Mein Name ist Frederik Monti Hoffmeister. Ich bin 22 Jahre alt. Meine 25 m² Wohnung liegt am Arsch der Welt, auch anders bekannt als Fühlingen, im Feldblumenweg 23. Immerhin kann ich noch von mir behaupten auf der schöneren, linken Seite des Rheins zu wohnen und das stimmt hier sogar. Fühlingen ist ein kleiner Stadtteil am äußersten Rand Kölns ohne viel Trubel, dafür viele alte Menschen. Ich bin eine Rarität hier. Meine Wohnsiedlung besteht eigentlich nur aus Einfamilienhäusern, aber nicht dass ihr jetzt denkt, ich wäre verheiratet oder so, nein ich durfte nur bei netten Leuten ins Obergeschoss ziehen. Nebenbei studiere ich Logistik am Campus Deutz. Total umständlich. Erst muss ich 10 min. bis zur Haltestelle „Köln-Chorweiler Nord" mit dem Fahrrad fahren. Dort in die S11 Richtung Bergisch Gladbach steigen und Haltestelle „Köln Messe/Deutz" wieder aussteigen. Dann zur Bushaltestelle Bf Deutz/Lanxess Arena laufen und auf den 153er warten. Wenn der dann endlich mal da ist, ist es nur noch eine Station bis zur Technischen Hochschule. Von da aus muss ich zwar auch nochmal 5 min. laufen, aber dann bin ich auch schon da. Also, wie schon gesagt, total umständlich. Der einzige Grund, warum ich mir das antue, es ist schließlich eine ganze Stunde Weg, ist, dass ich keine andere Wohnung gefunden habe und nach 2 ½ Jahren Suche auch irgendwann keine Lust mehr hatte und das Erstbeste genommen habe. Und so schlimm ist es gar nicht. Das Haus, in dem ich wohne, gehört einem alten Ehepaar namens Berta Mauster und Hugo Mauster, deren jüngster Sohn vor ein paar Jahren erst ausgezogen ist. Dadurch wurde das obere Stockwerk ihres Hauses frei und seitdem wohne ich dort. Ein Schlafzimmer, ein kleines Bad mit Toilette und Dusche, eine noch kleinere Küche und ein mittelgroßes Wohnzimmer mit Sofa und Fernseher kann ich zurzeit mein Eigen nennen. Alles in allem sehr komfortabel und was das wichtigste ist, nicht allzu teuer. Denn mein Geld verdiene ich gerade nur durch gelegentliches Einkaufen für die Mausters, die wirklich schon alt sind, und einen Teilzeitjob als Kellner beim Lokal von nebenan. Aber soweit ich das beurteilen kann bin ich den auch bald los, ich bin nämlich wirklich nicht fürs Kellnern gemacht. Doch kurz nochmal zurück zu den Mausters. Berta Mauster ist eine großgewachsene, dünne Frau. Ihre Haare sind schon gänzlich ergraut, aber immer noch lang und spärlich kann man sie beim besten Willen nicht bezeichnen. Noch dazu ist sie ausgesprochen lieb, obwohl man das auf den ersten Blick vielleicht nicht vermuten mag, da sie ihre Haare immer zu einem strengen Zopf zusammenbindet. So sagt sie mir jedes Mal, nachdem ich für sie eingekauft habe, wie lieb das von mir wäre und dass ich das doch nicht machen müsse. Aber ich jedenfalls bin mir sicher, dass ich das machen muss, denn so tapfer und gesund Berta auch aussieht, so langsam merkt man ihr das Alter an und ich bin mir auch sicher, sie weiß das auch. Trotzdem sehe ich sie fast immer, wenn ich von der TH komme, im Garten stehen und Pflanzen gießen oder so was. Deswegen läuft sie auch oft mit einfachen Crocs und einer dreckigen, eigentlich mal karierten Schürze rum. Nur wenn sie und Hugo mal Essen gehen, macht sie sich schick und zieht dann meistens eine weite Bluse, eine braune Cordhose und eine beige, schon etwas abgenutzte Jacke an. Naja, soviel zu Berta, jetzt möchte ich euch mal ihren Mann Hugo vorstellen. Er ist genauso wie Berta, ziemlich hochgewachsen und übertrifft mich um einen halben Kopf. Gut, dazu muss ich sagen, dass ich auch nicht sonderlich groß bin, ich habe es nur bis auf 1,76 m geschafft So ist es kein wirkliches Wunder, dass Hugo größer ist als ich. Wirklich dick kann man ihn auch nicht nennen, obwohl man manchmal einen kleinen Bierbauch bei ihm entdecken kann. Im Gegensatz zu Berta hatte Hugo schon seitdem ich hier wohne keine Haare mehr auf dem Kopf, nur so kleine Härchen durch die man trotzdem die Kopfhaut entdecken kann, und ich wohne schon seit über einem Jahr hier. Wenn ich wieder nach Hause komme, sitzt er so gut wie immer in seinem großen roten Sessel vorm Fernseher und guckt irgendwelche alten Filme. Irgendwie ist mir das sehr sympathisch, aber ich mochte schon immer alte Menschen, die typisch alte Dinge machen. Hugo besitzt außerdem gefühlt nur ein Hemd, eine Hose, ein Paar Socken, ein Paar Schuhe und auch nur eine Jacke. Er trägt nämlich immer das gleiche, obwohl ich zu dem Schluss gekommen bin, dass er wahrscheinlich sowohl dieses grau-braun karierte Hemd als auch die schwarze Hose sowie die genauso schwarzen Socken einfach mehrmals gekauft hat. Aber man weiß ja nie, also ich habe bis jetzt noch nicht an ihm gerochen. So oder so sind meine beiden Vermieter ziemlich nett, soweit ich das mitbekomme. Denn, außer wenn ich für sie einkaufe oder wieder nach Hause komme, sehen wir uns nicht wirklich.
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Der Normalsterbliche
RandomFrederik Monti Hoffmeister ist normal. In diesem Buch beschreibt er sein Leben und nicht mehr oder weniger. Also Achtung: dieses Buch ist nicht spannend! Würde man jedenfalls meinen...