8. Freitag nach dem Training

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Iwaizumi

»Iwaizumi, du musst Oikawa wieder einfangen. Der trainiert schon wieder ohne uns weiter.« sagte Watari in der Umkleide und grinste schief. Meine Miene verdunkelte sich, aber ich sah hier eine Gelegenheit um mit ihm zu sprechen. Erstmal nur über das, was passiert war, nicht über meine oder seine Gefühle. Es war zu früh um ihn darauf anzusprechen. Ich musste ihm damit Zeit lassen. Das innere Outing war schließlich das schwerste. Ich musste ihm beistehen, und das versuchte ich auch. Die anderen im Team gingen durch die vordere Tür nach draußen, ich nahm die Abzweigung in die Halle zurück.

»Dummkawa, komm jetzt. Morgen ist das Spiel, du musst dich schonen.«
»Bist du meine Mutter?«
Der Ball prellte gegen die Wand. Er war schlecht gelaunt, kratzbürstig. Sassy Slut. Wie ich das hasste... Mit einem stummen Blick bemerkte er, dass mich das extrem ankotzte und ich kurz davor war ihn zu schlagen.
»Provozier mich nicht.«
»Was sonst?«
Ich versuchte ruhig zu bleiben. Gewalt war keine Lösung, aber ein Mittel zum Zweck. Oikawa benahm sich wieder so distanziert, dass ich ihn wohl oder über wirklich schlagen musste, damit er wieder klar kam.
»Das ist doch alles zwecklos.« zischte er und schmiss den Ball in den Korb zurück. Er stiefelte zum Netzpfosten und trat mit voller Wucht dagegen. Ich schimpfte:
»Lass den scheiß sein, dein Bein ist sowieso schon verkrüppelt!«
»Tch.«
Er begann äußerst agressiv das Netz abzubauen. Ich wurde wütend, weil er nicht mit mir redete. Das nervte mich.

»Was ist jetzt schon wieder los? Immernoch sauer, weil wir verloren haben?« fragte ich ihn lautstark und meine Worte zeigten eine Wirkung. Augenblicklich stoppte er seine Bewegungen und sah mich äußerst schnippisch über die Schulter an.
»Hast du was mit ihr?«
Es dauerte einige Sekunden bis ich verstand, dass er von Minako redete. Die Niederlage gegen Ushiwaka war ihm völlig egal.
»Bist du behindert? Wer wäre ich, wenn ich was mit der Ex von meinem besten Freund anfangen würde?«
Ich verstand ihn nicht. Mochte er Minako etwa doch noch? War er jetzt eifersüchtig auf mich oder auf sie?
»Aber du magst sie trotzdem.«
»Ja, als Freundin. Weil sie eine gute Freundin ist und mit mir redet, im Gegensatz zu dir. Dein arroganter Arsch ist sich wohl zu fein um mit mir zu reden!«
Er riss das Band aus der Rolle. So fest, dass ich glaubte er zerriss das Netz. Aber er schluckte seinen Ärger runter. Langsam verlor ich die Geduld. In meiner Wut herrschte ich ihn an:
»Mach dein scheiß Maul auf, wenn du ein Problem hast! Ich hasse es, wenn du nicht mit mir redest!«

»Warum soll ich mit dir reden, hm?« fragte er wütend. »Bringt das irgendwas? Würde es irgendwas verändern? Dann tue ich es gerne. Aber im Moment haben wir besseres zu tun als zu reden. Rede mit Minako, hast du letztes Mal ja auch gemacht.«
Ich war kurz davor zu platzen.
»Ja, verdammt! Ich habe mit ihr geredet! Sie hat mir erzählt, dass du mich verfickt nochmal angelogen hast!«
Mit einem Mal wurde er still. Er wollte mich nicht ansehen, wippte nervös auf den Zehenspitzen auf und ab, sah streng an mir vorbei und verschränkte die Arme. Ich ließ meinem Ärger freien Lauf.
»Wie kannst du mich belügen? MICH? Du ziehst so eine scheiße ab und sagst mir nichtmal die Wahrheit? Lässt sie vor mir dastehen, wie ein Monster? Was ist nur los mit dir? Du bist in letzter Zeit so eine Furie geworden...«
Er sah mir in die Augen, so intensiv, dass es sich anfühlte als würde uch schmelzen. Ich kannte diesen Blick. Da war der Oikawa, der seine Impulse nicht kontrollieren konnte.

»Also weißt du es?«
Seine Stimme zitterte. War er nervös? Wütend? Es hatte eher etwas von Ekel.
»Die Preisfrage ist, ob du es weißt. Ob du dir überhaupt im Klaren darüber bist, was mit dir los ist.«
Er ballte die Fäuste zusammen.
»Wir reden über die Krankheit, oder?«
Krankheit? Ich schluckte. War Oikawa krank? Würde er sterben? Lag es an seinem Bein? Ich wollte nicht, dass er sich verletzte! Aber allmählich wurde mir bewusst, was mit der mysteriösen Krankheit gemeint war und er nahm seine Worte nicht zurück. Oikawa hatte gerade seine Sexualität als eine Krankheit bezeichnet. Vor mir, einem geouteten Typen. Seinem besten Freund. Mein Blut kochte. Tooru hatte den Bogen überspannt.
Ich umgriff seinen Kragen und schleuderte ihn mit voller Wucht gegen den Pfosten.
»WAS HAST DU DA GERADE GESAGT?«

Safe-Place | IwaOi ShortstoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt