Kapitel 1
Hazel
»Hazel Baby, schnell rein mit dir«, rief mir Jack, unser Türsteher, schon von Weitem zu. Ich umfasste meine Jacke und zog sie enger um mich, heute Nacht war es verdammt kalt. Dankend ging ich einen Schritt schneller auf ihn zu und schob mich an der Schlange vor dem Club entlang.
»Danke Jack«, sagte ich und hauchte ihm einen schnellen Kuss auf die Wange. Nickend öffnete er mir die Tür und ließ mich ins Warme.Ich eilte die Theke entlang, um in die hinteren Räume der Bar zu gelangen. »Schatz, kannst du mir deine Schuhe ausleihen? Meine haben den Geist aufgegeben«, richtete sich Wendy an mich, als ich die Umkleiden für die Mädchen betrat.
»Klar, nimm dir einfach ein Paar aus meinem Schrank«, erwiderte ich und streifte mir die mittlerweile eigentlich zu alte und kleine Jacke ab. Wendy dankte mir und nahm sich schnell ein paar schwarzer Stilethos aus meinem Spind.»So Mädchen, ihr habt noch fünf Minuten. Zuerst geht Kiki auf die Bühne, Hazel du bist als Zweite dran. Das weiße Kostümchen heute, ja?« Samantha hatte den Raum mit ihrem Klemmbrett und dem obligatorischen Stift in ihrer Hand betreten.
»Ja!«, antwortete ich ihr und zog mir schnell die Jeans und das Shirt vom Körper.Samantha war unsere Koordinatorin für die Auftritte abends, außerdem war sie diejenige, die die Mädels einstellte oder feuerte, daher sollte man sich bloß immer gut mit ihr stellen. Ihr gehörte die Striptease Bar Sammy's Excotics in Las Vegas, in der ich seit nun drei Jahren arbeitete und mich so über Wasser halten konnte. Der Club warf gutes Geld ab, somit konnte ich die Miete für mich und meine Mutter zahlen und uns ein paar Lebensmittel in den Kühlschrank stellen.
»Na dann, Ladys, bis später!«, rief Kiki und stolzierte in ihrem orangenen Katzen-Kostüm in Richtung Bühne. Jeder Auftritt ging um die sieben Minuten, daher musste ich mich etwas beeilen, um mich fertig zu machen. Mein Kostüm heute Abend war ein Engel. Sam meinte, die Männer würden darauf abfahren, wenn jemand, der so unschuldig aussah wie ich, in weiß rauskam. Unschuldig war ich aber schon lange nicht mehr. Meine Unschuld hatte ich nämlich an niemand anders als den unfassbar gutaussehenden Cole Bail verloren, dem kleinen Bruder von Profiboxer Jason Bail. Das war jetzt aber auch schon wieder drei Jahre her, damals waren wir noch siebzehn. Er wusste jedoch nicht, dass es mein erstes Mal war. Wahrscheinlich hätte er dann nicht in einer Umkleide der Arena, in welcher sein Bruder seinen ersten Titel geholt hatte, mit mir geschlafen. Aber dennoch war das eine hoffnungslose Sache. Cole war gutaussehend, machte eine vernünftige Ausbildung und hatte genügend Geld. Also alles, was ich nicht war oder hatte. Trotzdem trafen wir uns noch hin und wieder – allerdings nur für Sex. Cole war an mehr nicht interessiert und das war okay, ich würde einfach nehmen, was ich bekam.
Dennoch fand Samantha, ich würde Unschuld verkörpern. Sie meinte, es würde an den braunen Augen liegen. Aber durch meine roten Locken, die mir über den Rücken fielen, fühlte ich mich ganz und gar nicht unschuldig. Ich beließ es aber einfach dabei, wenn sie mich als Engel sehen wollte, würde ich ihr das auch liefern. Ich würde alles machen, um diesen Job nicht zu verlieren.
Schnell schminkte ich mich nochmal nach, zog die hohen Stiefel an und lief zum Rand der Bühne. Kiki vollführte gerade noch eine Drehung und landete im Spagat auf dem Boden. Die Männer flippten aus und riefen anzügliche Sachen. Scheine flogen auf die Bühne und Kiki sammelte sie keck lächelnd ein. Mit einer letzten Verbeugung, bei der sie ihre Brüste extra etwas nach vorne schob, verließ sie die Bühne und kam auf mich zu.
»Viel Spaß, Süße«, sagte sie und küsste mich auf die Wange. Die Mädels waren sowas wie meine Familie. Wir hielten zusammen, teilten alles und redeten über vieles – jedoch sprachen wir nicht über den Grund, warum wir das hier machten. Nie. Wir wussten alle, dass wir kein leichtes Leben hatten. Aber wir hatten einander und passten aufeinander auf. »Und nun, meinen Herren, begrüßt mit mir die süße Hazel auf der Bühne«, sprach Samantha in das Mikrofon und richtete ihre Hand in meine Richtung. Okay, tief durchatmen, Hazel, und los geht's. Meine Mundwinkel wanderten wie jedes Mal reflexartig nach oben.
Mit einem Lächeln im Gesicht machte ich mich auf den Weg in die Mitte der Bühne. Die Männer jubelten und grölten.
Dann setze meine Musik ein.
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NEVER ENOUGH
Lãng mạn-BAND 2- »Aber er tat es. Er hat mir mein Herz gebrochen. Es genommen und für sich beansprucht, dann einfach fallen gelassen. Fallen gelassen, als wäre es nichts wert. Als wäre es nicht alles, dass ich ihm geben konnte. Geben wollte. Gegeben hatte.«...