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Ich wusste nicht, dass heute dieser Tag sein wird. Ich war mir sicher, dass es noch dauern wird. Eine sehr lange Zeit.. bis ich mich wieder auf den Weg nach Lockhart befinde. Ich seufze und schaue aus dem Fenster. Mein Herz fühlt sich einfach nur leer an.

Vor zwei Jahren wohnten wir in Lockhart noch zusammen mit meinem Vater, bzw. Stiefvater und meinem Stiefbruder Adam, der für mich wie ein echter Bruder war und immer noch ist. Damals wurde mir etwas sehr wichtiges genommen. Mir wurde damals meine beste Freundin genommen, mir wurde der wichtigste Mensch genommen und ich war teilweise daran schuld. Ich war daran Schuld, dass meine Mutter zwei Jahre von ihrem Ehemann und ihrem anderen - nicht leiblichem - Kind getrennt worden war. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es sie getroffen haben muss. Sie fuhr einige male nach Lockhart,  jedoch sah ich die beiden in den zwei Jahren nur über die Webcam. Ich traute mich nicht dorthin zu fahren und ich wollte es auch nicht. Nach zwei Jahren beschloss meine Mutter mich zu zwingen, wieder mit ihr nach Lockhart zu ziehen. Lockhart ist eine sehr kleine Stadt in Texas. Ich habe nichts gegen diese Stadt, aber die  Erinnerung von damals sind zu schmerzvoll. Ich weiß, dass ich die volle Unterstützung meiner Familie haben werde, aber werde ich es auch schaffen? Kann diese Stadt irgendwann mein Zuhause wieder werden?

Zu alten Freunden habe ich seit zwei Jahren keinen Kontakt mehr, mich hat zwar Adam Immer auf den laufenden gehalten, aber ich habe sie aus meinem Leben entfernt. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, ob ich von denen jemals Nachrichten bekomme habe. Die Beziehung zwischen mir und Adam hat sich kein bisschen verändert, worüber ich auch froh bin. Nach zwei Jahren hat sich diese Stadt auch nicht wirklich geändert, aber ich habe mich geändert. Ich bin nicht mehr das Mädchen von damals. Sie wäre teilweise stolz auf mich gewesen. Diese zwei Jahre war ich auf einer Art Reha, ich musste meinen Körper und meine Psyche wieder in Ordnung bringen.

Die Ärzte haben alles getan um meinen Arm und mein Bein in Ordnung zu bekommen, was fast ein echter Erfolg hätte werden können. Wegen der Verletzung an meinem rechten Bein, kann ich nicht lange in einer Postion verharren, ob das gehen, stehen, sitzen oder liegen ist. Das Joggen und Laufen habe ich schon längst aufgegeben. Nach einem langen Tag mit wenigen Pausen humple ich durch die Gegend. Auf meinen rechten Handgelenk befindet sich eine etwas größere Narbe, die man mit langen Oberteilen gut verstecken kann. Ich habe an meiner Lunge auch ziemliche Schäden abbekommen, meine Lunge sieht sehr schlecht aus. Ich habe oft Mals kurze Phasen, wo ich keine Luft bekomme. Was dagegen hilft? Ich habe immer eine kleine Sauerstoff Flasche dabei, die mir im Notfall das Leben retten könnte. Außerdem schleichen sich immer wieder Panikattacken und Angst zustände in meinem Alltag, aber sonst ist eigentlich alles gut. Das rede ich mir  auf jeden fall immer wieder ein.

,,Schätzchen wir sind da.", sagt meine Mutter plötzlich. Ich drehe meinen Kopf nach vorne und sehe sie an. Ich setze ein leichtes Lächeln auf und schnalle mich ab. ,,Steig nicht alleine aus.", warnt sie mich mit einer strengen Stimme. Ich verdrehe meine Augen und warte bis sie mir die Tür auf macht. Sie reicht mir ihre Hand und ich steige mit ihrer Hilfe aus. In meinem rechten Bein hat sich ein kleiner Krampf gebildet, weswegen ich mein Gewicht auf meinen linkes Bein richten muss. ,,Wir hätten mehr pausen machen sollen.", sagt sie. ,,Nein. Alles gut, die Fahrt war so oder so schon zu lang gewesen.", sage ich. In dem Moment wird die Tür aufgemacht, mein Vater und Adam verlassen das Haus und kommen auf uns strahlend zu. Meine Mutter dreht sich sofort um und begrüßt meinen Vater. Ich verdrehe meine Augen und halte mich an der Auto Tür fest. Adam kommt auf mich zu und umarmt mich direkt. ,,Du bist kein Stück größer geworden und ich habe mir schon Hoffnungen gemacht.", sagt er schmollend. ,,Dafür bist du wieder größer geworden.", sage ich und er löst sich von mir. Er grinst mich an. ,,ja klar doch.", sagt er. Er hat sich ziemlich verändert, auch wenn ich ihn durch die Kamera fast jeden Tag gesehen habe. Er sieht einfach anders aus, seine Ausstrahlung ist eine ganz andere.

The Seconds With YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt