Kap. 1 - Die Nacht der Veränderung

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Ich rüttele an ihrer Schulter. Langsam schlug sie ihre Lider auf. Mit beruhigender Stimme redete ich auf sie ein, das wir von hier so schnell wie möglich verschwinden müssten. Ich sah ihr direkt in die vor schreck weit aufgerissenen Augen und spürte die Furcht und die Besorgnis um ihre Familie in ihr. Ich packte ihren Arm, half ihr auf und zog sie mit zum Fenster, welches ich bereits geöffnet hatte. ''Wo ist meine Familie? Geht es ihnen gut?'' Wollte sie von mir wissen. ''Ihnen wird schon nichts passieren und jetzt halt dich gut fest und lass nicht los!'' Befahl ich und sie gehorchte ohne noch weitere fragen zu stellen. Ich schwang mich aus dem Fenster, auf den Sims und stieg so schnell wie es mir nur möglich war hinab. Den Kopf an meinen Rücken gepresst krallte sie sich bei mir ein. Noch während des Abstiegs hörten wir den Dachbalken herunter krachen. Mir war sofort klar das es für ihre Familie wohl keine Chance mehr gab und in mir kochte erneut die Wut hoch das Zelest ein weiteres Opfer eingefordert hatte. Die Hexe war der Ursprung alles Bösen auf der Welt und wenn man sie nicht stoppte würde sie alles zerstören und die Menschheit versklaven. Als wir sicher auf dem Boden angelangt waren setzte ich das zerbrechlich wirkende Mädchen sicher hinter einem großen Fliederstrauch ab und schärfte ihr ein sich nicht zu bewegen und ganz still zu sein. Verängstigt schaute sie kurz zu mir auf und krabbelte dann in ihr, von mir zugewiesenes, Versteck. Ich drehte mich um und rannte blitzschnell zum Eingang des Hauses. Es brannte lichterloh und man könnte es nicht löschen da es kein gewöhnliches Feuer wahr sondern eines von Zelest's Bannflüchen war die nur sie oder ein erfahrener Zaubermeister brechen könnte. Viel Hoffnung für die Familienmitglieder gab es nicht mehr aber ich musste es wenigstens versuchen ihnen noch zu helfen. Fest entschlossen stürmte ich hinein und folgte den markerschütternden Schreien hinauf in den zweiten Stock. Auf der Treppe sah ich zuerst den angekohlten Leichnam des Vaters verkehrtherum auf dem Boden liegen, auf ihm ein Stück es Dachbalkens und wenig später fand ich auch die Mutter, die unmenschlich verdreht auf dem Boden lag, doch man könnte genau erkennen das ihr Genick durchgebrochen wurde. Resigniert betrachtete ich sie und sprach ein leises Gebet für sie und ihren treuen Mann. Diese Verletzungen könnten aber bestimmt nicht von dem Feuer kommen. Es befanden sich also Helfer von Zelest hier schlussfolgerte ich, oder sind sie vielleicht noch da? Suchend blickte ich mich im Raum um und bemerkte hinter mir einen umgekippten Sessel und mein Herz machte einen Satz, als ich ein Husten dahinter hörte. Sofort ging ich in kampfstellung und steuerte darauf zu. Glücklicherweise fand ich dort den verletzen aber dennoch lebenden Markus vor. Vorsichtig hob ich den kleinen Jungen auf meine Schulter und trug ihn so schnell wie möglich die Treppe runter. Er hatte eine größere Wunde am Kopf konnte aber sprechen und war bei Bewusstsein. Plötzlich nahm ich eine Bewegung hinter mir war und drehte mich um. Ich bekam einen kräftigen Schlag in die Magengrube und krümmte mich zusammen. Schnell schubste ich Markus in die Richtung des Ausganges und er stolperte darauf zu. Er musste es nun alleine schaffen da ich schon einen weiteren Schlag in das Gesicht kassierte. Ich taumelte und duckte mich grade noch rechtzeitig um den dritten Schlag auszuweichen und holte selber aus. Ich traf den Angreifer mitten auf die Nase. Diese knackte hässlich und sofort tropfte das Blut daraus und lief hinunter bis zu seinem Mund. Er wischte sich kurz über das Gesicht und wendete seinen Blick nun wutverzerrt auf mich. Bedrohlich nähert er sich mich und setzte zum nächsten Schlag an, doch stoppte in seiner Bewegung als wir beide geschockt nach oben an die Decke starrten. Es gab ein ohrenbetäubendes krachen und schon kam sie auf uns rasend schnell zu und ohne das wir noch reagieren konnten. Die zeit schien einen Moment lang still zu stehen. Ich schloss die Augen und atmete das letzte mal in meinem Leben die rauchige Luft ein. In meinem Geiste zog mein erbärmliches Leben an mir vorbei. Ich hatte schon davon gehört, dass es vorkommt, im Angesicht des Todes sein Leben nochmals zu durchlaufen, doch ich selbst hatte daran gezweifelt. Traurig verfolgte ich die Bilder und Gedanken von meinem früheren Ich. Es ist, als wäre ich nur ein Zuschauer in einem Film, der kein Happyend haben würde. Die brennenden Balken und Bretter würden uns vollständig begraben und mein letzter Gedanke sollte dem Mädchen gelten, das ich hätte beschützen sollen, wenn nötig sogar mit meinem Leben. Doch ich war gescheitert, wieder einmal. "Ich hoffe du verzeihst mir....dich alleine gelassen zu haben.....es tut mir alles so schrecklich leid",stammelte ich und das zweite mal in meinem Leben lief mir eine Träne übers Gesicht. Gewaltiger Druck breitete sich schlagartig über meinen Körper aus und etwas traf mich hart an Kopf. Es würde schwarz um mich herum und
das flackernde Licht in mir erlosch nun ganz, und das für immer.

The Keeper (on hold)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt