Kapitel 8

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Tag 1324

Ich will nach hause

Ein Satz, den ich vielleicht jeden Tag im Kopf hatte. Jeden Tag seit nun mehr als drei Jahren. Doch wo genau war mein Zuhause überhaupt? Hieß es nicht, dass Zuhause dort war, wo du geliebt wirst? Ich habe wohl gar keins. Denn jeden Tag durfte ich mir anhören, dass mich niemand liebte, mich niemand brauchte. Und wenn das alles stimmte, empfand ich es als beinahe eingebildet, zu behaupten, ich besäße ein "Zuhause". 

Meine Augen waren geschlossen, als Sora sich von meinen Lippen löste und sich nach einer langen Nacht endlich aus mir herauszog. Sein Atem war beschleunigt, doch schnell bekam er ihn wieder unter Kontrolle. Nur ich lag stumm in seinem Bett und drückte meine Beine, zwischen denen er Stunden gelegen hatte, zusammen. 
Ich fühlte mich dreckig. Benutzt. Als wäre diese Aktivität, mit der Sora und ich täglich Ewigkeiten beschäftigt waren, das Einzige, zu dem ich im Stande war und somit auch das Einzige, wofür ich zu gebrauchen war.

Mein Entführer musterte mich kurz und schmunzelte dabei. Dann legte er sich zu mir, legte einen Arm um mich und zog mich an sich. Ich sah bloß auf die Decke und sagte nichts.

Sagen tat ich seit Wochen eher weniger. Nur wenn er mich auf schlimmste Weise dazu zwang, wagte ich es, doch auch dann wurde ich geschlagen. 
Ich wollte einfach nicht mehr hier sein, hatte nicht mehr die Kraft dazu, denn ganz gleich was ich tat, er fand immer einen Grund mir weh zu tun.
Mittlerweile war ich komplett abgemagert, meine Haut war blass und tiefe Augenringe durften natürlich nicht fehlen. Meine beinahe immer glasigen Augen waren leer, kein Funken Hoffnung bildete sich jemals in mir. 
Die ganzen Wunden und Narben auf meinem Körper waren nicht zu übersehen, und das brachte mich um den Verstand...

,,Schlaf jetzt", befahl er mir und schloss die Augen.
Ich hatte keine andere Wahl, also schloss ich auch meine Augen und versuchte zu schlafen, was nicht leicht war, denn wie jede Nacht überfluteten mich auch diesmal wieder unzählige Gedanken, darüber wer ich denn eigentlich war und wie das alles enden würde, wenn nicht mit dem Tot. Wahrscheinlich gar nicht.

Mitten in der Nacht wachte ich auf. Mir war übel, ich fühlte mich einfach nur dreckig.
Ich stand also vorsichtig auf und sah nochmal zu Sora. Dann zur Tür, die aus dem Zimmer führte. Er hatte sie immer abgeschlossen, damit ich nicht raus konnte, ich konnte lediglich nur ins Badezimmer, da es auch im Schlafzimmer eine Tür zu dieser gab. 
Doch auch dort hatte er scharfe Dinge und Tabletten - beispielsweise Schlaftabletten - weg getan, damit ich nichts dummes anstellen konnte.

Ich schlich mich ins Bad und schloss die Tür. Dann hockte ich mich vor die Toilette und übergab mich einfach. Natürlich nicht gerade clever, da Sora mir eher sehr wenig zu essen gab und ich ohnehin schon gefährlich dünn war, aber ich musste es einfach rauslassen.

Plötzlich hörte ich seine Stimme hinter mir.
,,Was tust du da?", fragte er und klang streng. Zu meinem Pech.
Ich sah zu ihm hoch und spülte dann ab. ,,Mir war schlecht...", murmelte ich leise.
,,Dir ist also schlecht? Dann erkläre mir doch mal, wieso dir seit drei Wochen jede Nacht schlecht ist!" 
Bei seinem Tonfall zuckte ich zusammen. Er hatte es also bemerkt... Ich ahnte schon, dass ich... Nein... Er durfte das nicht denken...
Doch zu spät. Sora packte meinen Arm und zog mich zum Schrank, wo er etwas rauskramte und es mir in die Hand drückte. Es war ein Schwangerschaftstest. Er war also schon darauf vorbereitet gewesen...
,,Na los, worauf wartest du?!", schrie er mich an.
,,J-jetzt...?", flüsterte ich.
Er schlug mich. ,,NATÜRLICH JETZT!" Zum erneuten mal habe ich zu viel geredet. Ich wimmerte kurz auf und ging dann mit Tränen in den Augen auf die Toilette zu. Dann führte ich vor seinen Augen den Schwangerschaftstest durch und wartete einen Augenblick, bis ich zwei Striche sah. Positiv.

Bei meinem Blick musste Sora wohl was bemerkt haben, denn er riss mir den Test aus der Hand und sah sich das Ergebnis an. Mein Blick war auf den Boden gerichtet, ich ahnte das Schlimmste.
,,Du kleine Mistgeburt...", knurrte er und sah mich zornig an, doch ich starrte weiterhin auf den Boden. 
,,Du hättest Kondome benutzen müssen...", flüsterte ich ängstlich. Zu viel geredet.

Er warf mich zu Boden und schlug auf mich ein. ,,Nein, hätte ich nicht!", schrie er mich an und packte meinen Hals grob. Ich sah ihn panisch an, während er einfach immer stärker griff. Kurz bevor ich bewusstlos geworden wäre, hörte er auf, zog mich an meinen Haaren hoch und schlug meinen Kopf gegen die Wand. 
,,Warum wirst du schwanger?!!", schrie er weiter. ich bekam nur ein gequältes ,,Es tut mir l-leid...", heraus, doch beim dritten Schlag wurde alles schwarz.

𝗨𝗦𝗘𝗗 - 𝚃𝚑𝚎 𝚙𝚊𝚒𝚗 𝚘𝚏 𝚋𝚎𝚒𝚗𝚐 𝚊𝚕𝚕 𝚊𝚕𝚘𝚗𝚎 || 𝑆𝑐ℎ𝑜𝑘𝑖Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt