Der Himmel draußen schien seine Stimmung zu spiegeln. Den ganzen Tag schon war das Himmelszelt eine unförmige graue Masse gewesen. Man wusste nicht, ob es den ganzen Tag noch so weiter gehen sollte, oder ob es doch noch umschlagen würde. Es war fast so, als könnte sich jemand nicht entscheiden. Ein wenig bedrückend.
Mit einem Ellbogen auf der Fensterbank und den Blick ziellos nach draußen gerichtet entwich ihm ein erneutes Seufzen.
Entgegen seiner eigentlichen Einstellung wünschte er sich manchmal, er könnte all das mit jemandem teile. Es würde schon reichen zu wissen, dass ihm jemand zuhörte, ohne ihn danach zu beurteilen oder zu bemitleiden. Mitleid war einer der Gründe, warum er all seine Gedanken und eigentlich die meisten Tatsachen seiner Vergangenheit bei sich behält.
Wer wollte schon für etwas bemitleidet werden, was sich eh nicht ändern ließ. Außerdem macht dich auch deine Vergangenheit im Endeffekt zu der Person, die du nun bist. Dabei ist es überhaupt nicht relevant, ob die Erlebnisse nun durchweg gut oder eben durchstreut mit Negativem sind. Die Erfahrung formt dich, macht dich stärker, verletzt dich und beeinflusst deinen Blick auf die Welt.
Es wäre selbstheuchelnd zu sagen, seine Erfahrungen hätten nicht maßgeblich dazu beigetragen, dass er sich so verschloss. Die Frage blieb bloß, ob es etwas geben würde, was in ihm vielleicht sogar den Wunsch erwecken würde, sich zu öffnen. Ihm dabei helfen würde, ein kleines bisschen loszulassen.
Er hatte schon lange nicht mehr so viel über all das nachgedacht. Eigentlich schätzte er seine Ruhe sehr, aber manchmal tat ein Einschnitt durch eine von Gojos Aktionen oder einfach der Wirbel seiner Existenz auch ganz gut. Nach außen mag das zwar nicht so scheinen, aber insgeheim brauchte er einfach ein wenig Ablenkung.
Im Hinblick auf die letzten Ereignisse, wird es durch den Zuwachs an Erstklässlern wohl insgesamt etwas lebhafter werden.
Allerdings muss das nicht heißen, dass er sich deswegen an irgendwas anpassen würde. Ja, es würde lebhafter werden, aber ihm war klar, er würde seine Distanz behalten. Daran würde sich wohl nichts ändern. Nur weil mehr Menschen in seiner Nähe waren, ändert sich nicht zwingend etwas an der Gesamtsituation.
Und das, auch wenn sich etwas, wie ein drückendes Gefühl auf seine Brust legte bei dem Gedanken an all jenes, was zwischen ihm und den anderen wie eine Wand stand. All das Unausgesprochene, das Ungefragte, das Unbeantwortete. Es war unsichtbar und doch war es nun einmal da.
So war es schließlich besser, oder?
Die Blase mit den dünnen Wänden würde noch halten. Das musste sie schließlich und so war es am besten.
Vielleicht...
Was ist, wenn sie es nicht tun würde?
Wie würde es ihn beeinträchtigen, wenn sie platzen würde? Wenn sich alles mehr oder minder offenbaren würde?
Was würde passieren, wenn er tatsächlich jemanden in sein Inneres schauen ließ?
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Normalerweise kümmert es ihn nicht
FanfictionManchmal gab es so Nachmittage wie diesen. Der Himmel grau und unentschlossen, wie es auch seine Gedanken waren. Sie trieben ab, hin zu Orten, an die er sie nur selten ließ.