Als ich an dem Tag nach Hause kam, erwartete mich schon meine Mutter mit dem Mittagessen. Sie sah heute sehr zufrieden mit sich selbst aus, was mich noch glücklicher machte, als die Tatsache, dass ich eine neue Lehrerin hatte, die mir Motivation gab,Englisch zu lernen. Meine Mutter bemerkte natürlich sofort meine gute Stimmung und fragte mit ihrem halben Lächeln: ,,Was bist du heute so gut drauf?".,,Nichts'', antwortete ich ihr schnell. Kurz herrschte Stille und ich vermied Augenkontakt. ,,Naja wie auch immer...", sprach sie leise und zwinkerte mir zu.
Anscheinend konnte sie gut sehen, dass ich mich in jemanden verguckt habe. Ich sah kurz weg und wir begannen darauf zu essen.

In den folgenden Englisch-Stunden mit Ms. Wolf kam ich immer wieder zu Konversationen mit ihr. Nicht, wie diese Streber und Musterschüler, die die gesamte Zeit über Grammatik oder Wortschatz sprachen. Nein, ich war bei ihr im Unterricht das Mädchen, das charmant und lustig ist, aber trotzdem gut im Unterricht aufpasste und mitmachte. Manchmal hatten wir auch mitten im Unterricht Gespräche über ihr Leben, wie es halt manchmal so ist, wenn Lehrer über ihr Privatleben reden. Sie hat erzählt, dass sie Gedichte sehr mag, vorallem kreative Poesie und, dass ihre Eltern denken, dass sie etwas besseres hätte werden können, als eine Lehrerin. Ich genoss diese Gespräche sehr und es erfüllte mich mit Stolz, ihr  zuhören zu dürfen, wie sie über sich sprach.

So ging das auch mehrer Monate, bis sie an einem Tag schlecht gelaunt in die Klasse kam. Es war grausam, denn so hatte ich sie noch nie erlebt. Ihre Stimme klang tiefer, weil sie leicht sauer war, ihr Haar war nicht so ordentlich wie sonst und gelächelt hat sie auch nicht. Ich machte mir trotzdem keine gewaltigen Sorgen und tat das, was ich immer in ihrem Unterricht tat: Ich war offen und versuchte diesmal ihre Laune etwas zu heben. ,,Emma heute möchte ich besonders von dir nichts hören.", kam leicht nervös von ihr. Ich erschrak. Mein Herz fror ein. Wie konnte sie nur? Oder wohl eher warum? Ich hatte in dem Moment einfach den Drang zu weinen. Ich verbrachte Rest der Stunde damit, leise auf meinem Platz zu sitzen und zu planen, wie ich sie am Ende frage, was ich falsch gemacht hatte.

Nach der Stunde ging ich also zu ihr an den Pult. Meine Mitschüler hatten alle schon den Raum verlassen und da stand ich. ,,Was gibt's?", fragte sie schnippisch. ,,Ich wollte fragen,was ich falsch gemacht habe. Anscheinend waren sie von meiner Präsenz heute nicht so begeistert'', antwortete ich schüchtern und unsicher. Sie bemerkte das und plötzlich wurde ihre Miene weich und ihre Augen funkelten wieder. Man sah Reue. ,,Tut mir Lied ich hätte nicht so reagieren dürfen".,,Auf was reagieren?'', kam schnell von mir. Sie ging an mir vorbei und schloss die Tür. ,,Du, ich weiß, dass du mich magst und etwas attraktiver findest als andere Frauen... Das habe ich in den letzten Unterrichtsstunden beobachten können." Sie machte eine kurze Pause. "Ich persönlich fühle mich geschmeichelt und hatte unglaublich schlechte Laune, weil ich das Gleiche für dich empfinde,..." Mir huschte ein sanftes Lächeln ins Gesicht und ich fühlte, wie meine Wangen rot anliefen. ",,...aber das hier funktioniert einfach nicht." Da war sie wieder, die Enttäuschung. Ich hatte sie so oft in meinem Leben erlebt, aber noch nie so intensiv, wie in diesem Moment.

Eine Stille herrschte nach ihren Worten. Ich wollte nicht, dass es so wird, aber ich traute mich auch nicht, etwas zu sagen, also sah ich sie nur an. Ihre Augen waren wunderschön und wie sie zu mir hoch sah, war zu süß. Ohne nachzudenken küsste ich sie einfach.

Das war das 2. Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch :)

Ms. Wolf (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt