Ertappt zuckt Luca zusammen und erstarrt. Sollte er einfach losrennen? Wäre die Frau in der Lage ihn aufzuhalten?
„Was machst du denn hier Kleiner?", fragt sie freundlich. Verunsichert meidet Luca ihren Blick und antworte: „Ich will nach Hause."
Sie verlässt ihren Platz und kommt auf ihn zu. Dabei meint die Braunhaarige vorsichtig: „Draußen ist es sehr kalt und es ist schon spät. Wie wäre es denn, wenn du jetzt mal schlafen gehst und morgen redest du mit einem Arzt oder Pfleger, ob du wieder nach Hause kannst."
„Hab schon geschlafen", nuschelt der Omega.
„Noch ein bisschen Ruhe tut dir sicher gut. Es ist erst gegen halb vier Uhr in der Früh. Außerdem brauchst du, wenn du hinaus gehst definitiv wärmere Kleidung", spricht die Frau in einer angenehmen Tonlage und Luca sieht ein, dass sie wohl recht hat. In Boxershorts sollte man im Februar nicht draußen herumgehen.
So lässt sich der Junge widerstandslos auf seine Station führen. Dort fragt die Ältere: „Findest du alleine auf dein Zimmer?"
Noch bevor Luca antworten kann, ertönt vor den Beiden eine Stimme: „Da bist du also."
Eine etwas ältere Frau erscheint mit kurzen dunklen Haaren. Sie wirkt etwas mollig neben der anderen aber weiter kann sich der Omega nicht auf die neue Bekanntschaft konzentrieren, weil die Person an die jüngere Dame überrascht fragt: „Ist der Kleine bist zur Rezeption gekommen?"
Die Angesprochene nickt und Luca fühlt sich in dieser Situation mehr als nur unwohl. Wie der Junge es einfach hasst, wenn Leute über ihn reden - besonders, wenn er anwesend ist.
„Danke für's zurückbringen."
„Keine Ursache." Und schon ist die Braunhaarige weg.
„Na komm Junge", fordert ihn die Mollige auf zu folgen und er gehorcht.
„Wann kann ich nach Hause", fragt Luca beim Betreten des Zimmers. „Soviel ich weiß gegen Mittag, wenn alles gut Läuft. Jetzt aber ab ins Bett", erklärt die Frau streng und lässt den Omega alleine. Erst geht der Junge unruhig im Zimmer ein paarmal auf und ab, bis er sich auf den Boden setzt. Er döst ein bisschen, kann aber nicht mehr einschlafen. Die Sonne geht langsam auf und die ersten Sonnenstrahlen durchleuchten das Zimmer.
Nach längerer Zeit steht Luca auf und durchwühlt die Schränke. Einfach aus Interesse. Dabei findet der Junge sogar seine Kleidung samt Weste! Zufrieden zieht er alles an, abgesehen von den Socken. Jetzt ist er zumindest etwas besser ausgestattet als vorhin. Leider hat sein Handy kaum noch Akku. Aber es reicht, um herauszufinden wo er ist und wie er zu Seth kommt.
Wenn er jetzt losfährt ist er in 30 Minuten bei ihm. Aber der Alpha schläft sicher noch, denn es ist kurz nach sieben Uhr.
Aber mit einberechnet, dass er sich mindestens einmal verfährt, wird es sowieso später. Kurz überlegt Luca aus dem Fenster auszusteigen. Aber es ist erstens zu hoch und zweitens abgeschlossen.
So startet der Omega einen weiteren Versuch, aus dem Krankenhaus zu kommen. Jetzt kennt er auch den genauen Weg. Ehrlich gesagt versteht der Junge nicht mal warum er hier war. Luca ist weder verletzt noch fühlt er sich krank. Also ist es höchste Zeit das Weite zu suchen. Vorsichtig schleicht er den Gang entlang. Aber als er eine Tür hinter ihm zugehen hört, rennt er los. Luca vernimmt die Stimme der Stationsschwester hinter ihm. Doch der Omega hat ein klares Ziel vor Augen und niemand schafft es das Kind zu stoppen.Völlig außer Atem bleibt Luca bei einer Straßenbahnstation stehen und macht sich somit auf's neue unterwegs zu Seth.
Gleiche Situation. Wieder steht Luca unsicher und fröstelnd vor dem Haus in dem Seth wohnt. Am Weg ist der Akkustand vom Handy des Omegas auf 0% gefallen. Daher ist nun auch die Uhrzeit ungewiss.
Seine kalten, nackten Füße bluten leicht, aber dies bemerkt Luca nicht. Nervös verlagert er immer wieder das Gewicht und tänzelt von einen Fuß auf den anderen.
Ein klirrendes Geräusch ist vom Eingang zu hören. Der Omega schreckt zurück, doch da sieht er eine Person in der Tür stehen.
Seth!
„Was machst du denn hier Luca?", fragt der Alpha lächeln und leicht verschlafen.
„Ich wollte dich besuchen... wenn das für dich okay ist", meint der Jüngere unsicher.
„Klar, komm rein", fordert ihn Seth auf.
Direkt wird Luca ins obere Stockwert und in offensichtlich Seths Zimmer geführt. Von dort aus hat man einen guten Blick auf die Straße von welcher der Omega gekommen ist.
„Kann es sein, dass du vor ein paar Tagen schonmal hier warst?", will der Alpha wissen und setzt sich in seinen großen Schreibtischsessel. Der Braunhaarige lässt sich am Boden nieder.
„Dachte das wäre gestern gewesen... welcher Tag ist denn heute?", spricht der Jüngere verwirrt, was Seth amüsiert. So wirkt der Omega noch viel liebenswerter.
„Heute ist Donnerstag", klärt der Alpha auf.
„Was?! Wirklich?", Luca kann es nicht glauben so viel Zeit verschlafen zu haben.
„Ja, alles in Ordnung bei dir?", fragt Seth nach und beginnt erst jetzt den Kleinen zu mustern.
„Wo hast du denn deine Schuhe gelassen?"
Der Omega starrt auf seine Füße und weiß keine Antwort. Soll er die Wahrheit sagen?
Nach längerer Zeit des Schweigens meint Seth: „Komm, lass uns ins Badezimmer gehen und deine Füße waschen." Dabei springt er auf und fragt noch: „Kannst du schmerzfrei gehen oder soll ich dich tragen?"
„Geht schon", lächelt Luca. Erst jetzt am Weg fällt dem Kind auf, dass seine Füße schmerzen. Aber es ist nicht weit. Nur zwei Türen weiter befindet sich das Bad.
Nachdem Luca seine Füße gewaschen und mit Wundcreme eingeschmiert hat, fragt Seth direkt: „Weiß jemand, dass du hier bist?"
„Nein. Denen ist egal wo ich bin", in diesen Worten liegt keinerlei Emotion. Es hört sich an, wie eine Tatsache, die der Alpha nicht glauben kann und daher überzeugt meint: „Bestimmt sucht schon jemand nach dir. Hast..." Da wird er von dem Omega unterbrochen: „Nein! Eben nicht. Niemand würde sich diese Mühe machen. Können wir bitte das Thema wechseln?" Luca hasst es über so etwas zu reden. Ihm wird dadurch nur immer wieder klar, dass ihn niemand bei sich haben will.
„Schreib bitte zumindest deinem Alpha, dass du wohlauf bist", fordert Seth.
„Ich habe nicht mal seine Nummer. Er will von mir nicht erreicht werden. Warum verstehst du das nicht!", über seinen lauten Tonfall erschrocken, lässt Luca beschämt seinen Kopf hängen und fügt kleinlaut hinzu: „Entschuldigung."
„Ist schon okay...", kommt die Antwort des älteren, der sich nun zu Luca auf den Badewannenrand setzt und ihm mit einer Hand über den Rücken streichelt. Entspannt seufzt der Omega und lehnt sich an den Größeren.
Zusammen verbringen die Beiden den Tag. Dabei gesteht Luca auch den Grund für sein unangekündigtes Auftauchen. Lässt jedoch seinen Aufenthalt im Krankenhaus unerwähnt.Im Lauf des Tages lernt Luca auch Seths Dad etwas besser kennen. Der Erwachsene ist nebenbei ein sehr guter Koch, wenn er mal nicht über Physik redet. In der Küche und im Wohnzimmer sind sogar Tafeln, damit der Physikprofessor nicht die Wände mit seinen Formeln und Gedanken vollmalt. Laut Seth mussten sie das Zimmer seiner Eltern schon mehrfach neu ausmalen, weil sich sein Dad nicht zurückhalten konnte. Seths Vater bekommt Luca nicht zu sehen, weil dieser vor drei Tagen beruflich verreisen musste. Aber morgen früh wird der Alpha wieder hier sein.
Als sie nun zu dritt zu Abend essen, fragt der blonde Omega freundlich: „Wann wirst du heute abgeholt oder soll ich dich wohin fahren?"
Verlegen sieht Luca zur Seite.
„Weiß ich noch nicht. Ich werde es später besprechen", meint der Jüngste der Runde und der Erwachsene nimmt es mit einem Nicken hin.
Dann verfällt er wieder in einen „Physikanfall" - wie es Seth nennt. Dabei beginnt der Professor extrem schnell etwas zu erklären bei dem kaum jemand folgen kann. So lässt Seths Dad sein essen stehen und schnell wird die große Tafel - für Außenstehende unübersichtlich - beschriftet.
Während Luca kurz inne hält und den Omega, der gerade in seinem Element ist, beobachtet, ignoriert es Seth einfach. Der Alpha ist schon längst abgehärtet.
