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Unsicher lief der junge Mann mit den langen braunen Haaren durch die noch immer ziemlich warme Nacht in der kleinen Stadt in Peru, die schon seit fast einem Jahr seine Heimat geworden war. Zu Hause, das würde er nicht sagen, auch wenn die Menschen hier sich unbemerkt in sein Herz geschlichen hatte. Gom wusste, dass sie ihm immer wieder geholfen hatten. Wie oft hatte er plötzlich etwas zu Essen neben sich stehen, eine Flasche Wasser die man einfach so an seinem üblichen Platz abgestellt hatte, sogar Geld hatte es ein paar mal in seine Hände geschafft. Er war so unendlich dankbar, dass er so viel Fürsorge und Nächstenliebe erleben durfte. Ihm war durchaus bewusst, dass er ohne die Hilfe der Dorfbewohner wohl kaum eine Woche überlebt hatte.

Langsamen Schrittes lief er den Kiesweg zu dem Abhang, an welchem Jeongguk sein müsste. Seine Gedanken schweiften ein weiteres mal ab. Damals, als er irgendwo mitten im Dschungel aufgewacht war, nicht einmal seinen Namen wusste, war er einfach aufgestanden und hatte begonnen, zu laufen. Laufen, einfach immer weiter. Wie lange er unterwegs war, wusste er selbst nicht, bis er dann auf eine Truppe Touristen gestoßen war, die ihn nur verwundert angestarrt hatten. Es waren Italiener, so hatte er zumindest vermutet, da er die Sprache ein wenig erkennen konnte. Mithilfe seiner Englischkünste konnte er sich verständigen, zumindest solange, bis die Touristen wieder weg waren, und so auch der Dolmetscher. Spanisch? Das konnte er nicht. 

Und so hatte er sich eines Tages einfach an diese Mauer gelehnt, und begonnen zu warten. Auf was? Sehr gute Frage. Auf jemanden, der nach ihm suchen würde. Es war doch nicht ungewöhnlich, dass man von irgendwem vermisst wurde, oder? Gom kam an dem Abhang an und sah Jeongguk sitzen, auf der Bank, auf der die Beiden schon so viele Gespräche geführt hatten. Es waren knapp 2 Wochen vergangen, in denen der Mann vor ihm sein Herz erobert hatte, wie im Sturm. "Hey." sagte der Braunhaarige, als er sich neben Jeongguk setzte. Dieser schaute nur kurz auf, und wusste nicht wirklich, wie er sich fühlen sollte. 

Eigentlich war Guk traurig über die Tatsache, dass er den Menschen, der es sich gerade neben ihm gemütlich machte, verlieren könnte. Warum tat alleine der Gedanke so weh? "Was ist los, Googie?" fragte der Mann, der ihm immer wieder Schmetterlinge durch den Körper jagte ahnungslos. "Ich.." seufzte Jeongguk nur, spielte unsicher mit seinen Händen. Dies bemerkte Gom natürlich und griff einfach nach der Hand des Schwarzhaarigen, verschränkte ihre beiden Hände und beruhigte Jeongguk mit dieser kleinen Geste so ungemein, als würde er ihn in Watte packen und vor allem bösen schützen. 

"Ich habe irgendwie Angst davor, wie es weiter gehen wird, wenn wir zurück in Korea sind.." hob Jeongguk den Blick, und versuchte sich mit dem klaren Sternenhimmel, der sich über den Beiden Männern ausbreitete, abzulenken. "Wovor?" setzte Gom sich neben ihm auf, und der Braunhaarige fühlte eine Unruhe in sich, als er Jeongguk betrachtete. Angst, er hatte auf einmal Angst. Ein Gefühl, welches er nicht mehr spüren musste, seitdem er bei dem Blogger untergekommen war. "Ich habe Angst, dass ich dich verliere." gab Jeongguk dann zu, lächelte ein wenig für sich, da es so einfach war für ihn, sich Gom zu öffnen. Über seine Gefühle zu sprechen war noch nie etwas, was der Schwarzhaarige als eine seiner Stärken bezeichnen könnte, doch mit ihm? Mit ihm ging alles wie von allein, als würden sie sich schon Ewigkeiten kennen. Es war einfach so ein Grundvertrauen gegeben, welches Jeongguk noch nie erleben durfte.

"Aber.. Wieso solltest du mich verlieren?" setzte Gom sich nun auf, er verstand nicht wirklich, worauf Jeongguk hinaus wollte. Nun war es an ihm, unsicher mit der Hand Jeongguks zu spielen. Zwar wusste er nicht, wo genau das Problem lag, doch er wurde allein durch den Fakt nervös, dass der Schwarzhaarige so aufgewühlt war. Vielleicht sah Gom es einfach zu naiv, dachte, sie könnten einfach so weiterleben, wie sie es bisher hier getan hatten. Eine eigene kleine Welt, in der nur Jeongguk und er selbst zählten. Niemand sonst, und keinerlei Einwirkungen der Außenwelt. "Ich meine.. Ich will dich nicht verlieren." legte er nach, und nun drehte sich Jeongguk zu ihm, und wieder schlug sein eigenes Herz so schnell, allein bei dem Blick, den der Schwarzhaarige ihm zuwarf. 

Amnesia ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt