Fieber

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Es war der heißeste Tag im  August seit Beginn der Wetteraufzeichnungen für den Bundesstaat New York. Die meisten Einwohner hatten sich in ihre vier Wände zurückgezogen und suchten Abkühlung mit kalten Getränken und einer funktionierenden Klimaanlage. Jeder Mensch der noch bei Verstand war, verbrachte diesen Tag im Schatten, wie Tony Stark anmerkte.

„Willst du uns etwas damit sagen?", fragte Steve Rogers den Milliardär, als er mit seinem Schild geschickt einen Angriff auf den Iron Man abwendete.

„Ich möchte damit nur sagen, dass die Schurken von heute einfach keinen Anstand mehr besitzen", entgegnete Tony und schaltete einen weiteren Feind mit einem gekonnten Abschuss seiner Blasterkanonen aus.

Die Rächer hatten sich ursprünglich auf ein ruhiges Wochenende eingestellt, bis Darcy Lewis in ihrem Büro bei SWORD die Gruppe auf verdächtige Aktivitäten außerhalb ihres Hauptquartiers bei New York aufmerksam gemacht hatte. Hydra mochte zerstört worden sein, doch offenbar gab es auch jetzt noch nach den dramatischen Ereignissen um Bucky Barnes' Rückkehr ehemalige Agenten der Verbrecherorganisation, die es sich zu ihrem Ziel gemacht hatten, die Rächer zu zerstören.

„Sie hätten sich einen Tag aussuchen können, an dem man nicht denkt, man sei auf Tatooine und das Gefühl hat, von zwei Sonnen gleichzeitig gebraten zu werden", stimmte Peter Parker seinem Mentor zu. Steve blickte verständnislos, Tony verdrehte unter seinem Helm die Augen.

„Jetzt ist nicht der Moment für Anspielungen auf moderne Popkultur", bemerkte er streng.

Immerhin mussten die Rächer diesen Kampf nicht alleine bestreiten. Loki, Prinz von Asgard und ehemaliger Feind der Helden, kämpfte an der Seite seines Bruders. Seit der Trickster vor zwei Jahren mit Hilfe der Chitauri (erfolglos) versucht hatte die Erde zu erobern, war es zu einschneidenden Veränderungen in der Gruppe gekommen. Loki und Thor hatten die Streitigkeiten aus ihrer Jugend beiseite gelegt und lebten nun gemeinsam auf der Erde. Der jüngere Bruder des Gottes führte jetzt ein friedliches Leben als Mitglied der Rächer und er hatte in Darcy, der ehemaligen Praktikantin von Jane Foster seine große Liebe gefunden.

Die Rächer waren zu Beginn skeptisch gewesen, ob es Loki gelingen würde, die Seiten zu wechseln ohne dass seine unberechenbare Natur als Gott des Chaos die Oberhand gewinnen würde, doch der Trickster fügte sich zu seinem eigenen Erstaunen konfliktfrei in der Gruppe ein. Er genoss sein neues Leben mit Darcy und die Tatsache, dass er jetzt ein Held und nicht länger das Monster war.

Gerade besiegte Loki einen Agenten von Hydra indem er ihn mit einer Astralprojektion überraschte und einen Dolch in den Rücken rammte.

„Gemein, aber eine gute Taktik", lobte Tony seinen ehemaligen Gegner.

„Ich denke, wir haben den Feind besiegt", stimmte Thor dem Genie enthusiastisch zu. Loki reagierte nicht. „Bruder?" Der Gott des Donners blickte zu dem anderen Mann.

Der Trickster keuchte vor Anstrengung. Schweißperlen standen auf seiner blassen Stirn und er schwankte leicht, als würde ihn sein untrüglicher Gleichgewichtssinn auf einmal im Stich lassen. Die Hitze hatte allen Rächern während des Kampfes arg zugesetzt, aber keiner hatte mehr unter dem extremen Wetter gelitten als Loki. Durch seine Adern floss das Blut der Eisriesen. Er war die vereisten Weiten seiner Heimat auf Jotunheim gewöhnt, sein Körper war nicht in der Lage, mit der ungewöhnlichen Wärme umzugehen.

Thor war der erste Rächer, der bemerkte, dass es Loki nicht gut ging. „Bruder?", fragte er erneut. Sein Lächeln verblasste, als Sorge sein Gesicht verdüsterte.

Loki wankte einen Schritt nach vorne. „Thor?", krächzte er. „Ich fühle mich nicht gut ..." Seine Worte gingen in einem Keuchen unter, als der Trickster die Augen verdrehte und zur Seite kippte. Kurz bevor sein Kopf auf die harte Erde traf, fing ihn Steve auf, der ihm von den Helden am nächsten gestanden war.

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