Die Zeit rennt

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Ich saß im Zug auf dem Weg an den Rand der Stadt. In Gedanken starrte ich aus dem Fenster. Schon seit Linc verhaftet wurde habe ich kaum noch geschlafen, doch seit Michael nun auch noch im Gefängnis sitzt und unser Plan seinen Lauf nimmt schlafe ich quasi gar nicht mehr. Am Rand der Stadt befindet sich ein kleiner Lagerraum, welcher von uns unter falschem Namen gemietet war. Als ich endlich ankam, betrachtete ich die Zahlen auf meinem linken Handgelenk. Dies war der Zahlencode für unseren Lagerraum. Ich gab den Code ein und wartete, dass sich die Tür öffnete. Hinter der Tür befanden sich einige Regale. Ich steuerte auf eines der Regale zu und zog einen der drei großen Rucksäcke heraus. Nachdem ich den Rucksack auf den Boden gestellt hatte, öffnete ich meine Handtasche und verstaute einige Einweghandys, mein gesamtes Gehalt des letzten Monats und weitere Kleinigkeiten in dem Rucksack. Als Michael und ich begonnen hatten den Ausbruch zu planen, hatte er meine Miete für die folgenden drei Monate bezahlt und ich hatte begonnen so viele Schichten im Café zu übernehmen, wie ich nur konnte. All das Geld, was ich im Café verdiente landete direkt hier in einem der Rucksäcke. Ich werde immer direkt nach meiner Schicht in bar bezahlt, was für unsere Zwecke optimal war, da keiner einen Überblick darüber haben konnte, wie viel Geld wir nach dem Ausbruch zur Verfügung haben würden. Nachdem ich fertig war, verstaute ich den Rucksack wieder im Regal, verließ den Lagerraum und verschloss die Tür sehr sorgfältig. Danach machte ich mich auf den Weg zurück zum Bahnhof.

„Lilliana Evanson? Sie können jetzt zu Mister Scofield.", sagte der Wärter und führte mich in den, mir mittlerweile viel zu bekannten, Besucherraum des Fox River Gefängnisses. Michael saß bereits am Besuchertisch, sah mich aber nicht an. „Michael, was ist los?", fragte ich ihn besorgt. Ich kannte ihn viel zu gut und wusste sofort, dass irgendetwas schlimmes passiert sein musste. „Sie haben Lincs Hinrichtung vorgezogen.", sagte Michael, ohne seinen Blick zu heben. „Was?", entgegnete ich entsetzt und sofort schossen mir Tränen in die Augen. „Sie haben anscheinend irgendetwas gefunden, was ihn als noch größere Bedrohung einstufen lässt. Er soll am nächsten Donnerstag auf den Stuhl.", Michael war selbst den Tränen nahe. Ich griff nach seiner Hand: „Michael, das darf nicht passieren... wir finden schon eine Lösung. Wir kriegen das hin!" Er hob zum ersten Mal seinen Kopf und ich sah, dass sein rechtes Auge tiefblau angelaufen war. „Oh Gott! Was haben sie dir angetan?", ich war geschockt und legte vorsichtig meine Hand an seine Wange. „Das ist nicht so wichtig Lil. Du musst Veronica finden. Du musst sie davon überzeugen, dass Sie uns einen Aufschub für die Hinrichtung verschafft.", sagte Michael eindringlich. Veronica ist Lincs Exfreundin. Sie hat mich noch nie gemocht und ich sie ehrlich gesagt auch nicht. Linc und sie haben seit Ewigkeiten nicht mehr miteinander gesprochen und als ich sie kurz vor seiner Verhandlung angerufen habe, hat sie mir klar gemacht, dass sie nie wieder etwas mit Lincoln, Michael oder mir zu tun haben möchte. „Ich glaube nicht, dass sie uns helfen wird Michael.", sagte ich leise. "Wir müssen es wenigstens versuchen... oder hast du eine bessere Idee?", Michael sah mich eindringlich an. "Nein leider nicht. Ich werde mit ihr sprechen.", willigte ich ein, "Ich versuche eine Lösung zu finden!" Michael sah mich traurig an. Linc war noch nie ein hoffnungsvoller Mensch gewesen. Michael hingegen schon und wir konnten es uns nicht leisten, dass Michael seine Hoffnung verliert. Er sah mich an und schenkte mir ein erzwungenes Lächeln. „Die Besuchszeit ist zu Ende!", hörte ich einen Wärter rufen. Michael und ich standen auf und ich nahm ihn in den Arm. „Wir finden eine Lösung.", sagte ich. „Ich hoffe es.", flüsterte Michael. Ich sah Michael hinterher und hoffte wirklich, dass wir eine Lösung finden würde.

Wieder in meiner Wohnung hielt ich mein verstecktes Notizbuch in der Hand, worin Veronicas Handynummer drinnen stand. Ich atmete noch einmal tief durch, holte mein Handy heraus und wählte die Nummer. „Hallo?", hörte ich nach einigen Sekunden. „Veronica, hey... hier ist Lilliana. Lilliana Evanson.", sagte ich langsam. „Lilliana... was möchtest du? Ich dachte ich hätte mich klar ausgedrückt.", bekam ich zurück. „Ich weiß.", versuchte ich es trotzdem, „Du bist unsere letzte Hoffnung Veronica. Sie wollen Lincs Hinrichtung vorziehen und das kannst du doch nicht einfach zulassen." Darauf folgte ein langes Schweigen. „Ihr müsst ihn loslassen. Ich kann euch nicht helfen.", dann legte sie auf. Das Veronica so kalt reagieren würde, hatte ich nicht erwartet. Sie war meine einzige Hoffnung gewesen. Aber so leicht würde ich nicht aufgeben. Ich griff nach meiner Handtasche und machte mich auf den Weg zu der Anwaltskanzlei, in der Veronica arbeitete.

„Haben Sie einen Termin?" empfing mich die Dame am Empfang. „Leider nicht, aber ich muss unbedingt mit Veronica Donovan sprechen.", ich sah die Dame flehend an. „Mal sehen... Miss Donovan ist in ihrem Büro, sie könnten zu ihr." „Danke!", rief ich der Dame zu und lief die Treppen hoch. Schon stand ich vor Veronicas Büro und klopfte an. „Ja, bitte.", hörte ich gedämpft durch die Tür und öffnete diese. „Lilliana, nein.", schoss Veronica los, sobald sie mich sah. „Ich habe dir gesagt ich kann euch nicht helfen! Lincoln ist ein Mörder und bekommt seine gerechtfertigte Strafe." „Veronica, das glaubst du doch nicht wirklich. Du weißt das er das nicht ist.", ich sah ihr direkt in die Augen. Sie drehte sich schnell um und sah aus dem Fenster. „Es ist egal was ich denke. Ich kann euch nicht helfen!", sagte Veronica noch einmal. „Veronica bitte!", versuchte ich es ein letztes Mal. „Lilliana es tut mir leid, aber meine Antwort lautet nein. Bitte verlass jetzt mein Büro.", sagte sie, ohne sich umzudrehen. Ich verließ nun langsam ihr Büro. „Lincoln wird unschuldig sterben Veronica und das weißt du.", sagte ich, noch bevor ich die Tür ihres Büros von außen schloss. Ich lehnte mich erschöpft an die Wand des Flurs, auf dem ich jetzt stand und war völlig ratlos. Veronica war meine letzte Hoffnung gewesen.

„Entschuldigung, ich wollte Sie nicht belauschen, aber haben Sie gerade über Lincoln Burrows gesprochen?" Ich wandte meinen Kopf nach links und blickte in das Gesicht eines jungen Mannes, der mir seine Hand hinhielt. „Mein Name ist Christian Torres, ich bin Anwalt und beschäftige mich seit seiner Verurteilung mit Mister Burrows Fall."


Der fünfte Teil meiner Geschichte. Außerdem habe ich ein neues Titelbild hochgeladen. Ganz viel Spaß beim Lesen! <3

Get you out of here! (Prison Break FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt