III. Neues von Detlef und Gerlinde

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Es dauerte zu unserer Überraschung nicht lange, bis die zwei Familienzelte fertig aufgebaut waren. Unsere Luftmatratzen pumpten sich zum Glück selbst auf, sodass wir unser Zelt sofort weiter einrichten konnten. Im etwas größeren Zelt schliefen Legolas, Kili, Fili, Selina und ich, Bilbo, Thorin und Thranduil bekamen das andere. 

Nach dem Einrichten schlüpften wir sofort in unsere Badesachen und machten uns auf den Weg an den Strand. Zum Glück gab es dieses Jahr mal keine Blaualgenplage, das Wasser wirkte für einen See relativ klar und ein paar Kinder planschten bereits lachend darin. 

"Ich genieße erst einmal den Sonnenschein", erklärte Thranduil und ließ sich schon im Gras nieder, "geht nur ohne mich baden." 

Auch Bilbo wollte erst ein bisschen entspannen und ich dachte, Thorin würde es ihm gleichtun, doch zu meiner Überraschung wechselte er verschwörerische Blicke mit seinen beiden Neffen, die frech grinsten. 

"Was haben die denn vor?", fragte auch Legolas verwundert, "Warum grinsen die so?" Wir hatten leider keine Antwort auf seine Frage und so entschieden wir uns eine Runde schwimmen zu gehen. Auch Selina war dabei, als wir ins kühle Wasser hüpften und ein paar Züge nach draußen schwommen. 

Die drei Zwerge dagegen hielten sich im Nichtschwimmerbereich auf, wo sie auf irgendetwas zu warten schienen. Aber auf was? 

"Ach komm, wir werden schon früh genug erfahren, was die schon wieder für eine Scheiße anstellen", winkte Selina kichernd ab, als wir sie darauf ansprachen, "lasst uns ein bisschen schwimmen, das Wasser ist so schön!" 

Sie hatte wirklich recht, das Wasser war ein Traum. So dachten wir nicht länger über das seltsame Verhalten der Zwerge nach und ich tauchte einmal unter, um meinen Kopf abzukühlen. 

Als ich wieder oben ankam, bemerkte ich erst Sels Kichern, dann Legolas panischen Blick. Er starrte ans Ufer und sah ehrlich erschrocken aus. 

"Was ist los?", fragte ich verwirrt, "Sind da Detlef und Gerlinde?" Der Elb schüttelte den Kopf. Sein zitternder Zeigefinger deutete in Richtung Ufer. So drehte ich mich um und da verstand ich, warum er so geschockt war und warum Selina so lachte. 

Thranduil war wohl ziemlich schnell eingeschlafen. Das hatten sich die drei Zwerge zu Nutzen gemacht und nun hielten Fili und Kili seine Knöchel, während ihr Onkel den Elbenkönig unter den Armen gegriffen hatte. So schleppten sie ihn ans Wasser und es war ja wohl klar, was nun geschehen würde. 

"Ihr kleinen Arschlöcher!", brüllte Thranduil so laut, dass wohl selbst Tom und Tauriel in Südtirol ihn hören würde, als die drei ihn unter lautem Lachen in den See schleuderten. Der Elbenkönig flog meterweit durch die Luft, ehe er mit einem gewaltigen Platscher ins Wasser krachte. Prustend tauchte er wieder auf und wischte mit einer schnellen Bewegung die knallgrüne Wasserpflanze weg, die sich in seinen langen Haaren verfangen hatte. 

"Das werdet ihr bereuen!", giftete er und versuchte wieder zu Atem zu kommen. 

Ich hatte die ganze Situation mit einer Mischung aus Angst, Schadenfreude und Panik beobachtet. Eines war sicher, seine Rache würde furchtbar sein... 

Und das war sie auch. "Ich werde heute nicht für euch Lumpenpack kochen!", donnerte er in einer Lautstärke, dass einige Badegäste ihn erschrocken anstarrten. 

Oh Gott. Er würde nicht kochen. 

"Alles in Ordnung, Vater?", wagte Legolas nun zu fragen, worauf sein Vater abwinkte. 

"Schon gut, Junge", meinte er, "ich hole mir erst mal ein Eis auf den Schock. Der Abschaum hat sich gerade verabschiedet." 

Tatsächlich hatten die Zwerge vorsichtshalber die Fluch ergriffen, wir sahen gerade noch, wie sie hinter einer Hecke verschwanden. Wir entschlossen uns, Thrandy zum Kiosk zu begleiten. Ein Eis ging schließlich immer. 

Dort angekommen berieten wir uns wie immer, welches das beste war. Ehe ich Thranduil ein Kaktuseis vorschlagen konnte, stieß mich Legolas in die Seite und flüsterte: 

"Da kommen unsere neuen Freunde!" 

Ich folgte seinem Blick und erkannte Detlef und Gerlinde, die ebenfalls zum Kiosk gingen. 

"Eigendlich isch des Eis am Kiosk vil zu deir! Drei Euro Fünfzich für a Magnum Classic!", ereiferte sich gerade Detlef über die viel zu teuren Preise und seine Frau stimmte zu: 

"Da haschd du rechd, Schbadz. Abr's isch schließlich Urlaub!" 

Da musste ich Gerlinde ausnahmsweise mal recht geben. Im Urlaub durfte man sich so etwas schon mal gönnen, außerdem wollte der Betreiber des Campingplatzes auch was verdienen. Schließlich musste er sich das ganze Jahr über mit Detlefs und Gerlindes herumschlagen... 

"Du, da isch des Bagg vo vorhin scho wiedr. Schau, wie lang die Haare vo den Männr sind! So ebbes han i mai Lebdag no ned gseha!", wisperte Gerlinde, als sie uns ebenfalls erkannte. 

Ehe ich ihnen eine fiese Bemerkung auf schwäbisch zurufen konnte, waren wir plötzlich beinahe schon an der Reihe und ich verschob meine Rache auf später. Jetzt musste ich mich erst mal für das richtige Eis entscheiden...

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