Der Schnee knirschte unter den Pfoten und kleine Tropfen tropften mit einem leisen Geräusch von den Ästen. Alles in allem eine angenehme Stille. Ich war mit meinen Geschwistern zur Jagd aufgebrochen, denn wir hatten im neuen Revier noch keine große Beute gemacht und dass wollten wir erledigen. Wir schlichen mit den Nasen dicht am Boden durch das nebelverhangene Tal und horchten auf jedes noch so kleine Geräusch. Der Morgen war kalt und trüb, die meisten Tiere waren noch in ihren Bauen und schliefen. In der Dämmerung war es leicht zu jagen, da man nicht so schnell gesehen wird. Wir kamen einen Hügel hinauf, blieben stehen und lauschten. Weiter unten im Tal sahen wir eine kleine Herde Wapitis im Schnee nach Gräsern wühlen. Wir beobachteten sie und schlichen bis auf hundert Meter an sie heran, dann blieben wir stehen und achteten auf den Wind. Also schlichen wir in einem Bogen um sie herum, bis der Wind uns entgegen kam, doch dann hielten wir inne. Ein Wapiti hob den Kopf und sah in unsere Richtung, wir duckten uns tiefer in den Schnee. Doch das hatte es bemerkt, denn es stieß einen Warnruf aus und stob davon. Die anderen Wapitis liefen ihm hinterher und hatten sich schnell auf Abstand gebracht
„Haben wir ja toll gemacht.", meckerte Leika. Ich sagte: „Ja ist schon gut, war halt ein Fehlversuch. Wir suchen einfach weiter." „Genau, wir sind halt nicht so gut, aber das wird schon.", meinte Oro. Leika knurrte: „Okay, von mir aus.", und die Suche ging weiter. Irgendwann kamen wir am See an und setzten uns in den Schnee. „Weis jemand von euch wo die gute Stelle zum fischen ist?" fragte Leika und ich antwortete: „Ja, folgt mir einfach." Ich ging voraus, bis wir an einer flachen Stelle ankamen, wo ein Fluss in den See mündete. Dort schwammen ziemlich viele Fische und laichten. Ich sagte zu meinen Geschwistern: „Ich gehe in den See und treibe die Fische zu euch ins flachere Wasser. Dort schlagen wir zu, verstanden?" Die beiden nickten und positionierten sich, ich ging ins Wasser und schnappte nach den Fischen. Diese wichen aus und schwammen automatisch in Richtung Oro und Leika, dort packten die beiden Wölfe zu und holten einige Fische aus dem Wasser. Wir legten uns vor den Fischhaufen und fraßen genüsslich den Fisch, anschließend wuschen wir uns noch im See und machten uns auf den Heimweg.
Als wir im Lager ankamen war es schon Mittag und die Sonne schmolz schon an manchen Stellen den Schnee. Es war Tauwetter. Meine beiden kleinen Geschwister rauften vor einem der Baue, doch als sie uns sahen kamen sie sofort zu uns und wollten spielen. Ich meinte, dass wir mitmachten, also turnten die zwei kleinen Welpen auf uns herum, bis sie müde wurden und in den Bau gingen. Kurz danach beschloss ich ebenfalls schlafen zu gehen, da ich erschöpft und müde von der Jagd war.
Dunkelheit umgab mich wie ein schwarzer Nebel. Meine Sinne fühlten nur noch so als wäre ich in Watte eingehüllt, und ein schauriges Heulen erklang in der Dunkelheit. Dann lichtete sich der Nebel und gab den Blick auf den goldenen Mond frei. Ein riesiger goldener Wolf stieg aus dem Mond hinab und näherte sich mir langsamen Schrittes. Monduka Alkara, der Urahn aller Wölfe. Er sprach mit tiefer, fester Stimme: „Finsternis wird aufziehen. Du wirst sie aufhalten, gehe nach Norden und besiege den Bösen Alpha. Sonst wird Blut vergossen. Es wird erst Ruhe einkehren wenn weiß schwarz vertrieben hat. " Um mich herum tauchten immer mehr Wölfe auf, und sie flüsterten alle etwas wie „Du wirst den Frieden bringen!" Dann verblassten die Wölfe und der Boden wurde Rot wie Blut.
Ich schreckte auf und blickte mich um. Alles war wieder normal, von Blut keine Spur. Ich zitterte am ganzen Körper und überlegte, was hatte das zu bedeuten? Ich wusste es einfach nicht, denn ich hatte noch nie eine Vision, doch eins wusste ich: Ich musste nach Norden ziehen, das würde ich aber keineswegs allein machen. Ich würde Oro, Leika, Paron und Zurik mitnehmen. Wir müssten warscheinlich noch andere Wolfsrudel um Hilfe fragen. Die ganze Nacht tat ich kein Auge zu, ich musste immer an die Prophezeiung denken. Jetzt war es früh am Morgen und ich glitt aus dem Bau, draußen konnte ich riechen dass mein Vater aus dem Lager gegangen ist und ich folgte seiner Fährte. Ich fand ihn an einem Bach wo er saß und auf das Wasser starrte. „Komm her Sirik, was bedrückt dich?" fragte er. Ich setzte mich neben ihn und begann zu erzählen, als ich fertig war nickte er. Dann sagte er: „Das ist eine Prophezeiung und der musst du Folge leisten. Du darfst losziehen, mein Sohn. Aber nimm dir starke Krieger mit." Ich antwortete: „Ja richtig, ich hab an meine Geschwister, Paron und Zurik gedacht." Dann gingen wir gemeinsam ins Lager.
Oben auf dem Bild ist Oro.
Tschau! 😉
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Wölfe der Nacht
FantasyEin Rudel Wölfe lebt in den tiefsten Wäldern der Rocky Mountains. Der junge Wolf Sirik versucht eine Prophezeiung der Ahnen aufzuhalten und gerät dadurch in massive Gefahr.