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Die Herbstferien waren zu Ende.

Harry freute sich wieder darauf Unterricht zu haben. Es gab nur eine Sache, die ihn störte - er sah Draco nicht in jeder Unterrichtsstunde.

Die Gryffindors hatten gerade höchstens Zaubertränke, Verteidigung gegen die dunklen Künste und Kräuterkunde zusammen für dieses Halbjahr.
Jedes Halbjahr wurde gewechselt, mit wem welches Haus Unterricht hatte. Draco fand es selbst nicht so toll. Aber sie mussten jetzt irgendwie klarkommen damit.

Jetzt hatte Harry aber Zeit, um Draco zu sehen. Sie hatten gegessen und nutzten die Zeit, die hatten, um sich am See zu treffen. Sie hatten sich gegen den Baum gelehnt. Harrys Kopf lag auf Dracos Schulter. Draco war gerade noch dabei, seine Hausaufgabe für Kräuterkunde zu machen. Sie sollten einen Steckbrief zur Venemosa Tentacula machen.

»Draco?«

Der Slytherin schielte zu Harry rüber. »Hm?«
»Was möchtest du machen? Nachher, wenn wir hier weg sind?«, fragte Harry neugierig.

Ihre Beziehung war so frisch; es gab noch so viele Dinge, die sie voneinander lernen konnten.

Draco fing an nachzudenken.
Natürlich hatte er das ganze Vermögen von seinen Eltern, was er vererbt kriegen würde. Aber Draco wollte nicht nicht arbeiten müssen. Er wollte etwas finden, was ihn begeisterte. Und es gab etwas, von dem er sich erhoffte, dass er es tun konnte in Zukunft.

»Ich wäre unglaublich gerne ein Heiler.«, erzählte Draco nun. »Früher habe ich mich immer versucht um meine Eltern zu kümmern, wenn sie krank waren. Das war, bevor das alles mit Voldemort war. Ungefähr in unserer Grundschulzeit. Meine Mum erzählte mir, dass sie mich als Kind immer Doktor Draco genannt hatte.« Harry musste lächeln durch die Vorstellung. Es hörte sich niedlich an.
»Ich will es wirklich tun, Harry. Ich möchte Leuten helfen können.« »Das ist ein schöner Gedanke, Draco.«, sagte Harry lächelnd. »Ich glaube an dich. Du wirst eines Tages ein großartiger Heiler, da bin ich mir sicher.«
Sie blickten auf das Wasser.

»Was möchtest du tun?«, fragte Draco nun. Er war gespannt darauf. »Ich bin mir noch nicht wirklich sicher.«, gab Harry zu. »Natürlich ist es aufregend und spannend, das Böse zu bekämpfen. Aber ..-«, er biss sich unsicher auf die Lippen, »es ist nicht das, weißt du?«
Draco nickte gewiss. »Kingsley hat mir gesagt, er würde sich freuen, wenn ich eines Tages die Aurorenzentrale leiten würde. Aber es fühlt sich irgendwie .. falsch an. Ich habe meine Aufgabe erfüllt. Mein ganzes Leben wurde ich darauf vorbereitet, Voldemort zu besiegen. Meine Kindheit flog praktisch an mir vorbei und meine Jugend war zu schmerzhaft gewesen. Ich habe zu viel Aufregung gehabt, zu oft den Gedanken, ich könnte jeden Moment sterben. Zu viele Sorgen, Albträume und Panikattacken. Ich möchte nicht mit ständiger Angst dort reingehen müssen. Es gibt genug Auroren, die ihren Job wunderbar machen.«

Draco nickte wieder. Er konnte Harry gut nachvollziehen.
»Aber ..- ich hab gemerkt, damals, in der DA, wie viel Freude es mir bereitet hat, die anderen zu unterstützen. Ihnen zu helfen, zum Beispiel mit dem Patronuszauber.«, erzählte Harry.
»Du wärst bestimmt kein schlechter Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste.«, meinte Draco.
»Das glaube ich ehrlich gesagt auch. Ich will nicht arrogant oder so klingen, im Gegenteil; selbst meine Freunde haben mir gesagt, dass ich es wirklich gut kann. Dass ich die Zaubersprüche alle perfekt erklärt habe. Und da habe ich ihnen auch nicht widersprochen.«

Harry hatte wirklich darüber nachgedacht, mit Professor McGonnagall zu sprechen. Was sie davon halten würde, wenn Harry als Lehrer in Hogwarts arbeiten würde. Aber irgendwie hat er sich noch nie richtig getraut.

»Tu es, Harry«, fing Draco an. »Mach deinen Wunsch zur Wirklichkeit.« Er sah den Kleineren sanft an. Harry musste warm lächeln. Er vergrub sein Gesicht an seiner Schulter. Draco gab ihm einen Kuss auf die Haare. Manchmal brauchten sie keine Worte; sie verstanden sich auch durch ihr gemeinsames Schweigen.

-

Jetzt hatten sie Verteidigung gegen die dunklen Künste. Professor Patricia Miller unerrichtete mittlerweile die Schüler hier. Sie war mitte vierzig und war zu ihrer Zeit in Hogwarts eine stolze Hufflepuff gewesen. Sie hat haselnussbraune Haare und braune Augen. Die Schüler mochten sie gerne. Sie war kompetent und gab ihr bestes, die Schüler ordentlich zu unterrichten.

Nachdem es geläutet hatte, wollte Harry mit Draco und seinen Freunden in die Bücherei gehen zum Lernen.

»Potter!«

Als Harry seinen Namen hörte, drehte er sich verwirrt um. Seine Freunde und Draco taten es ihm gleich. »Ja, Professor?«, fragte Harry schließlich (wenn auch mit etwas Skepsis).
»Bleiben Sie eventuell noch bitte eine Minute?«, hakte Professor Miller nach.
Harry nickte nur. »Sicher.« Draco, Hermine und Ron verließen den Klassenraum und warteten auf ihn.

»Was gibt es, Professor?«, fragte Harry nun.
»Hören Sie, mir ist aufgefallen, dass Sie recht gut in dem Fach sind.«, erwiderte die Lehrerin lächelnd. Harry kratzte sich ein bisschen verlegen den Nacken. »Danke.«
»Ich nehme an, Sie haben schon Zukunftspläne, oder? So wie ich Kingsley kenne, wünscht er sich, dass Sie Auror werden.«, meinte die Hufflepuff nachdenklich.
»Nun ..- nein. Es ist nicht mein Wunsch Auror zu werden.«, erklärte Harry.
»Tatsächlich?«, die Lehrerin sah ihn ein bisschen überrascht an. »Woran denken Sie denn dann? Ich will nicht um den heißen Brei reden, Mr Potter. Es ist kein Geheimnis, dass Sie in Ihrem fünften Jahr eine Gruppe die DA, umterrichtet haben. Und dass sie außerordentlich gut sind.«
»Ich denke darüber nach, Lehrer hier in Hogwarts werden zu wollen.«, erklärte Harry. »Es hat mir unglaublich viel Spaß bereitet. Und ich glaube, dass ich das auch gerne weiter machen will.« Professor Miller schnaubte und lächelte. »Nutzen Sie Ihre Chance.«
Harry erwiderte das Lächeln und nickte kurz. »Mach ich.«

-

»Na bitte, Harry!«, sagte Ron grinsend und stupste seinen besten Freund an. »Das kommt doch wie gerufen für dich.«
»Ron hat Recht, Harry. Rede mit Professor McGonnagall.«, erwiderte Hermine mit einem sicheren Lächeln. »Ich glaube, sie würde sich freuen darüber.«
»Das hoffe ich. Mal sehen, ich hab noch genug Zeit darüber nachzudenken. Erstmal will ich die UTZ's fertig machen.«, antwortete Harry, der währenddessen auf seinem Pergament neue Notizen schrieb. Sie waren gerade dabei, für Kräuterkunde zu lernen. »Das ist sowieso das wichtigste, Harry.«, stimmte Hermine ihm zu. »Professor Potter. Klingt doch gut, nicht?«, fragte Ron grübelnd. Er starrte hoch zur Decke. Er tippte mit seiner Feder ständig auf das Pergament. »Irgendwie ungewohnt, Ron.«, gab Harry zu. »Noch steht ja nichts fest.«

Harry hatte Recht damit. Er hatte noch genug Zeit, bis es soweit war.

My old friend || 𝐃𝐫𝐚𝐫𝐫𝐲Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt