2 / Messages

3 0 0
                                    

Am Mittwoch ist im Café so unfassbar viel los, dass ich keinen Gedanken mehr an die Uni oder an Tarek verschwenden kann. Studenten über Studenten strömen an diesem Nachmittag ins Café „Freya's". Meine Chefin und Namensgeberin des Cafés, Freya, hat es vor etwas über einem Jahr neu aufgemacht. Es ist ein kleines Café mitten in der Innenstadt von Amsterdam. Von der Terrasse aus kann man auf die Amstel sehen, aber auch im Innenbereich kann man es sich zwischen alten Büchern, Palletten und Weinkisten bei Kerzenlicht und Lichterketten gemütlich machen. Es ist mir ein Rätsel, wie Freya an diesen Laden geraten ist. Freya ist nur zwei Jahre älter als ich und erzählt mir immer wieder gerne, wie für sie ein Traum in Erfüllung gegangen ist, als aus der Idee eines studentenfreundlichen Cafés Realität geworden ist. Seitdem tummelt sich hier der halbe Campus. Aber das ist auch kein Wunder. Freya ist es ein Herzensanliegen gewesen, einen Treffpunkt für die jungen Leute in der Stadt zu schaffen, einen Ort, an dem sich diejenigen, die vielleicht sogar zum ersten Mal weg von Zuhause sind, connecten können. Dementsprechend fair sind auch die Preise und auch das Interior und das Sortiment an Kaffee und Kuchen ist ganz an jungen Leuten orientiert. Ich arbeite sehr gerne hier. Man merkt einfach, wie viel Herzblut dahintersteckt. Freya hat letztendlich ihr Studium abbrechen müssen, weil sie es nicht mit dem Café unter einen Hut bekommen hat.

„Maila! Kannst du bitte zwei Strawberry-Cheese-Cake an Tisch acht bringen? Und einen Vanille-Cappuccino an Tisch fünf."

„Klaro Freya. Ich bin schon unterwegs!" Ich eile mit dem Geschirr in der Hand durch den Raum und achte genau darauf, nichts zu verschütten oder fallen zu lassen. So schusselig ich auch bin, im Café ist mir tatsächlich noch nie etwas zu Bruch gegangen und ich komme nie auch nur mit einem Fleck auf dem Shirt nach Hause. An diesem Ort fühle ich mich so wohl, hier kann ich trotz der vielen Kunden und der vielen Arbeit entspannen. Ich fühle mich wohl hier und ich tue das, was ich tue, leidenschaftlich gern.

Als ich den Vanille-Cappuccino an Tisch fünf bringe, grinst mich ein bekanntes Gesicht an.

„Maila-Maila? In einem Café? Hast du so große Freude daran Menschen mit Kaffee zu beschütten?"

Tarek. Wow. Mit ihm habe ich hier nicht gerechnet. Überhaupt habe ich die letzten drei Stunden kein einziges Mal an ihn gedacht. Ganz im Gegenteil zum gestrigen Tag. Vom Montag ganz zu schweigen.

„Hey Tarek. Nein, keine Sorge. Ich werde diesen Cappuccino ganz bestimmt nicht loslassen."

„Das wäre sehr schade. Denn ich hatte gerade vor ihn zu trinken." Er grinst noch breiter als zuvor.

Ein Schnauben entfährt mir. Dieser Typ bringt mich um den Verstand. Nicht nur, dass ich ohnehin schon merkwürdige Dinge in seiner Nähe sage. Oder dass er mich zu provozieren scheint. Er hat sich nun schon zwei Tage lang immer wieder in meine Gedanken geschlichen. Verlegen grinse ich zurück und stelle den Cappuccino auf seinem Tisch ab. Dabei achte ich nochmal besonders genau darauf, nichts zu verschütten.

„Maila! Ich brauch dich hier hinten!" ruft es von der Theke. Ich verspüre ein wenig Erleichterung darüber, dass Freya mich mit diesem Satz so leicht aus dieser merkwürdigen Situation retten kann. Gleichzeitig bin ich aber auch irgendwie ein wenig enttäuscht darüber, nicht länger Tareks Grinsen betrachten zu können.

„Sorry, ich muss wieder" entschuldige ich mich. „Man sieht sich."

„Bis dann Maila-Maila." Argh. Er tut es schon wieder. Unfassbar!

Gegen 19 Uhr mache ich Feierabend. Ich will gerade die Tür öffnen, als Freya mich zurückhält.

„Maila, warte mal kurz" ruft sie.

„Was gibt's denn?" Ganz kurz keimt ein Gefühl von Sorge in mir auf. Es gibt doch wohl keine Probleme? Doch diese Gedanken verfliegen sofort wieder, als ich Freyas Schmunzeln sehe.

Und zwischen uns das LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt