一 ; 1867

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听君一席话,胜读十年书。
Die Bemerkungen eines Meisters zu hören,
ist besser, als zehn Jahre Bücher zu lesen.

Die Sonnenstrahlen fielen in das leicht stickige Klassenzimmer, in welchem Taehyung sich mit zwei anderen Jungen in seinem Alter befand. Ihre Beine hatten sie drei in Schneidersitzen zusammengelegt, ihre Hände machten sich fleißig Notizen. Taehyung rutschte mit seinem weichen Sitzkissen näher an den tiefen Tisch aus Stein heran, um noch schneller noch mehr zu notieren. Ihn hatten die Geschichten, die die Lehrerin ihnen erzählte schon immer fasziniert, so auch heute. Während er einmal seine linke Hand an seinem Hanbok abwischte, um sie von Schweiß zu befreien, dachte er für einen Augenblick daran, wie er später zu Yoongi laufen würde und ihm davon erzählen könnte, wie schlau er wieder geworden war.

Sein Lächeln haftete noch bis zum Ende seiner Unterrichtseinheit in seinem Gesicht und nachdem er mit den anderen beiden Jungen aufgeräumt und sich bei dem Lehrer mit einer tiefen Verbeugung für diesen Tag bedankt hatte, lief er bereits freudig in durch den riesigen Garten des Königspalastes. Dieser trug den Namen Gyeongbokgung, was für die strahlende Glückseligkeit stand. Taehyung stimmte dem zu – Er war mehr als glücklich, im Palast leben zu können. Seine Mutter war eine Bedienstete und frühere Freundin der Königin und hatte daher das Privileg erhalten, mit ihren Söhnen im Palast zu hausen. Auf seinem Weg durch den Garten sah Taehyung einige Enten im Teich, denen er fröhlich zu winkte, bevor er an ihnen vorbeilief.

Im Palast angekommen verlangsamte er seine Schritte und schaute um alle Ecken. Irgendwann traf er auf einen seiner zwei älteren Brüder. „Seokjin Hyung!", sagte er freudig und umarmte den Siebzehnjährigen. Dieser lächelte milde und strich Taehyung einmal über den Kopf. „Sind deine Stunden für heute beendet?", fragt er und Taehyung nickt eifrig, „dann denk daran, immer schön zu lernen. Nicht jeder hat die Möglichkeit, im Königshaus unterrichtet zu werden, also nutze diese Chance." „Das sagst du mir jedes Mal, Hyung", schmollte der Jüngere und Seokjin lachte einmal auf. „Es ist eben jedes Mal wichtig, daran zu denken, wie gut wir es hier haben. Andere Bürger leben ohne unsere Privilegien."

Taehyung ließ einmal kurz den Kopf hängen und nickte, dann hob er ihn wieder und lächelte breit. „Sobald Yoongi König ist, wird er etwas gegen all diese Ungerechtigkeit tun, das weiß ich!", sagte er überzeugt und Seokjin seufzte einmal, sagte aber nichts dazu. Er versuchte schon seit Jahren, Taehyung zu erklären, dass auch Prinz Yoongi nicht alles Ungerechte auf dieser Welt verschwinden lassen könnte, doch davon wollte sein jüngster Bruder nichts wissen. „Weißt du eigentlich, wo Yoongi sich aufhält? Ich möchte mit ihm über die heutige Stunde sprechen. Und können wir heute Abend wieder zusammen trainieren?", fragte Taehyung und wippte dabei auf seinen Füßen auf und ab.

„Yoongi ist noch im Geschichtsraum, er hat noch Unterricht. Und warum möchtest du immer so viel üben? Du möchtest doch gar kein Soldat werden", entgegnete Seokjin und legte den Kopf schief. Auf Taehyungs Lippen breitete sich ein sanftes Schmunzeln aus. „Ich möchte später auch einmal so gut sein wie du und Namjoon Hyung! Und sogar noch besser! Vielleicht sogar noch besser als der König, dann kann ich sogar Yoongi besiegen!", sprach er voller Euphorie, über die Seokjin nur den Kopf schütteln konnte. „Nun, wir können gerne nach der Abendmahlzeit zusammen ein wenig üben, aber dann nicht mehr lange!" Taehyung umarmte seinen Bruder freudig und bedankte sich bei ihm, bevor er beschloss, seine heutigen Notizen in sein Schlafgemach, welches sich Taehyung mit Namjoon teilte, zu bringen. Seokjin war bereits verheiratet und lebte mit seiner Frau, einer adeligen aus einer der vielen Provinzen, zusammen in einem anderen Gemach.

Namjoon wiederum war nicht einmal verlobt, genau wie der vierzehnjährige Taehyung. Sein Bruder wollte in naher Zukunft durch die verschiedenen Provinzen reisen, vielleicht auch einmal in neue Länder ziehen und hatte ihrer Mutter versprochen, anschließend breitwillig jede Frau zu heiraten, die sie für ihn passen empfand, sofern ihm diese Freiheit gestattet werden würde. Taehyung wurde dem entgegen von ihrer Mutter behütet, was nicht zuletzt an Seokjins Worten an ihre Mutter lag. Dieser hatte sie darum gebeten, bei ihm mit einer Verlobung zu warten, bis er volljährig sei, da er sich für Taehyung eine kindlichere Kindheit wünschte, als er selbst sie gehabt habe. Taehyung wusste, dass sein einundzwanzigster Geburtstag seine Verlobung bedeuten würde, doch störte ihn dies nicht, denn er lebte im Moment. Außerdem hatte er bereits im Sinn, wer ihm diesen Antrag machen würde.

Nachdem er die mit Zeichen gefüllte Schriftrolle sorgfältig zu den anderen gelegt hatte, machte er sich schlendernd auf den Weg zum Geschichtsraum. Dieser hatte seinen Namen dadurch bekommen, dass die Wände mit Karten und Gesichtern bemalt worden waren, welche der Lehrer immer wieder erwähnte. Als Taehyung ankam, war die Tür noch geschlossen, weshalb er sich im Schneidersitz vor die gegenüberliegende Wand setzte und sich an diese lehnte. Nach einiger Zeit öffnete der Lehrer die Tür der junge Prinz trat heraus. Sofort stand Taehyung auf und verbeugte sich tief. „Prinz Yoongi, Lehrer Chi", begrüßte er die beiden höflich und erntete ein Lächeln von beiden. „Denkt bitte daran, bis nächste Woche den Verlauf der Mandschurei-Krise auswendig zu erlernen, mein Prinz", sagte der Lehrer noch und verbeugte sich, bevor Yoongi ihn entließ und Taehyung sofort zu ihm kam und sich bei ihm einhakte.

Yoongis langen, blonden Haare standen im Kontrast zu den braunen von Taehyung, obgleich beide Perücken trugen. „Yoongi Hyung, ich habe heute in meiner Einheit alles über die Geschichte deiner Eltern gelernt! Dein Vater hat schon mit fünfzehn deine Mutter geheiratet, ist das nicht unglaublich? Ich dachte immer, Seokjin Hyung hätte mit sechszehn früh geheiratet. Oh und deine Mutter war damals gar keine Prinzessin, sondern nur eine Frau aus dem Yeoheung Min Clan! Und Ihr Vater hat früher seine eigene Tochter geheiratet und nach ihrem Tod dann erst deine Mutter bekommen, wusstest du das?", redete Taehyung darauf los und zog Yoongi beinahe durch den Palast.

Da Taehyungs Mutter eng mit der Königin zusammenarbeitete, war Taehyung bereits als kleiner Junge viel mit dem Prinzen zusammen gewesen und hatte diesen seit er denken konnte bewundert. „Nun, es ist meine Familie", erwiderte Yoongi schlicht und Taehyung schmollte kurz, bevor er wieder breit grinste und sich von Yoongi löste, um rückwärts vor ihm zu gehen. „Aber du wartest doch noch mit dem Heiraten oder? Meine Mutter verlobt mich erst mit einundzwanzig, und da wir beide heiraten werden, musst du bis dann warten! Wenn du sie darum bittest, lässt sie es sicherlich zu, dass du mir einen Antrag machst!" Yoongi lachte einmal leise und schüttelte ungläubig den Kopf. Taehyung hatte noch nie verstanden, dass der Prinz keinen Bürger, und schon gar keinen Jungen, heiraten würde, doch war Yoongi immer wieder auf sein Spiel eingegangen – er würde es noch früh genug merken.

„Natürlich. Aber du weißt doch, mich zu heiraten ist an meine selbst erstellten Bedingungen geknüpft, damit du würdig bist, Taehyung-ah", entgegnet er deshalb nur und Taehyung kichert und antwortet zunächst nicht, da er sich hinhockt und von der Wiese, an der sie nun stehen, ein paar Blumen pflückt. Er richtet sie in seiner Hand an und steckt sie in den Gürtel von Yoongis Gewand, da er fand, dass es so viel schöner aussah. „Das weiß ich doch. Und ich arbeite daran, ganz hart!" Denn um Yoongi heiraten zu können, müsste er diesen in einem fairen Kampf besiegen. Und er wünschte sich nichts sehnlicher.

Black Rose - taegiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt