Kapitel 1: Jake Terre

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Isch wünsche juten tach mene Freunde ich bring nur schwachsinn raus aber egal!

UUUUnd los!

Kapitel 1 Jake Terre

Ayla las gerade zum dritten Mal einen LEG (Lustigste Echte Geschichten) Comic, als Ann in ihr Zimmer gestürmt kam. „Der Krankenwagen ist am Hintereingang angekommen und hat den Jungen aus Zimmer 23 abgeholt."
„Oh. Was ist ihm denn passiert?" Ayla schaute gespannt von ihrer Lektüre auf, sprach aber ganz ruhig. Dramatische Neuigkeiten konnten sie nicht so leicht aus der Fassung bringen. Vor allem, wenn Ann sie überbrachte, die eine Neigung hatte, unspektakuläre Ereignisse für außergewöhnlich zu halten.
„Ich weiß nicht genau. Ich glaube, er war ohnmächtig!" Ayla betrachtete ihre Freundin. Das wie ein Junge aussehende zehnjährige Mädchen betonte das Wort ‚ohnmächtig' so, dass Ayla glaubte, ihre Freundin wolle auch in diesem Fall das Geschehene dramatischer darstellen, als es eigentlich war.
„Warum denn das? Und warum hast du dich in den Teil des Internates für Jungen geschlichen?" antwortete sie. Im gleichen Moment bereute sie, nicht erst die Antwort auf die erste Frage abgewartet zu haben, da sie Ann mit der zweiten Frage die willkommene Gelegenheit gab, vom eigentlichen Thema abzulenken. Ann nahm diese Gelegenheit dankbar an und ignorierte Frage eins.
„Mir war eben langweilig. Und außerdem hab ich Pet gefragt, was es zu essen gibt."
Ayla verdrehte die Augen. Sie wusste, dass Ann in den Küchenhelfer Pet verschossen war. Er war nur wenig älter als sie, und ständig schwärmte sie von seinen hübschen Augen und seinen Haaren. Ayla wusste nicht, was an Haaren so toll sein sollte. Oder an Augen. Hauptsache, man konnte mit ihnen kucken. Wie sie aussahen, war eigentlich ziemlich egal. Sie überlegte kurz, ob sie noch einmal auf ihre erste Frage zurückkommen soll, entschied sich dann aber, lieber gut hörbar zu seufzen. Ann sollte merken, dass sie am Thema Pet wirklich kein Interesse hatte.
Dann herrschte Schweigen. „Oh nein", sagte Ayla. „Der Typ aus Zimmer 23 war doch Schulsprecher." Die Schulsprecher waren für alles Mögliche zuständig. Sie kümmerten sich um die Sorgen der anderen Schüler, organisierten Veranstaltungen und gaben einem das Gefühl von Sicherheit.
„Ja genau, und der Vertreter von ihm ist noch in den Ferien."
Ayla wollte etwas antworten, doch da hörten sie beide das vertraute laute Gongen. Vor der Tür des Zimmers der beiden Mädchen hörte man einige Stimmen. Als Ann die Tür aufmachte, sagte jemand zu ihr: „He, was hast du denn hier zu suchen? Ich dacht Jungs wären im Mädchentrakt verboten." und dann war die Person auch schon wieder weg.

Als Ann und Ayla an den – weil noch Ferien waren – leeren Klassenräumen vorbeigingen, stießen sie auf einen Jungen mit seltsam rot-gelb leuchtenden Augen. Außerdem hatte er rote Augenbrauen und lila Ringe unter den Augen. An seinen Ohren baumelten kleine schwarze Ohrringe, und sein Haar war zu einem strengen Scheitel gekämmt. Er trug einen seltsamen Gürtel mit unterschiedlichen Messern und einigen seltsamen Taschen. Außerdem hatte er Sandalen an den Füßen, obwohl es Herbst war. „Ah gut, endlich habe ich wen gefunden, dem ich es zeigen kann."
„Was zeigen?", fragte Ayla. Obwohl er ein ziemlich abschreckendes Äußeres hatte, fand sie den Jungen sympathisch. Er hatte etwas an sich, das irgendwie beruhigend auf sie wirkte. So, als wäre all das grell-pieksige, das einem in die Augen stach, von Watte abgepolstert.
„Ich weiß ja selbst nich was es ist", sagte der Junge. „Ach so, ich bin übrigens Jake Terre."
"Hi Jake. Ich bin Ayla, und das ist Ann." Ayla sah zu Ann herüber, die wie angewurzelt neben ihr stand und Jake mit offenem Mund anstarrte. Etwas steif hob sie ihren Arm und winkte langsam in Jakes Richtung.
Plötzlich fuhr ein Ruck durch sie, dann legte Ann voll los: „Wann kannst du uns das Ding zeigen? Wieso hast du es gefunden? Ist es ein Lebewesen?"
„Ich erkläre es, wenn ich es euch gezeigt habe."
„Warum sollen wir dir trauen und warum ausgerechnet wir?", fragte Ayla, obwohl sie sich schon längst entschieden hatte, diesem merkwürdigen Jungen zu folgen.
„Ich hab mir einfach gedacht, dass ihr mir glaubt und alle Jungs glauben, ich sei ein Psychopath."
„Das ist hart. Na gut, wann denn?", sagte Ayla, auch wenn sie die Antwort schon kannte.
„Jetzt sofort."

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