Kapitel 1

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Ich war aufgeregt.

In drei Tagen würde ich heiraten. Ich würde in meinem märchenhaften Kleid vor dem Altar stehen und meinen Kindheitstraum wahr werden lassen.

Eine besser geplante Hochzeit hatte es in ganz Richwater noch nicht gegeben, obwohl viele berühmte Stars aus Film und Fernsehen die schöne Stadt zu ihrer Heimat gemacht hatten.

Trotzdem kribbelte alles in mir. Wir hatten was besonderes vor, denn ein normaler Junggesellen- und Gesellinnenabschied war zu bescheiden. Wir würden bis kurz vor der Hochzeit feiern - meine Freundinnen hatten alles dafür organisiert.

Matty schmunzelte, als er mit seinen Kumpels los zog, um bei diesem lang ersehnten Kurzurlaub nochmal richtig auf den Putz zu hauen: "Ich gehe jede Wette ein, dass Julie einen Stripper bestellt hat. Sie wird nichts auslassen."

"He, das hab ich gehört!", rief Julie ihm nach.

Lachend lief ich hinter Matty her und zwickte ihn in den Hintern. "Ganz sicher hat sie das."

Meine Kindergartenfreundin plante die Hochzeit fast so lange wie ich. Jedes Klischee dazu hätte von ihr erfunden sein können. Ich fragte mich, ob der Stripper als Polizist oder Feuerwehrmann verkleidet kommen würde.

"Ich liebe dich", flüsterte Matty mir ins Ohr.

Das war ganz schön unfair. Seine blauen Augen hatten diesen einen Blick, den er benutzte, wenn er sich über mich beugte, um mich zu küssen und meinen Körper mit seinem in Extase zu bringen.

"Alter, in drei Tagen hast du sie wieder", gröhlte Carter über die Straße. Dieser Gefühlskiller. So würde er nie eine Frau bekommen.

Mattys Gesicht strahlte. Er lief rückwärts los. "Komm nicht zu spät."

Sein unverschämt süßes Lächeln hatte mich auf der Highschool dazu gebracht mich in ihn zu verblieben. Ich würde ihn vermissen.

Milo, Mattys und mein bester Freund, wiegte den Kopf. Seine dunklen Locken sprangen in sein Gesicht. "Für den Rest eures Lebens", sagte er und zwinkerte mir zu.

"Pass auf ihn auf", bat ich ihn.

Ich vertraute ihm wie einem Bruder.

Wir gingen ins Haus zurück, das uns meine Eltern bis zum großen Tag überlassen hatten. Sie waren zu meiner Tante gefahren und waren uns somit nicht im Weg.

Julie drehte die Musik auf und ließ die Champagnerkorken knallen. Ihre Familie war vermögend, also musste ich mir keine Sorgen machen, dass ihre Ersparnisse für das Studium für meine Hochzeit geopfert würden. Ihr großer Bruder hatte uns den Champagner besorgt, da wir noch nicht einundzwanzig waren. Mit den Gläsern in Händen prosteten wir uns zu.

"Jetzt aber raus in den Garten", befahl Julie uns.

Mit Nora, Summer, Amanda, Lacey, Hazel, Rose und Susan waren wir zu neunt. Vor uns lag ein schöner warmer Juliabend.

Die große Hitze der vergangenen Woche hatte ein Gewitter vertrieben. Das trockene Gras erstrahlte wieder in saftigem Grün. Am Vormittag hatten die Jungs das Zeltdach aufgestellt, das unsere Gäste am Hochzeitstag vor der sengenden Sonne schützen würde. Julie hatte es extra für die kommenden Tage dekoriert, unsere Gartensofas und eine Musikanlage hinein bringen lassen.

"Bereit für die erste Überraschung?"

Wir kreischten, als Nora das Mikrofon in die Hand nahm und die laute Musik in den Schatten stellte. Ich war sicher, dass ich nach diesen Tagen einen Hörschaden haben würde.

"Liebe Elana. Hier ist ein kleines Geschenk für dich."

Wieder Gekreische, wir rechneten mit dem Auftritt des Strippers, aber wir lagen falsch.

Nora hob ein Album hoch. Auf dem Deckblatt glänzte ein Foto von uns allen, aufgenommen beim Tanzwettbewerb in der Schule.

Wir fanden uns auf den Sofas ein und blätterten es durch. Gerührt unterhielten wir uns über die Schnappschüsse aus unseren Highschooltagen, tranken Champagner und lachten fröhlich. Der Stripper kam erst später zu uns.

Es blieb nicht nur bei einem. Julie verstand es wirklich, eine Fete zu schmeißen.

Road Trip - Vom Altar zu DirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt