Wir entkommen den Riesen!!! Und werden entführt...

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Ihr solltet mal den jetzigen Luzifer mit dem alten Luzifer vergleichen. Wär mir nur recht, wenn ihr ein YouTube-Video daraus macht. Aber die Veränderungen waren wirklich krass. Luzifer war nicht mehr der niedliche, kuschelige Hausdrache, der er einst war. Er war ein richtiger schrecken, ein Drache, ein Lindwurm, nennt ihn so wie ihr es wollt. Aber so wie er das Loch in die Wand der Riesenhütte spie, konnte ich nicht mehr in der Hexenschule angeben: "Mein Drache Zuhause ist sooo süüüß!"

Frische Luft wehte hinein, das Laub raschelte. Und ehe die Riesen sagen konnten: Im dichten Fichtendickicht picken die flinken Finken tüchtig, sprangen wir aus dem Loch, das Luzifer mit seinem heißen Atem in die Wand gebrannt hatte, und rannten so schnell wie möglich von der Hütte weg.

Was man von einer Hütte mit Hühnerfüßen hatte erwarten können: die Hütte rannten uns nach. Luzifer flog über unseren Köpfen hinweg und versuchte, die Hühner-Hütte abzubrennen, doch die Hütte wich aus, und würdigte Luzifers Ablenkungen keines Blickes. Weil sie ja auch keine Augen hat. Hatte die Hütte eigentlich ein eigenes Gehirn oder wurde sie von einem Riesen gesteuert? Eher das erstere, ich glaubte nicht, das einer der Riesen schlau genug war, um einer Hütte zu sagen, wo es lang geht. 

Ich ließ mich von dem hecheln von Raphael-dem-schlechtesten-großen-Bruder-für-Ben nicht ablenken, und folgte Yara in das neblige Dickicht. 

Eine Minute verging.

Zwei Minuten.

Drei.

Vier.

Aber keine riesige Hütte mit Hühnerfüßen schien uns zu folgen.

Ich wollte schon wieder aufstehen, doch Yara packte mich gerade noch am Ärmel, um mich zurückzuhalten. Yara, Fal, Raphael und ich kauerten auf einer winzigen Insel - die zu schweben schien. 

Der Nebel lichtete sich, und ein schmaler Pfad (durch den wir wahrscheinlich überhaupt auf das Stück Insel gekommen waren, zerbröckelte, und ich sah jetzt erst, dsa es sehr, sehr weit nach unten führte, wenn jemand von und fallen würde. Echt, ich fühlte mich wie in einem Horrorfilm. Wer immer Horrorfilme mag, der Hauptcharakter zu sein ist echt nicht witzig.

Luzifer schwebte unschlüssig über uns, und aus irgendeinem Grund begann er, Feuer in die leere Schlucht zu speien.

"Luzifer, HÖR AUF!" Meine Stimme zitterte, und obwohl ich doch eigentlich wärme liebte, machte mich das Feuer nur nervös.
Ach, wisst ihr was?
Ich nenne euch jetzt einen Grund, warum ich so Angst hatte, und warum Hexenmütter einem keine gruseligen Filme vor die Nase setzten: Wir Hexen haben eine zu große Fantasie.

Luzifer spie einfach nicht Feuer in die Luft wo niemand war. Drachen waren dafür bekannt, keine unnötige Energie zu verbrauchen.

Was zweifellos hieß, das unter uns etwas war.

Ich versuchte, mich auf die kleine Insel zu konzentrieren. Yaras Fuß war an einer gefährlichen Stelle platziert. Raphael wäre dort vielleicht abgerutscht, aber sie hatte wirklich was drauf, also musste ich mich vorerst erst mal nicht sorgen um sie machen.

Das Problem war Raphael. Er klammerte sich an meine Katze - WILLST DU FAL ETWA ERWÜRGEN?!?!?! - und sein Schuh schien gleich abzurutschen. Wenn Raphael runterfiele ... tja, Pech. Ein Kamerad weniger. Aber wenn Fal runterfiele? Unverzeihlich. 

Raphael wimmerte laut. Sehr laut. Laut wie in LAUT.

Ein Rudel / Eine Herde / eine Horde / ein Klan / ein Schwarm von was auch immer umkreiste uns.

Ich tat etwas unerwartetes. Ablenkung schützte manchmal in Gefahr. Ich begann zu singen. In einer anderen Sprache, mit einer anderen Macht in der Stimme.

El Liscorto
La Mi Lar Nera Es To Sdorg Fjur
Ne Santr Lari Na To Senârta
Do La Nisa Kó Ra Rami
Denja Wid Wl Fijra Tas'ka Jirfhj
So Le Njandyou,
So Le Dahrs

Es war ein einfaches Kinderlied, aber ich merkte jetzt erst,  wie viel Sehnsucht nach einem Zuhause in diesem Lied steckte. Es bezeichnete die Liebe zu der Welt in einer Sprache, die alle verstanden: Musik. 

Welche Sprache ist das denn, Malana? Fragt ihr mich jetzt vielleicht. Althexisch. Es war Althexisch, das heutzutage nur noch in Liedern benutzt wurde. 
Vielleicht benutzten die Wesen ja soo alte Magie, das sie auch Althexisch, und meine Sehnsucht nach einem Zuhause verstanden. Vielleicht hatten sie Mitleid...?

Einen Moment schienen die Wesen unschlüssig. Jetzt durfte ich mir keinen Gedanken wie "Mein Plan hat geklappt!" erlauben. Wenn ich nämlich daran dachte, das alles gut ging, ging nämlich erst recht alles schief. 

Plan Failed.

Die Wesen begannen, einen noch engeren Kreis zu ziehen. War es nicht mal erlaubt, daran zu denken, das man nicht denken darf das alles klappt?

Dann pickten sich die Wesen jeweils einen von uns, und ließen Luzifer alleine in der Luft.

Ich umklammerte Fal. Er war die erste (und einzige) Wärmequelle, die ich erreichen konnte. Und glaubt mir, wenn man mit einem unidentifizierbarem Wesen mitten in der Luft hängt, wird einem ziemlich kalt.

Die Hände waren Menschlich, da war ich mir absolut sicher. Aber - seit wann konnten Menschen fliegen? Raphael konnte das nämlich nicht. Oder er war zu faul dafür. Oder zu dumm. Oder zu fett. 
Und Flügel hatten Menschen auch nicht.

Die anderen Wesen gingen mit meinen Freunden Voraus, doch mein "Begleiter" schmiss mich unsanft auf einen kleinen Felsvorsprung. Die anderen beachteten uns nicht einmal, und flogen tiefer in die Schlucht hinein.

Ich rieb mir meinen Bauch. Wann auch immer sich der Entführer die Fingernägel zum letzten mal geschnitten hatte, dass musste lange her gewesen sein.

Der Entführer nahm die schwarze Kapuze ab.

Die Entführerin.

Ihre langen, schwarzen Haare waren zu der coolsten Frisur zusammengeflochten, die ich je gesehen hatte. 1mm-breite Dreadlocks waren zu Dreadlocks geflochten, die wiederum zu Dreadlocks geflochten waren, die wiederum zu einem Fischgrätzopf geflochten waren. Ihre dunkle Haut schimmerte wie seidige Schokolade, was mich an die Schokolade erinnerte, die ich in meinem zukünftigen Laden haben wollte. Ist das weird?

Aus zwei Löchern des Mantels ragten aus ihren Schultern gigantische Flügel heraus, aus denen ab und zu eine Feder herausviel und wie in Zeitlupe auf den Grund der Schlucht sank.

Sie zog mich auf die Beine, und klopfte sich den Staub von Mantel (der übrigens auch sehr cool war.  Ich glaube, so einen wünsch ich mir zum Geburtstag).

"Wieso folgst du den anderen nicht?" fragte ich sie.

"Ich werde dir helfen."

"Ähm. Wobei denn?"

Sie starrte mich an, als ob ich Raphael wäre.

"Deine Freunde zu retten?"

"Ah. Ähm. Aha."

Wieso wollte sie mir helfen?

"Was hättest du denn davon, wenn du mir helfen wollen würdest?" Wenn das so eine Falle war, konnte sie es doch gleich vergessen. Ich stand nicht auf Fallen.

Sie breitete ihre Rabenflügel aus, und starrte in die tiefe Schlucht. Weit über uns ließ Luzifer einen frustrierten Schrei aus.

"Du musst Plan SUPER benutzen." murmelte sie, und packte mich am Arm.

"Ähm... Wie war das jetzt? Was würdest du davon haben, wenn du mir hilfst?" fragte ich sie erneut.

Sie blickte mich lange an.

Ihre finsteren Augen blinkten vor Mordlust.

Und als sie endlich antwortete, schien sie von einer dunkleren, älteren Magie umhüllt zu sein als ich sie kannte.

"Rache."

Malana - die Reise beginntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt