VIKTORIA
Jeden Morgen beginnt die gleiche Prozedur: Rennen und das bis die Lungen brennen. Bis die Lungen und dieser Schmerz das einzige sind was noch existiert. Kein Verlangen das daneben bestehen kann und kein Gedanke, der noch wichtig ist. Nur noch rennen und spüren, wie sich die Bewegung in jeden Muskel frisst und man sich nur noch auf das Atmen konzentrieren muss. Doch sie kann nicht weit genug rennen, dass es niemals keine Rolle spielen wird. Sich nicht weit genug entfernen, dass es sie nicht einholen kann. Und sie hasst es zu rennen.
Japsend und verschwitzt bleibt sie am Rand des Gehweges stehen und stützt sich mit der Hand auf den Knien ab. Die Musik dröhnt laut in ihren Ohren und übertönt das Keuchen und Luftholen absichtlich, wie auch alle anderen Geräusche. Buntblonde Strähnen sind zu einem straffen ausgefransten Dutt hochgebunden, aus dem sich bereits ein paar Strähnen gelöst haben. Ihr sportliches Outfit ist in allen möglichen Farben gehalten, wie wahllos kombiniert und dennoch sieht sie nicht wie ein Clown aus. Selbst die Sportschuhe Neongrün passen zu dem Gesamtbild und nichts ist von besonders imposantem Wert. Keine Markenfirma die sie mit bezahlt hat. Alles völlig unauffällig billig.
In dem Moment in dem sie sich entscheidet genug Pause gemacht zu haben und weiter gehen will, rempelt sie jemand heftig von hinten an, sodass sie vornüber auf die Knie fällt und sich mit den Handballen fängt und diese gleich mit am Asphalt aufschürft.
„Hey du Pisser!" Schreit sie wütend hinterher und rappelt sich wieder auf. Sie sieht einen in Schwarz gekleideten Kerl mit Kapuze auf dem Kopf, wie ein auffälliges schwarzes Schaf, das vor dem bösen Wolf wegläuft. Nicht mit ihr. Also nimmt sie die Füße in die Hand und verfolgt den unhöflichen Mistkäfer.
Der Schmerz in ihren aufgeschürften Knien brennt sich in jede Bewegung. Das ist gut, es spornt sie an schneller zu laufen. Die Lungen, die wie Höllenfeuer brennen, wollen widersprechen, aber sie hält nicht an und ist getrieben davon den anderen einzuholen. Was wie ein Rachefeldzug begann, entwickelt sich allmählich zu einem Wettrennen.
Er ist sportlicher als sie dachte und auf jeden Fall sportlicher als sie. Nicht nur ein HipHopmöchtegerngangster sondern ein Athlet. Zu viel Abstand trennt sie und er wird immer größer, egal wie sehr sie sich anstrengt und sie strengt sich diesmal wirklich an. Ihre Motivation ist groß. Das hier bringt sie wenigstens für einen Moment auf andere Gedanken.
Bis er plötzlich anhält. Stoppt. Direkt vor einer braunhaarigen Frau mit Hund und Mantel, als hätte sie was zu sagen oder hält sich zumindest für so jemanden. Er gibt ihr etwas und rennt dann wieder weg genauso schnell wie zuvor. Viktoria sieht ihm mit zusammen gekniffenen Augen nach und kommt sich vor wie ein hechelnder sabbernder Hund, weil sie erschöpft anhält und einsehen muss, dass sie ihn nicht einholen wird. Selbst wenn das ihre Chance gewesen wäre.
Sich über die Stirn wischend, blickt sie dem verschwundenen Schatten hinterher und schüttelt den Kopf.
„So ein verfluchter-" Weiter kommt sie nicht, als es sie von den Beinen reißt und die Frau in Stücke die vor ihr steht.
Das ist definitiv nicht wie sie den Tag starten wollte.
An das Nachfolgende kann sie sich nur schwer erinnern. Der Schädel dröhnt und womöglich hat sie sich beim zurückgeschleudert werden den Kopf am Asphalt aufgeschlagen. Zumindest fühlt es sich so an. Wohl auch das Beste was ihr passieren konnte, so musste sie nicht die Sauerei um sich sehen, die jedoch anderen weniger entgangen sein wird. Stattdessen blendet sie furchtbar grelles künstliches Licht in das sie blinzelt und das sie mit der Hand verscheuchen will.
„Miss, können Sie mir sagen wie Sie heißen?"
„Bullet" Nein, verdammt. „Viktoria" Berichtigt sie.
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Das Sommerdreieck
ParanormalneDie Sterne leuchten Schwächer und die Astronomen können es sich nicht erklären. Vielleicht liegt ein Nebel über dem All oder andere unbekannte Kräfte die noch nicht erforscht wurden. Dazwischen eine ganz gewöhnliche Kellnerin in einem kleinen Café d...