Getting used to ME

Fresh start

Ich öffnete die Tür meines schwarzen Audi cabrio und stieg mit wackeligen Beinen aus, was bedeutete, dass ich dabei definitiv nicht aussah wie diese heißen Mädchen aus den Filmszenen mit einer designer Sonnenbrille in der einen, der schicken Handtasche in der anderen Hand und schwarzen Lederboots mit Absätzen, größer als mein Schädel, an den Füßen, mit denen sie einen scharfen Auftritt in der neuen Stadt hinlegte und somit die Aufmerksam aller Anwesenden auf sich zog.

Ahm, nein. Ich glaube mit dem improvisierten Knoten auf meinem Kopf, den ursprünglich weißen Chucks, die jetzt aussahen, als wären sie Teil eines Schlammbades gewesen, mein überaus gemütliches Outfit, bestehend aus einer mintblauen Yogahose und einem befleckten hellen Shirt, war ich doch etwas ganz individuelles.

Aber das konnte man mir garnicht verübeln. Ich rechtfertigte meinen schlabberigen Aufzug einfach damit, dass die Fahrt über sieben Stunden gedauert hatte. Davon war ich die letzten zwei durch meine wachsende Ungeduld nonstop durchgefahren. Demzufolge fühlte ich mich wie ein schweißgebadeter Pudding. Außerdem wäre so ein Auftritt unrealistisch und kam ausschließlich in Filmen vor, mein Leben war eben kein Film.

Es sei denn, mir wurde ein ähnlicher Streich gespielt, wie dem Typen aus The Truman Show. Ich wüsste nicht, was ich von mir selbst halten sollte. Geschweige denn meinen Mitmenschen, wobei ich mit meinen frischen neunzehn Jahren in diesem Universum schon einige Enttäuschung erlitten und sogar ganz gut verkraftet hatte.

Oh Gott, bitte lass diese Stadt einfach kein Filmset sein.

Ich verwarf diesen Gedanken genauso schnell, wie er mir gekommen war. Er benebelte meine gute Stimmung und passte überhaupt nicht zu meiner neugewonnenen energiegeladenen Aura.

Ich war endlich hier. Die 7-Stündige Fahrt hatte sich gelohnt. Ich hatte komische Schmetterlinge im Bauch und das Gefühl, dass der einzige Weg sie loszuwerden, laut zu kreischen und wie eine Gestörte durch die Gegend zu springen war.

Dieses Gefühl wirkte wie etwas zwischen Freiheit, Geborgenheit und Glückseligkeit? Ich wusste es nicht genau... Vielleicht war es alles in einem. Aber ich konnte voller Überzeugung sagen, dass es sich einfach fantastisch anfühlte. Die zunehmende Ungeduld, die mich über die ganze Fahrt verschlungen hatte, hatte endlich ein Ende. In mir hatte sich auch eine kleine Angst und ein einschüchterndes Gefühl eingenistet und dennoch konnte die Negativität meine Freude nicht übertönen. Es war nicht leicht neu anzufangen und neben dem unbekannten Umfeld auch Dinge an sich selbst zu verändern einige schlechten Eigenschaften loszuwerden. Bei mir wäre das zum Beispiel meine schüchterne Art oder mein unergründliches Misstrauen gegenüber unbekannten. Aber auch das würde ich mit der Zeit besser in den Griff bekommen.

Denn nun stand ich hier! In meinem neuen Zuhause. Okay nicht ganz. Ich stand Vielleicht auf dem Parkplatz eines Motels, in dem ich vorübergehend unterkommen würde aber so war das eben bis Gray auch endlich wieder in Newada ankam. Immerhin waren es noch eineinhalb Wochen bis zum Semesterbeginn- allein bei dem Gedanken daran schoss mir das Herz aus der Brust und ich konnte nur schwer ein Quitschen unterdrücken.

In drei Tagen würde mein bester Freund kommen. Er hatte die Anteile seiner Eltern an einer großen Immobilienfirma in Los Angeles geerbt und hatte daher viel um die Ohren. Ich bewunderte ihn so sehr dafür, dass er so Pflichtbewusst und erwachsen war. So war er schon immer gewesen.

Ich kannte ihn seit meinen jungen Jahren. Ich war noch 12, als er mir ein Eis spendierte, weil meine Kugel auf den Boden gefallen war. Er war 14 und ein Gentleman wie kein anderer. Es war als wäre er mein großer Bruder und ich liebte ihn über alles. Gray war der beste Freund, den ich hätte haben können. Und ich vermisste es mehr Zeit mit ihm zu verbringen.