Kapitel 1: Krankenhaus

211 9 6
                                    

„Todeszeitpunkt: 22:43 Uhr.“

Dr. Theodor Rowler nahm seinen Mundschutz ab und tupfte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von seiner Stirn. Man konnte sehen, dass er nervlich am Ende war. Soeben war  bei der Herzoperation, bei der er als Spezialist eingesetzt worden war, eine Frau gestorben. Er hatte keine Chance mehr auf ihre Rettung,  als sie während der Operation plötzlich eine allergische Reaktion auf das Betäubungsmittel zeigte und ihr Herz plötzlich ganz aufhörte zu schlagen. Auch der Defibrillator konnte nicht mehr helfen. Dr. Rowler war dies von Anfang an bewusst gewesen, allerdings wollte er es nicht wahrhaben und versuchte immer und immer wieder, ihr mit gezielten Elektroschocks wieder Leben einzuhauchen. Er konnte den Blick nicht von dem Gesicht der Frau abwenden, während seine Assistenten rund um ihn arbeiteten. Einer legte gerade das ganze Operationsbesteck auf ein Tablett und brachte es weg, ein anderer legte der Frau ein rotes Band mit einer Nummer um das Handgelenk. Dieses diente zur Identifikation der Leiche. Dr. Rowler wusste, was um ihn herum passierte, allerdings war es ihm egal. Er nahm alles wie durch einen Schleier wahr und reagierte auch nicht, als einer seiner Assistenten ihn ansprach. Erst als das Gesicht der Frau mit einem Tuch bedeckt wurde, rührte er sich wieder. Die Operation war vorbei, was hielt ihn also noch hier? Er verabschiedete sich bei seinen Helfern und verließ den Operationsraum. Erst jetzt bemerkte er, dass das Atmen ihm Probleme bereitete. Seine Lunge schmerzte, als würde sie jeden Moment zerplatzen und die stickige Luft auf dem Gang des Spitales trug nur dazu bei, anstatt es zu bessern. Er steuerte auf den Aufzug zu und drückte den Knopf. Die Kabine kam langsam zum Stehen und die Türen öffneten sich. In der Kabine stand eine Frau, die ihm zunickte, als er zustieg. Die Türen schlossen sich und erneut setzte sich der Fahrstuhl in Bewegung. Erst als er dem Erdgeschoss immer näher kam, verlangsamte der Aufzug sein Tempo und kam schließlich mit einem leisen Quietschen zum Stehen. Dr. Rowler wollte aussteigen, doch als sich die Türen der Kabine öffneten, wich jegliche Farbe aus seinem Gesicht. Er trat einen Schritt zurück und sah die Frau an, die dort vor den Türen stand. Ihre leeren Augen schienen ihn zu durchbohren doch ihr Gesicht zeigte keine Regung.  Als sie zusteigen wollte, machte er einen Schritt auf sie zu, stieß sie zurück und drückte schnell den Knopf, der die Türen schloss. Er lehnte sich an der Kabinenwand an und sein Puls raste. Die Frau, die mit ihm im Aufzug war fragte ihn vorwurfsvoll, warum er dies getan hatte und erklärte kalt, dass dieser Aufzug nicht seiner sei. Dr. Rowler antwortete ihr: „Diese Frau…. Ich kenne sie. Gerade habe ich sie operiert und sie ist während der Operation gestorben. An ihrem Handgelenk hing auch das rote Band, das jeder Tote in diesem Krankenhaus bekommt.“ „Meinen Sie dieses hier?“, fragte die Frau und hob ihren Arm. Auch an ihrem Handgelenk hing ein rotes Band. Nun war Dr. Rowler völlig am Ende. Er hielt seine Hände schützend vor sich und da bemerkte er es. Von seinem rechten Arm hing etwas herab. Es war ein rotes Band.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 02, 2013 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

"Gute"-Nacht GeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt