Kapitel 1

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Dass erste, was ich sah war helles weißen Licht, was von oben auf mich herabstrahlte. Es kam mir alles wie ein einziger Traum vor. Kein strukturierter, an den man sich nach dem Aufwachen klar und deutlich erinnern kann und alles wie erlebt auf ein Stück Papier niederschreiben kann. Nein es wahren Bruchstücke, Bruchstücke verpackt in ein Haufen Chaos und Orientierungslosigkeit. Es waren Schleier der Erinnerungen, die an ganz unterschiedlichen Orten auftauchten. Aber mit eines dieser Bruchstücke wachte ich in einem sterilen, weißen Raum auf, wobei das Licht mir die Sicht auf Einzelheiten verwerte. Um mich herum erkannte ich lauter Menschen, die an meinem Bett standen, indem ich mich befand. Ihre Münder deuteten nach unten und ihre Augen blickten traurig auf mich herab. Ich verstand nicht aus welchem Grund ich mich an diesem Ort befand und hatte Schwierigkeiten damit, die Personen vertrauten Menschen zuzuordnen. Trotzdem spürte ich, dass irgendetwas nicht stimmte. Das grelle weiße Licht, welches von oben in meine Augen schien, flackerte leicht und ich hatte das Gefühl, als kämen sie immer näher, bis ich meine Augen erneut zu kniff. Die Personen, die ich in meinem getrübten Sichtfeld nur schwer erkennen konnte, brummten unverständliche Sätze vor Sich her und ich versuchte ihre Stimmen mit aller Kraft zuzuordnen. Alles war so beängstigend, bedrängend und ich spürte einen gewaltigen Stich, der auf ein schmerzhaftes Brennen in meinem Kopf folgte, als ich in einer meiner ersten Erinnerungen verschwand, ohne es gewollt zu haben...

Ein Lufthauch, der durch meine Haare fuhr, ließ mich meine Augen ein drittes mal öffnen und ein klares helles Bild ergab sich vor ihnen. Die warmen Sonnenstrahlen wärmten mein Gesicht und mir wurde bewusst, dass ich mich nicht mehr länger in dem so weißen, stickigen Zimmer befand, in dem ich zuletzt war. Ich sah mich verwundert um und nach einer Weile konnten sich meine Augen an die freundlich helle Umgebung gewöhnen, die mich umgab. Ich rieb mir durch mein Gesicht, in der Hoffnung ich würde mich erinnern wo und aus welchem Grund ich an diesem Ort war und als ich auf meine Füße herab schaute erkannte ich einen asfalt Boden unter ihnen. Erst jetzt erkannte ich, wo ich mich befand. Ich stand mitten auf einer Straße. Orientierungslos versuchte ich mich an einzelne Details zu erinnern, die mich wissen lassen konnten, weswegen ich an diesem Ort war und während ich mich umsah erkannte ich immer mehr Details. Links und rechts neben der Straße gingen Passanten auf und ab. Sie schienen so als bemerkten sie mich nicht, sie würdigten mich nicht mal eines Blickes und während ich sie dabei beobachtete, wie sie die Läden in den Gassen betraten und verließen hörte ich aus der Ferne eine Stimme rufen. „Veronica!" Hörte ich sie rufen. Plötzlich schenkten auch die Passanten auf den Fußgängerwegen der Fremden Stimme Beachtung. „Veronica!" Ertönte es wieder und auch da ich keinerlei Ahnung hatte, ob ich mit diesem Namen in Verbindung stand, drehte ich mich um. Ein Mädchen stand mehrere Meter vor mir. Sie hatte langes blondes Haar und anders als die anderen Menschen dessen Gesichtsausdrücke schockiert und regungslos auf mich zu gerichtet waren, schaute sie vielmehr traurig auf mich herab, während sie mit ihren Armen herumfuchtelte. Dieses Gesicht... Während das Mädchen weitere rufe von sich gab, konnte ich nicht aufhören, in ihr Gesicht zu blicken. Sie hatte etwas vertrautes... Als würde ich sie schon ewig kennen, obwohl ich schwören konnte, dass ich sie noch nie zuvor gesehen hatte. Ich wollte herausfinden, was sie so traurig machte und ob wir uns schon einmal begegnet sind. Ich wünschte ich hätte zu ihr gehen können, sie fragen können. Doch in dem Moment, als ich den ersten schritt zu ihr auf dem Boden fortsetzen wollte, hörte ich einer der Menschen laut schreien und andere, die panisch mit dem Finger auf mich zeigten. Anders als eben schenkten nun alle der Passanten mir ihre volle Aufmerksamkeit. Wieder hörte ich diesen Namen: „Veronica, Veronica!" Dröhnte es in meinen Ohren. Ein Schreien, was mich aufschrecken ließ. Doch plötzlich wurde alles still. Kein Schreien. Keine Panischen Gesten oder rufe, die ich hörte. Wie versteinert sah ich ein letztes mal zu dem Mädchen rüber und erkannte eine Träne, die ihr Gesicht runter rollte, als ich neben mir das quietschen der Autoreifen hörte und ich einen gewaltigen stoß spürte, der mich wie durch einen Tritt wieder in dem so weißen, kalten Zimmer befand, in dem ich anfangs erwachte.

Fortsetzung folgt...

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