Teil 2

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In der Nähe des Grauhörnchen-Reviers war es verdächtig ruhig. Sie pirschten sich heran. Ein Knacken nicht weit von ihnen. Wuschel verharrte und spitzte die Ohren. War das das Knacken einer Nuss gewesen? Er folgte dem Laut und witterte den Geruch eines Eichhörnchens. Durch ein Gebüsch hindurch erkannte er Grauohr mit seinem kugelrunden Bauch.

Er hockte plump auf dem Boden mit einer Nuss in den Pfoten. Ein Berg voll Nüsse türmte sich vor ihm auf. Wie es schien, hatte er so viele Nüsse gefressen, dass sein Körper aussah, als hätte er einen ganzen Apfel verschluckt.

Na warte!  Wuschel flitzte aus seinem Versteck heraus und baute sich vor ihm auf. Fussel und Rotfell taten es ihm gleich. Grauohr blinzelte sie nur verdutzt aus seinen Äuglein an.

Wütend legte Wuschel die Ohren an. »Habt ihr Grauhörnchen die ganzen Nüsse geklaut?«

»Welfe Nüffe meinfu?«, brachte er mit seinen vollen Backen gerade so heraus. Seine Augen weiteten sich. Er sah tatsächlich etwas eingeschüchtert aus.

»Na die in deinem Maul!«

Da schien er seine Strategie zu ändern. Grauohr schluckte geräuschvoll. Er leckte verdutzt an seiner geknackten Nuss, die er auf seinem dicken Bauch hätte ablegen können.

»Aber sie schmecken doch so gut?«, fiepte er leise.

Da konnte sich Wuschel nicht mehr zurückhalten. Er fauchte und keckerte, so laut es nur ging. »Nüsseklauer! Nehmt sie ihm weg! Er hat genug gefressen.«

Mit lautem Fauchen stürzten sie sich auf seinen Nüsseberg. Grauohr wehrte sich nicht einmal. Mit einem leichten Stupser rollte er einfach auf den Rücken und streckte hilflos die Beine in die Luft.

»Aber ... aber meine Nüsse!«, jammerte er. »Das könnt ihr doch nicht machen.«

Doch Wuschel konnte nicht zulassen, dass die Grauhörnchen ihnen alles wegfraßen. Er klammerte so viele Nüsse an sich, wie es nur ging und fauchte: »Wir kommen wieder«

Hinter ihm hörte er ein trauriges Keckern. Da hatte er tatsächlich ein schlechtes Gewissen und zögerte. Doch als Rotfell und Fussel sich nach ihm umdrehten, setzte er sich wieder in Bewegung. Dann flitzten sie mit den Nüssen zurück zu ihrem Revier.

»Gefräßige Grauhörnchen!«, zeterte Rotfell und verlor beinahe die Hälfte seiner Beute, als er wütend hin- und hersprang.

Da gab Wuschel ihm recht. Es ärgerte ihn fürchterlich, dass sie die Nüsse nicht mit ihnen teilten. Dabei gäbe es genug für alle. Es wäre so einfach.

Nur befürchtete er, dass es die Grauhörnchen nicht kümmerte. In Zukunft würden sie sich mit Sicherheit noch öfter mit den Nüssedieben herumschlagen müssen.

Seit sich die Grauhörnchen in der Nähe breitgemacht hatten, stritten sie sich beinahe jeden Herbst mit ihnen um Nahrung. Doch Wuschel gab die Hoffnung nicht auf, dass sie irgendwann in Frieden miteinander leben würden.

Der NüssediebWo Geschichten leben. Entdecke jetzt