Teil 1

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14 Minuten, 52 Sekunden.

Meine Finger tanzen unermüdlich hin und her auf der kleinen Tastatur meines Laptops. Das stetige Klappern der Tasten hat auf mich eine schon fast hypnotische Wirkung. Es bedeutet auch, dass ich mich innerhalb meiner Komfortzone befinde. Eigentlich. Ich spüre, wie ein warmer Wind von der Lüftung meine Handballen streift. Der Prozessor läuft auf Höchsttouren. Schon seit einer Weile stösst das Gerät an seine Grenzen. Eigentlich müsste ich einen zusätzlichen Kühler anhängen können. Für meinen Computer hat der Platz in meinem Duffelbag nicht gereicht. Ausserdem hätte das Aufbauen und Konfigurieren Zeit benötigt, die wir nicht haben.

Ich spüre, wie Akaashis Blick auf meinem Hinterkopf ruht. Er würde an der Veränderung meiner Bewegungen sofort merken, wenn die ganze Sache den Bach runterginge. Und er hat von Anfang an klar gesagt: Kenma, die ganze Operation steht und fällt mit dir. Also wenn du es dir nicht zutraust, können wir es vergessen. Bist du sicher, dass du diesem Druck standhältst?

Auch ihm war von Anfang an bewusst, dass die Chancen, dass dieser Coup gelingt, praktisch null sind. Und doch habe ich zugesagt. Bin ich eigentlich bescheuert?

Ich hämmere noch mehr in die Tastatur. Meine Augen flitzen hin und her, Zeile für Zeile, dass mir jeder noch so kleine Fehler, jeder Durchbruch und jede Gefahr sofort auffällt. Für Aussenstehende mag es nach einer repetitiven Übung aussehen, doch so konzentriert wie gerade, war ich wohl noch nie. Irgendwo im tiefsten Innern habe ich wohl Erfolgschancen für diese Aktion gesehen, sonst hätte ich Akaashi nie zugesagt. Und überhaupt, jetzt die Übung abzubrechen würde für uns alle der sichere Untergang bedeuten. Also gibt es nur den Weg vorwärts.

Ich lasse kurz von der Tastatur ab, um meinen Fingern eine kleine Pause zu gönnen. 13 Minuten, 44 Sekunden. Bis das System sich von selbst runterfährt und alles umsonst gewesen wäre. Ist das überhaupt noch machbar? Wozu noch der ganze Aufwand? Nein, Kenma, reiss dich zusammen. Du bist es deinen Kumpels schuldig. Ausserdem würde Kuroo dir den Kopf abreissen, wenn du dich nicht richtig reinhängst.

Ich seufze. Nicht mal unter diesen extremen Umständen würde er nachlassen.

Unsere Funkgeräte fangen an zu knacken.

«Chrrkrrr. Hallo? Jungs? Hier tut sich nichts. Sollte sich was tun? Eule out.»

«Mensch Bokuto, es gibt extra für jeden einen Codenamen, damit uns niemand erkennt. Und es heisst over, nicht out. Sniper over.»

«Jaaaaaa, mann Kuroo ich weeeiss. Aber ich kann mir den nicht merken. Eule over.»

«Lead an Sniper und Joker. Wenn ihr sowieso eure richtigen Namen benutzt, dann könnt ihr die Codes auch gleich sein lassen. Lead over.»

«Oh, wie, was? Habe ich deinen Namen gesagt Akaashi?»

«Thief an Lead. So dumm, wie die zwei sich anstellen, wissen wir immerhin, dass es uns nicht zuerst erwischt. Thief over.»

«Lead an alle. Fertig geplaudert. An Plan halten und Anweisungen abwarten. Lead over.»

Akaashi steckt sein Funkgerät weg und seufzt laut.

«Wieso dachte ich genau, dass es eine gute Idee sei, die zwei Einzeller mitzunehmen?»

Ich zucke mit den Schultern, wende meinen Blick jedoch nicht eine Sekunde vom Bildschirm.

«Irgendjemand muss ja die Aufräumarbeiten erledigen. Auf sowas hätte ich voll keinen Bock.»

«Stimmt auch wieder. Aber noch eine solche Aussage von Bokuto und ich brat ihm eine über.»

«Ich weiss, wie ernst du sowas bei anderen meinst Akaashi, aber bei Bokuto schaffst du das nicht. Du bist viel zu nachsichtig mit ihm.»

Akaashi starrt mich mit finsterer Miene an. Dann wendet er sich wieder den Überwachungsbildschirmen zu.

«Mach einfach deinen Job.»

«Ok.»

11 Minuten, 23 Sekunden.

Kenma der Hacker (One Shot)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt