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p.cy

Nachdem ich Kyungsoo zum Rest des Teams gebracht habe, mache ich mich wieder auf den Weg zu meinem Schützling. Baekhyun hat den Raum nicht verlassen, er ist ans Fenster getreten und starrt nachdenklich nach draußen. "Was geht hier nur für ein kranker Mist ab?", murmelt er, als ich zu ihm getreten bin und meine Hand auf seinem Rücken platziert habe. "Keine Ahnung, aber du kannst absolut nichts dafür. Der Typ braucht ernsthafte Hilfe. Er kann die Konsequenzen seines Handelns nicht realisieren. Er weiß nicht, was er tut."

Baekhyun scheint kurz über meine Worte nachzudenken. "Ist das normal, dass ich null komma nichts gemerkt habe? Oder bin ich blind? Oder blöd?", fragt er und dreht sich zu mir um, um mich zweifelnd anzusehen. Ich schlucke. So viele Selbstzweifel wie in Baekhyuns Augen habe ich noch nie gesehen. Meine Hand, die auf seinem Rücken lag, schwebt jetzt vor seiner Brust und ich nehme seine Hand. "Weißt du", er schaut auf unsere verschränkten Finger herab, "wenn man jemanden liebt, ist man blind für sowas. Könnte ja die perfekte Beziehung ruinieren. Also zweifel bloß nicht deine Menschenkenntnis an, denn die ist, soweit ich das beurteilen kann, super."

Ich drücke seine Hand in der Intention, sie danach loszulassen, aber es fühlt sich so gut an, deshalb lasse ich sie einfach verschränkt und streiche mit dem Daumen unentwegt über seinen Handrücken. Er lächelt schwach. "Danke. Langsam wird es wirklich seltsam zu wissen, mit wem ich da eigentlich zusammen war." Sein Mund lächelt, aber seine Augen sind irgendwie traurig. Gerichtet sind sie zwar auf meine Brust, aber ich bin sicher, dass er sie nicht wirklich wahrnimmt. Ich schätze eher, er sieht ein Bild von sich und Jongdae vor seinem inneren Auge. Aus Zeiten, in denen er dem Anderen vollkommen vertraut hat. "Gruselig, oder? Aber falls das ein Trost für dich ist: man kennt einen Menschen nie zu 100%." Ich hielt meine Stimme gesenkt und Baek nickte leicht. "Kenne ich dich gut genug, dass ich sicher sein kann, dass du mich beschützt?"

Ich nicke. "Das ganze Team und ich werden alles dafür tun, dass dir nichts geschieht. Und bisher war noch kein einziger Auftrag ein Misserfolg", erkläre ich ihm sachlich. Eine kleine Ewigkeit schweigen wir, dann räuspere ich mich. "Willst du etwas sehen? Ich bin überzeugt, es wird dich aufmuntern."

Baekhyun stimmt zu und ich trenne unsere Hände, um nach meinem Handy zu kramen. Ich ziehe es hervor, suche ein Bild und reiche mein Handy Baek, der augenblicklich lächelt, kaum dass er einen Blick auf das Display geworfen hat. "Das ist Hoseok mit seinen zwei eigenen Hunden und Mongryong."

"Mongryong sieht glücklich aus."

"Ist er hoffentlich auch. Hoseok hält es für sicherer, wenn er erstmal bei ihm bleibt."

Der Sänger schaut sich das Bild noch einmal lange und gründlich an, ehe er mir das Telefon wieder gibt. "Ich würde es dir ja schicken, aber Ki hat immer noch dein Handy. Und ich schätze, du bist auch nicht sonderlich scharf darauf, dass Jongdae weiß, bei wem dein Hund ist."

Ohne irgendeine Aufforderung wähle ich den Videoanruf auf WhatsApp mit Hoseok aus und es dauert keine Minute, bis er abnimmt. "Yeollie!", begrüßt er mich freudig und grinst in die Kamera. "Hey Hoseok. Bist du gerade zuhause?" Er wirft einen Blick auf die Uhr. "Es ist kurz nach zehn, sogar ich trainiere jetzt nicht mehr. Was gibt es?"

"Zeig mal Mongryong. Mein Klie-Baekhyun ist hier und er würde sich freuen, seinen Hund zu sehen."

Hoseoks Kamera zeigt erst ihn selbst, dann die Decke - er hat sein Smartphone wohl auf den Tisch gelegt. "Ich skype gerade mit Hyungwon-ah", erklärt er, "wollt ihr nicht hallo sagen?" Er nimmt sein Smartphone wieder auf und schafft es nach einigen Versuchen, die Kamera zu drehen und er zeigt uns seinen Partner, der in Hawaiihemd und Shorts vor der Kamera sitzt und winkt.

"Hyungwon, sag hallo zu Yeol und Byun!"

Der Agent winkt und lächelt breit. "Na, wie ist der Urlaub?", frage ich und mustere meinen Kollegen. "Ganz gut. So entspannt und ruhig, aber ich vermisse meine Knarre." Hyungwon sieht tatsächlich entspannt und sorgenfrei aus. Mir fällt ein, dass er in zwei Tagen sowieso zurück ist. "Quatsch", schreit Hoseok dazwischen, "das einzige, was er vermisst, bin ich!"

"Ja, ich weine mich jeden Tag in den Schlaf aus Heimweh nach dem besten Partner auf dieser Welt."

"Du meinst wohl Universum."

"Übertreibs nicht, Ho."

"Hoffentlich hält deine Urlaubsfarbe länger als meine. Du bist richtig braun", schalte ich mich wieder ein, bevor zwischen den zwei wieder eine endlose Diskussion losgeht. "Hoffentlich klappst du beim Training nicht zusammen", fügt Hoseok trocken hinzu. Ich seufze leise und Baek wirft mir einen kurzen Blick zu, der mich sofort wieder ungetrübt stimmt.

"Ich sehe gerade vielleicht nicht so aus, aber ich trainiere auch im Urlaub regelmäßig", verteidigt sich Hyungwon sofort. Hoseok lacht auf. "Du sahst noch nie danach aus."

"Der Hund", räuspere ich mich und beide schweigen augenblicklich. "Oh stimmt. Bin gleich wieder da, Hyungwon." Hoseok läuft mit dem Handy durch seine Wohnung und ab und zu gibt uns die schlechte Internetverbindung im Flur ein Standbild, das ich nur zuordnen kann, weil ich Hoseoks Wohnung im Kopf habe. Außerdem war ich vor etwa zwei Wochen vor Hyungwons Urlaub dort.

"Tadaa", knackst er irgendwann und richtet die Kamera auf drei Hunde, die schwanzwedelnd umeinander herumhüpfen. Der kleinste von ihnen ist unverkennbar Mongryong. Das erkenne ich nicht nur, weil ich auf Hoseoks Babys schon mehrmals aufpassen durfte, nein, ich habe in den letzten Tagen auch genug Bilder von Baekhyuns Hund gesehen, dass ich ihn vermutlich selbst dann erkennen würde, wenn ich nur seine Silhouette sehen würde. "Schatzi, hiiii", ruft Baek laut aus und ich ziehe meinen Kopf instinktiv zurück. Das Idol hat nur Augen für seinen Hund und der Anblick des glücklichen Baek mit leuchtenden Augen erwärmt mein Herz.

"Gibt's was neues?", begrüßt Ki mich, als ich gegen elf das Überwachungszimmer betrete. Ich schüttle den Kopf. "Kyungsoo und ich haben die Sensoren wieder hingekriegt. An Byuns Handy sind wir noch dran, sieht gut aus, aber irgendwie übertragen die Überwachungskameras immer noch falsche Bilder." Kihyun nippt an seinem Kaffee und tippt konzentriert etwas.

"Wir sollten morgen mal Changky anrufen", bemerke ich. "Ja. Morgen", weicht Ki aus. Wie wir alle hasst er Streit im Team und anders als der Großteil der Truppe vermeidet er auch lieber Konfrontationen, um die Chance zu minimieren, es noch schlimmer zu machen.

"Laut den Kameras ist Byun zu Jongin ins Bett gekrochen, aber besser, du checkst das nochmal."

psycho: bonustrack [chanbaek]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt