Ich habe Tarek tatsächlich noch geschrieben, nur eine kurze Nachricht, neckend, ohne auch nur einen Hauch von Ärger oder Enttäuschung durchscheinen zu lassen.
Hey, was war denn los hejte? Mjsste dwn ganzen Vanillecappucxino allein trinken 😉
Ich bin gerade auf dem Nachhauseweg, noch circa drei Straßen von meiner Wohnung entfernt, als ich mein Handy vibrieren höre.
Srry. Isr was dazwischen gekommen. Hatte keinen Kopf mehr dafur. Egal, vergiss es. Scheint als hattest du noch etwas anderes auser Vanillecapouchino getrunken, kann das sein? 😉
Jeder Funke Ärger, der in mir gewesen ist, erlischt sofort als ich diese Nachricht lese. Freya hat Recht, ich habe überhaupt kein Recht dazu, verärgert zu sein. Und Tarek ist mir gegenüber zu nichts verpflichtet. Diese Nachricht bestätigt mir nur noch einmal, dass ich ihn wirklich kaum kenne. Ich weiß nichts von seinem Leben und was da vielleicht passiert ist, warum er nicht kommen konnte. Neben der Leichtigkeit, die sich, seitdem ich die Nachricht abgeschickt habe, immer mehr in mir ausbreitet hat, macht sich plötzlich noch ein neues Gefühl in mir breit: Sorge. Doch auch das will ich nicht so offensichtlich zeigen, schließlich bin ich auch dazu (noch) nicht wirklich berechtigt.
Ja, aber du brauchst gsr nocjts sagen :D aber im ernst, alles okay?
Es ist schon ein bisschen merkwürdig: Zwei Studenten, die an einem Samstagabend, oder bessergesagt in einer Samstagnacht – denn mittlerweile ist es schon kurz nach zwei, wie mir mein Handy verrät – miteinander chatten. Ich fühle mich ein wenig zurückversetzt in meine Teenagerjahre. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich damals mit 16 mit René zusammengekommen bin. Er ist einer meiner besten Freunde zuhause gewesen, schon seit der Grundschule. Doch irgendwann habe ich begonnen, mehr für ihn zu empfinden. Da ich unsere Freundschaft aber nicht aufs Spiel setzen wollte, behielt ich das so gut ich konnte für mich. Nur wenn ich ein wenig zu viel Alkohol intus hatte, zeugten meine nächtlichen Anrufe und Nachrichten von den Schmetterlingen in meinem Bauch. Letztendlich kamen René und ich doch relativ schnell zusammen und führten ganze zwei Jahre eine Beziehung, bis René aufgrund seines Medizinstudiums kaum noch Zeit hatte, meine Erwartungen an eine Beziehung jedoch schon beinhalteten, regelmäßig Zeit miteinander zu verbringen. Dennoch hatten wir uns im Guten getrennt und stehen seit mittlerweile auch schon wieder drei Jahren immer noch in freundschaftlichem Kontakt zueinander. Alles andere wäre auch absurd gewesen, nachdem meine Familie ihn schon immer beinahe wie einen Sohn behandelt hat.
Ich werde unvermittelt aus meinen Gedanken gerissen, als mein Handy erneut vibriert. Mittlerweile bin ich bereits an meiner Wohnung angekommen und habe nach drei vergeblichen Versuchen etwas gereizt den Schlüssel im Schloss umdrehen können. Bevor ich seine Nachricht lese, ziehe ich mir allerdings mein oversized Linkin-Park-Bandshirt und eine Leggins an, trinke ein Glas Wasser, in der Hoffnung, einem morgigen Kater vorzubeugen und mache es mir auf meinem Bett bequem.
Alles gut, Familienpribleme hslt, kennt ja jeder 😊 tut mir leid dass ich dich deshaob versetzt habe. Wiedergutmschung mkrgen nachmittag? 😉
Ich befinde mich bereits in der Horizontale und meine Lider sind schwer. Mit ganzer Kraft fokussiere ich mich auf mein Handy und tippe eine Antwort.
Okay, freu mich drauf 😊
Durch meine Augenlieder hindurch kann ich ein Licht wahrnehmen, ein Teil von mir will es genauer betrachten, weil das vermutlich bedeutet, dass heute ein schöner sonniger Tag wird. Ein anderer Teil von mir vermutet jedoch, dass ich mir damit selbst schmerzen zufügen werde nach dem gestrigen Abend. Mit einem Stöhnen versuche ich dennoch die Augen zu öffnen, was sich jedoch als nicht so einfach herausstellt, denn meine Augen sind komplett verklebt. Ich reibe mir ein paar Mal darüber bevor ich sie langsam öffne um die Mischung aus Schlaf und alter Mascara, die nun an meiner Handoberfläche klebt, zu betrachten.
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Und zwischen uns das Leben
RomanceAn der Universiteit van Amsterdam spielt sich der normale Wahnsinn des Studentenlebens ab. Hier lebt die chaotische Maila ganz im Hier und Jetzt. Unbeschwert lebt sie einen Alltag zwischen Uni, Job und neuen Freundschaften. Doch dann gibt es nicht...