Zurück in Seths Zimmer fragt der Jüngere: „Kann ich heute bei dir schlafen? Es tut mir leid, dass ich so aufdringlich bin. Mir reicht auch der Boden, aber ich will nicht zurück."
„Aber davor werden du oder ich noch mit Jason reden. Du meintest doch er sei dein Erziehungsberechtigter oder?", fragt der Größere nach.
„Ja, aber es geht nicht, weil mein Handy keinen Akku mehr hat und ich die Nummer nicht auswendig kann", redet sich der Braunhaarige raus.
„Dann gib mir dein Handy und ich finde sicher ein passendes Ladekabel", spricht Seth überzeugt und Luca holt leicht widerwillig sein Smartphone aus seiner Jackentasche.Die Jungs spielen noch ein bisschen Karten während das Handy auflädt, doch nach ein paar Minuten Fragt Seth bestimmt: „Willst du mit Jason reden oder soll ich das machen?"
Nach kurzem Zögern meint Luca seufzend: „Ich mach das schon."
Sein Handy hat bereits 15% Akku und da erkennt der Omega die etlichen verpassten Anrufe und SMS. Von scheinbar vier verschiedenen Nummern.
Davon irritiert starrt der Junge ein paar Sekunden nur auf sein Display.
„Scheint so als würden sich einige Sorgen um dich machen", mischt sich Seth hinter ihm ein.
„Das bezweifelt ich. Vielleicht fragt sich Jason wo ich bin, weil er für mich verantwortlich ist, aber allen anderen ist es egal", wendet der Jüngere ein und meint kurz darauf: „Ich werde im Badezimmer mit ihm reden." Und geht.
Luca löscht die ganzen neuen Nachrichten, ohne sie zu lesen und kann es nicht glauben, dass er jetzt Jason anrufen soll. Er stört ihn eh nur bei der Arbeit.
Schließlich sucht der Omega die Nummer heraus und drückt auf den grünen Hörer. Nach wenigen Sekunden geht Jason schon ran und spricht erleichtert aber streng: „Gott, Luca wo bist du? Wir suchen alle nach dir!"
Emotionslos antwortet der Omega: „Ich bin bei einem Freund und werde dortbleiben."
„Nein! Luca, es reicht! Ich werde dich - von wo auch immer – abholen!"
„Hör auf so zu tun als könntest du mich in deiner momentanen Lage beeinflussen. Du bist machtlos", führt der Omega Jason vor Augen. Der Alpha will scheinbar noch etwas sagen, da wird ihm aber der Hörer weggenommen und im nächsten Momentvernimmt Luca die Stimme seines Alphas reden: „Luca! Du..." im gleichen Momentlegt der Junge auf. Er hält es einfach nicht aus immer wieder Tiago so nah aber doch so fern zu sein! Immer stößt er ihn weg, aber nun hat er es umgedreht. Er hat seinen Alpha ignoriert und dadurch gezeigt, dass er ihn auch ablehnt. Aber Luca versteht nicht, warum er plötzlich beginnt zu zittern. Kurz darauf fühlt er schon Tränen in seinen Augen.
Warum?
Der Omega hat doch nun alles, wie er es wollte, oder?
Schnell wischt er sich mit der Weste die Tränen weg und versucht sich zu beruhigen. Immer fester beißt er sich auf die Unterlippe, bis er einen metallischen Geschmack auf der Zunge schmeckt.
Er klopft an der Tür, welche kurz darauf geöffnet wird. Seth hat das Schluchzender Kleinen gehört. Krampfhaft versucht Luca zur Ruhe zu kommen. Er will vordem Alpha nicht weinen! Seth soll ihn so nicht sehen. Langsam tritt der Größere an den Jungen heran und schließt ihn in eine Umarmung. „Alles ist gut Kleiner, lass es einfach raus", redet Seth auf den Schluchzenden ein. Luca hört und fängt sofort an hemmungslos zu heulen. Dabei streichelt ihm Seth über den Rücken und redet immer wieder beruhigend auf den Kleinen ein. Zwischen zwei Schluchzer presst der Omega hervor: „Warum hassen mich alle?"
„Ich habe dich gerne und ich bin mir sicher, dass dein Alpha dich auch bald in sein Herz schließen wird, wenn es nicht schon passiert ist. Außerdem hast du doch noch deine beiden Zimmerkollegen. Freust du dich schon wieder darauf im Internat zu sein?", kommt es von Seth einfühlsam.
„J..ja", weint der Kleine und versucht sich nur noch auf die wohltuenden Berührungen des Alphas zu fokussieren, bis er sich beruhigt hat.
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Just give me a reason
RandomSchon mit elf Jahren ist der Omega Luca auf Tiago, den fünf Jahre älteren Alpha, geprägt. Aufgrund des Altersunterschiedes vereinbaren die Familien, dass Luca erst mit sechzehn in das Haus seines Alphas ziehen wird. Doch es kommt anders als gedacht...