Kapitel 5

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„Was soll ich denn jetzt nur machen?", sagte Flynn. Ich konnte hören, dass seine Stimme zittrig wurde. Er setzte sich auf den Gehsteig und stützte seinen Kopf auf die Knie. „Hey, keine Sorge, du kannst heute bei mir schlafen." Ich konnte nicht glauben, dass ich das gesagt habe. Ich meine ich kannte Flynn nicht mal einen Tag und lud ihn zu mir ein. Außerdem würde mein Vater dann bestimmt total peinlich sein. „Danke!", sagte Flynn und fiel mir in den Arm. Mich hatte noch nie ein Junge umarmt und ich war irgendwie überfordert, aber erwiderte die Umarmung.

Wir schauten noch einmal kurz zu „John's Sounds", bevor wir uns auf den Weg machten. Ich wusste nicht so recht über was wir reden sollten. In Smalltalk war ich nie besonders gut. Aber eigentlich machte es mir überhaupt nichts aus als wir einfach nur nebeneinander hergingen. Ich versank sowieso viel zu oft in meinen Gedanken. Der Weg war sowieso nichtmehr allzu weit. Ich hätte gerne Musik gehört, aber ich wollte nicht unhöflich wirken. Flynn sah sich einfach die Gegend an. Logisch, er war doch noch nie hier gewesen und musste sich erstmal zurechtfinden. Aber wenn nicht, würde ich ihm sowieso helfen. Ich dachte darüber nach, dass wir bestimmt richtig gute Freunde werden.

Endlich zuhause angekommen, schloss ich die Tür auf und bat Flynn herein. „Tut mir leid, es ist total unordentlich.", entschuldigte ich mich. Er lächelte und hängte seine Jacke auf. Ich schrieb schnell einen Zettel für meinen Vater, damit er über Flynns kommen Bescheid wusste. „Mein Vater kommt erst später nachhause, also muss ich wohl Käsemakkaroni machen." sagte ich. Er verzog das Gesicht. Welcher Junge mag den kein Fast Food? „Wir kochen jetzt gemeinsam!", verkündete Flynn. Ich war nicht so euphorisch wie er. Alles was mit Küche zu tun hatte, war nicht gerade meine Stärke. „Hast du Reis?", fragte er schüchtern. Ich nickte und gab ihm die ungeöffnete Verpackung. Er öffnete sie und kippte den Reis in kochendes Wasser, dass er vorher bereitgestellt hatte. Ich stand die ganze Zeit nur daneben und wusste nicht was ich tun oder sagen soll. „Wenn du magst, kannst du Gemüse schneiden.", erlöste er mich. Ich schnitt Paprika und Zucchini in kleine Würfel. Während Flynn eine hohe Pfanne aus dem Küchenregal holte. Er fragte mich nach Sonnenblumenöl und goss anschließend einen Esslöffel davon hinein. Gemeinsam brieten wir die Gemüsewürfel darin an. Durch den Dampf wurde mir ganzschön heiß und ich schob die Ärmel meines Pullis nach oben. Ich konnte sehen wie Flynn mich dabei aus dem Augenwinkel musterte. Etwas rot holte ich den Reis aus dem Sieb in der Spüle und schüttete ihn zu den Würfeln. Nach seinen Anweisungen suchte ich auch Curry, welches ich dann im Gewürzregal fand. Er streute eine bestimmte Menge darüber und ich staunte, als sich alles gelb einfärbte. Eine Weile ließ er es noch im heißen Öl. Dann wies er mich auf Teller zu holen und füllte sie mit einem Teil des Gerichts an.

Als wir schließlich am Esstisch saßen, streute er noch Salz über unsere beiden Teller. Wir probierten gleichzeitig ein Stück. Und obwohl es noch heiß war, schmeckte es unglaublich gut. „Das ist vermutlich das Beste, das ich seit langem gegessen habe.", lobte ich das Gericht und auch Flynn. Er schmunzelte, „Das freut mich." „Wieso kannst du eigentlich so gut kochen?", fragte ich interessiert. „Das ist jetzt nicht so besonders gut", sagte er bescheiden. „aber meine Mutter hat versucht es mir beizubringen." „Wo ist eigentlich deine Mutter?", fragte er mich. Ich stocherte in meinem Essen herum.

„Ich bin adoptiert.", sagte ich und schaute ihn mit einem zaghaften Lächeln an.

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