Wir sind uns ja alle einig, dass unser Gott ein guter Gott ist. Er ist ein Gott, der Wunder tut und der stets das beste für uns möchte. Er ist immer für uns da und erhört unsere Gebete. Wir können mit allem zu Ihm kommen- keine unserer Sorgen ist je zu groß oder zu klein für Ihn. Selbst wenn es mal nicht so läuft, wie wir wollen, können wir uns darauf verlassen, dass er einen Plan verfolgt, der letztendlich immer zum Guten führt.
Aber was, wenn es nicht nur „mal nicht so gut läuft“? Als ich zum Glauben gefunden habe, da schien es, als hätte ich eine ganz neue Welt betreten. Ich traf auf Menschen, die voller Inbrunst und Dankbarkeit ihren Gott anbeteten. Jeder konnte von so vielen Dingen berichten, die Gott schon Gutes für sie getan hatte, sie sprachen von unzähligen erhörten Gebeten.
Und natürlich wollte ich das für mich selbst auch. Tatsächlich wurde mein Leben schlagartig ganz anders und teilweise hatte ich wirklich das Gefühl, ich würde fliegen. Viele Sorgen und unbeantwortete Fragen konnte ich einfach so hinter mir lassen.Und auch sonst schien alles wie am Schnürchen zu laufen. Neuer Job, neue Schulklasse mit tollen Mitschülern, neue Freunde…
Doch nach einiger Zeit ließ der Schwung, mit dem ich durchs Leben gegangen war, nach. Es war so ein bisschen, wie wenn der Wind in den Segeln eines Schiffs immer weniger wird. Es ging zwar immer noch voran, jedoch deutlich langsamer. All die Sorgen, die für eine Zeit wie weggeblasen gewesen waren, schlichen sich so langsam zurück in mein Leben. Aber in all den Liedern, die ich bereits für den Herrn gesungen hatte, waren Zweifel nie thematisiert worden. Ich kannte zwar Bibelgeschichten, in denen nun auch nicht unbedingt alles glatt gelaufen war, aber niemand sprach so wirklich darüber. Auch Google lieferte mir nur unbefriedigende Antworten.
Ich begann dann, den Fehler bei mir zu suchen. Machte ich irgendetwas falsch? Betete ich nicht richtig? Hatte ich den Herrn verärgert?Kennt ihr die Geschichte, in der der Prophet Elia die Anhänger Baals herausfordert? Sie sollen einen Altar bauen und dem Gott Baal ein Opfer bringen. Dann sollen sie ihn darum bitten, als Beweis für seine Existenz den Altar in Flammen aufgehen zu lassen. Doch auch nachdem sie den ganzen Vormittag gebetet hatten, passierte nichts. Elia beginnt, sie zu verspotten.
1. Könige 18:27: „vielleicht solltet ihr etwas lauter rufen“, höhnte er, „denn er ist doch ein Gott! Mag sein, er ist tief in Gedanken, oder vielleicht hat er zu tun. Oder er ist auf Reisen, oder er schläft und muss geweckt werden!“
Ich fühlte mich in dieser Zeit wie die Anhänger Baals. Andere Menschen begannen, mich zu fragen: „Wo ist denn dein Gott jetzt? Warum hilft er dir nicht?“ Sie lösten in mir genau das aus, was Elia den anderen zu verstehengeben wollte. Den Gedanken, dass mein Gott nicht der Richtige war oder, eben auch die Möglichkeit, dass Er vielleicht doch nicht existierte.
Ich begann, mir Gedanken über mein Beten zu machen. War ich nicht laut genug? War ich nicht respektvoll genug? Oder hatte ich Ihm nicht genug gedankt, für das, was Er schon getan hatte?Es dauerte eine Weile, bis ich akzeptieren konnte, dass es nicht an mir lag. Ich diente ja immerhin dem allmächtigen Gott. Und was war denn passiert, als Elia unseren, den wahren Gott anrief? Er ließ Feuer auf den Altar regnen und trocknete sogar das Wasser, das zuvor darüber geschüttet worden war, aus. Es lag also weder an mir, noch an Ihm, dass meine Gebete nicht erhört zu werden schienen und dass es im Leben nun gerade mal nicht so lief. Mit der Zeit hörte ich auch von immer mehr Christen, dass es auch bei ihnen Probleme gab. Es ist und bleibt wohl so, dass niemand gerne über unangenehme Sachen spricht.
Jeder weist gerne ein perfektes Leben vor. Und was ebenso wahr ist, ist dass die meisten Menschen auch gar nicht wissen, wie sie mit Tiefpunkten umgehen sollen.
Was soll ich denn tun, wenn es im Leben rückwärts läuft? Aufhören dagegen anzubeten, weil das ja scheinbar alles Teil von Gottes Plan ist? Darf ich meine Stimme erheben und klagen? Was erwidere ich denn nur, wenn andere Leute lachen und fragen „und, wo ist dein Gott jetzt?“
Es ist sehr schwer, ein „nein“ zu akzeptieren. Ich bitte ja schließlich nicht umsonst um irgendeine Sache oder, dass etwas bestimmtes passiert. Da tut ein nein schon manchmal echt weh.
DU LIEST GERADE
Christliche Inputs
EspiritualEine Sammlung meiner Gedanken. Mal kurze Texte, mal lange Texte. Jedoch immer bezogen auf den christlichen Glauben und die Bibel. Lasst mich gerne eure Gedanken zu den Themen wissen. Ich freue mich schon darauf, andere Christen kennenzulernen und S...