Kapitel 1

42 4 2
                                    

P.o.v. Clara

"Ahhhh" Das ist das erste was ich heute höre. Ich laufe sofort zu Dana. Sie sitzt in ihrem Bett. Voller Schweiß und ihre Augen sind rot vom Weinen. Als sie mich hört schaut sie mich an mit ihren blauen Augen, die mich scheinbar gar nicht wahrnehmen. Das tut sie aber trotzdem. Plötzlich höre ich ihre Stimme. Jedoch nicht so melodisch wie sonst oder abgehackt, rau wie ich sie erwartet hätte. Sie ist gefühlslos.
"Wie kommt es eigentlich, dass du ihnen nicht nachtrauerst? Ich dachte immer, das liegt am Schock aber heute? Da kann man doch nicht anders." Das hat sie mich noch nie gefragt. Wie es mir damit geht schon und ob ich sie vermisse. Aber sowas nicht. "Wie kommst du darauf, dass ich ihnen nicht nach trauere? Ich trauere ihnen nach. Aber ich denke nicht an ein Elternpaar, welches uns beide fürsorglich aufgezogen hat. Ich denke an zwei Menschen die ihr Leben verloren haben und unsere Eltern waren. Alle Erinnerungen, die du hast von unserer Kindheit wie wir in dem Zwillingsbett lagen und sie uns gekitzelt haben. Das weiß ich alles nicht. Ich bin traurig und vermisse sie, kann jedoch erst darum weinen, wenn ich mehr weiß. Wenn ich das Gefühl kenne und spüre so geliebt zu werden wie du es noch weißt."
Ihre Augen sind noch größer geworden als wie sie vor meiner Antwort gewesen sind. Meine Augen dagegen sind kleine Schlitze, die sie böse anschauen. Wir beide wissen, dass damit dieses Thema beendet ist. Da wir beide auch wissen, dass wir uns brauchen. Selbst wenn wir uns nicht sicher sind wofür, gehen wir beide zusammen nach unten. Dort sitzt unsere neue Familie. Sie schauen alle traurig aus und mitleidend. Und das nur wegen diesem einen Tag.
Der Todestag unserer Eltern. Genau ein Jahr ist es her, dass wir in diesen Unfall verwickelt waren und mit Glück noch unter den Lebenden weilen.
Seit seit dem wohnen wir hier bei unseren Adoptiveltern Bernd und Stefanie mit deren biologischen Tochter Annika.
Bernd richtet sich vorsichtig auf und richtet seine Stimme an uns. "Clara und Dana? Ich weiß" Er unterbricht kurz und räuspert sich "Wir wissen, dass heute ein schlimmer Tag für euch ist. Ich weiß auch wirklich nicht wie man so was macht, was man sagt oder ob man das überhaupt macht. Aber wir wollen euch etwas schenken."
Er macht eine Pause und Stefanie übergibt ihm ein Buch. Es sieht alt aus aber wunder schön. Ich habe das Buch schonmal gesehen und es sieht geborgen aus. Er gibt es Dana in die Hand.
Bernd setzt sich wieder und Stefanie stellt sich jetzt hin. Sie fängt an zu reden.
"Das ist ein Bilderbuch die Polizei hat uns das vor einem Monat erst gegeben. Sie hätten das wohl von zwei Mädchen in eurem Alter bekommen und fanden, das ihr beiden es bekommen müsst."
Ich schaue Dana an. Sie sieht gerade wahrscheinlich genauso aus wie ich. Nasse Augen, zitternde Hände und verstrubbelte Haare. Wir haben beide die gleiche Angewohnheit bei traurigen Situationen immer durch unsere Haare zu fahren.
Als Dana mich anschaut, weiß ich sofort, dass sie nach oben in unser Zimmer will um sich in ruhe die Bilder anzuschauen.
Da ich schon immer die direkte war schaue ich unsere Adoptivfamilie an. "Leute wir gehen nach oben wir brauchen etwas Zeit für uns." Nickend und mit einer Mischung zwischen Traurig, Mitgefühl und auch einem kleinen Lächeln verlassen wir unsere neue Familie und lassen sie alleine Frühstücken. Es scheint, als wären wir wieder zurück in der Vergangenheit. Es ist wie die ersten Wochen hier. Wir haben in unserem Zimmer alles gemacht bis wir angefangen haben uns zu trauen etwas neues anzufangen.
Oben in unserem Zimmer setzten wir uns auf unser Bett es ist in braunem Leder eingebunden und vorne drauf ist ein Bild von 4 Personen aufgeklebt. Unseren echten Eltern und uns beiden. Wir sehen aus wie eine glückliche Familie.
Dana blättert die erste Seite auf. Zu sehen sind zwei gleich aussehende Babys, die sich umarmen. Sie haben blonden Haare und blaue Augen. Wir können es nur sein.
Auf der anderen Seite liegen wir in den Armen von Papa. Wir drei schlafen alle. Dort drunter steht unser Geburtsdatum. Ich sehe aus dem Augenwinkel, wie Dana die Tränen kommen. Bei dem Anblick kann ich mich nicht wehren und mir fließen sie auch. Es befreit mich zu sehen, wie glücklich wir gewesen sein müssen.

~~~~~~~~~~~~~~~~

Wir wünschen euch ganz viel Spaß beim Lesen!
Alles Liebe
One-C-D-K-M-A

Old memoriesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt