Honiggold und Himmelblau

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Vogelgezwitscher schwang durch die Lüfte und erfüllte die dichten Blätterdächer mit einem sanften Lied. Einem Lied, das Geschichten erzählte. Von alten Zeiten. Von Zeiten, die in Vergessenheit gerieten und für eine Ewigkeit bestimmt in der Vergangenheit versteinerten. Vielleicht wäre es besser ausgedrückt zu sagen, den Menschen wären die Erinnerungen entglitten. Doch die Natur hatte jedes einzelne noch so kleine Erlebnis bewahrt. Wenn man dem Vogelgesang aufmerksam lauschte und die reine Luft innig einatmete, seine Umgebung auf sich wirken lassend, konnte man die Energie spüren. So stark, dass man hätte danach greifen können. Allerdings ist diese Art von Magie gewiss spielerisch und lässt sich nicht gerne fangen, es sei denn sie will es so. Schlimm ist dies jedoch nicht, es gibt Erinnerungssplitter, von denen man die Finger lassen sollte, um nicht selber in die Tiefe gerissen zu werden.

Die frühe Abenddämmerung legte sich über den Horizont und ließ den Himmel in beschwichtigenden Rosa-und Honiggoldtönen erstrahlen. Auf einer kleinen Lichtung versuchte sich ein dürres, neugeborenes Rehkitz seine Beine vertraut zu machen, was nur beschränkt klappen wollte. Und als es dann doch klappte, sah man dem kleinen Wesen an, wie es von allerlei Freude überrannt wurde. Da dauerte es auch nicht wirklich lange, bis er in Obhut seiner Mutter über die winzige Wiese flitzte, als gäbe es kein Morgen mehr.

Ein lautes Wiehern ertönte in der Ferne. Tief im Inneren des Waldgebiets, wo die Bäume jegliches Leben mit einer dicken Schicht an Baumkronenmeer vor Augen schützte, stolzierte ein wunderschönes Tier. Es war ein junger Hengst. Kräftig, selbstbewusst und vor Stolz protzend. Die ausgeprägten Muskeln an seinem Körper wirkten einschüchternd und die benennenswerte Größe ließ keinen Widerspruch zu. Aber der behutsame, warme Blick des Pferdes hätte selbst den schrecklichsten Sturm besänftigen können. Neugierig reckte er den Hals, schnupperte in die Luft, wobei seine leuchtend blaue Mähne schwungvoll mitwippte. Das schneeweiße Fell blitzte ab und zu silbrig auf, wenn ein Sonnenstrahl drauftraf. Energie pulsierte von dem majestätischen Geschöpf aus. Trotz seiner Neugierde schnaubte es überrascht auf, ehe es dir in die Augen blickte eine scharfe Wendung meisterte und den Rückweg in die Geborgenheit der engstehenden, moosbedeckten Baumstämme antrat, einen Hauch von Wärme und dem kitzelnden Gefühl von heller Magie hinterlassend.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 24, 2021 ⏰

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