Böses Erwachen

246 22 5
                                    

„Nich mit mir, mein Freund!" schrie ich panisch. Dann schlug ich so gut es ging hinter mich. Naja der Zombie hing eben an meinem Rücken. Unter Grummeln und Stöhnen zog er sich an meinen Flügeln hoch und packte meine rechte Schulter.
„Runter von mir!" wieso bekam ich so schnell Panik? Ich hatte vorhin mehrere Zombies einfach so getötet, und jetzt kam ich nich mal mehr mit einem klar?! Ein Schrei entwich mir, als ich diesen festen Griff an meiner Schulter spürte, dieses Knurren nah an meinem Ohr hörte und diesen Geruch wahrnahm.
Vor Verzweiflung hatte ich die Augen geschlossen und die Tränen passieren lassen. Ich hätte schwören können seine Zähne schon meine Haut berührt hatten, als es laut knallte und etwas mir ins Gesicht spritzte.
Der nun wirklich tote Körper des Untoten glitt schwer von mir ab und ließ mich selbst auch auf den Knien zusammensacken. Ich wimmerte und schluchzte nur. Auf meinem Hals lag noch das Gefühl dieses warmen Atems, dieser Zähne.
In meinen Ohren klang das tiefe und bedrohliche Knurren wider, das ich noch nie zuvor von so nah gehört hatte. Dieser besitzergreifende Griff, die Finger die sich in mein Fleisch gebohrt hatten, sie ließen ein Gefühl der Nutzlosigkeit zurück.
Ich war nicht mit einem einzigen Untoten klargekommen ohne dass man mich retten musste!
Was ist da mit mir durchgebrannt? Ich habe geglaubt ich könnte Flo schützen, ihm helfen... Pustekuchen! Ich konnte ja nicht mal mir selbst helfen! Dann würde ich die anderen ja nur unnötig in Gefahr bringen.
Den Kopf gesenkt, die Augen noch immer geschlossen kniete ich auf dem kalten Kies, die Steinchen bohrten sich unbarmherzig durch meine eh schon zerkratzte Hose, machten mir bewusst, dass ich noch leben musste.
Da waren plötzlich diese kalten Hände an meinen Schultern, ein leises Flüstern, dass ich nicht einordnen konnte. Langsam öffnete ich die Augen, sah alles nur verschwommen. Apathisch und zitternd richtete ich mich auf, machte mich auf den Weg zurück ohne auch nur auf irgendetwas zu achten.
Ich wäre nicht weit gekommen und wieder in mir zusammengesunken, hätten mich nicht zwei starke Hände an der Taille gepackt und mich sorgfältig geführt. So tollpatschig wie ich war, stolperte ich über einen Stein.
Es fühlte sich an, als hätte er mir die letzten Kräfte genommen, mich endgültig aufgeben lassen. Ich spürte noch wie ich abrutschte, bekam aber keinen Aufprall mit, da mich zu dem Zeitpunkt bereits eine allumfassende Schwärze für sich beansprucht hatte.
Mein Kopf schmerzte höllisch, ich fühlte mich eingeengt hatte aber nicht die Kraft mich aufzurichten oder mich um zu sehen. Meine Augen ließen sich auf Gedeih und Verderb nicht öffnen. Ich nahm Stimmen wahr.
Wie in einer dieser Spiele-Sequenzen in denen man nichts sah, der Ton aber langsam immer lauter wurde.
„Was glauben sie? Kann man ihr noch helfen?" fragte eine Stimme, die definitiv nicht zu den Jungs gehörte. „Sicher. Allerdings muss sie bald aufwachen, ansonsten sehe ich keine Möglichkeit mehr für sie diese Schäden noch halbwegs tragbar zu verarbeiten."
„Das würde für mich dann bedeuten?" wollte der Fragende wissen. Es war also auf jeden Fall ein Mann der schon älter war als ich. „Dann wäre sie unbrauchbar. Dann müsste man sie ersetzen."
Mich ersetzen? Nein! Ich würde nicht von Flo weichen, selbst wenn ich mir dafür einen Arm abschneiden müsste!
Er war der gewesen, der immer für mich da gewesen war, selbst wenn er das nicht gewusst hatte. Er hatte mich in den schlimmsten Phasen die ich bisher hatte durchleben müssen abgelenkt, mich zum Lachen gebracht und... ja mir ein Gefühl der Existenzberechtigung gegeben.
„Wie soll ich denn jetzt eine Erbin auftreiben?" fragte die Stimme entsetzt. „Das Volk ist so oder so schon aufgebracht, weil sie sich gegen das System auflehnt! Wenn sie jetzt auch noch unbrauchbar wird und von der Bildfläche verschwindet, dann traut uns niemand mehr!"
Was bitte? Plötzlich saß ich kerzengerade auf dem „Behandlungstisch" auf dem ich gelegen hatte, meine Augen waren schneller offen als ich das gedacht hätte.
„Du bist wach!" grinste mein Vater verräterisch. Sicher wollte er vertrauenswürdig erscheinen, weit gefehlt. „Ach mein liebes Kind, es freut mich so, dass es dir gut geht!" er kam auf mich zu und wollte mich in die Arme nehmen, ich jedoch starrte ihn mit einem Todesblick nieder.
„Wag es ja nicht, noch einen Schritt näher zu kommen!" zischte ich. Erst einmal sah ich mich um. Ich befand mich in einem Raum, der dem mit dem „Spiegelboden" ähnlich sah. Sehr weiß und ohne jegliche andere Einrichtung.
Mein Vater, der schwarzes Haar und unnatürlich bernsteinfarbene Augen hatte, sah mich gespielt entsetzt an. „Deine Haltung gefällt mir nicht, Tochter. Daher möchte ich dich bitten, mich einmal zu begleiten."
„Moment!" zischte ich wütend. „Wie bin ich hergekommen? Wo bin ich hier genau?!" „Ach Tochter..." lachte er, drehte sich aber nicht zu mir um und stieß die Tür in einen großen Flur auf. „Bedauerlich dass du dich nicht daran erinnerst, dass du hier in deinem eigenen Heim bist. Ich habe dich aus den Fängen dieser Kreaturen retten lassen!" meinte er mit einer theatralischen Stimme. „Die Zombies sind kein Problem!" keifte ich ihn an.
„Ich rede nicht von Zombies... eher von diesen Menschen!" sagte er und sah bei dem Wort „Menschen" mit einem angeekelten Gesichtsausdruck zu mir. Ein fragender Blick meinerseits blieb nicht aus. „Sie haben mir nichts getan! Es war allein meine Schuld!"
Ein Grinsen, das ich noch nie auf seinem Gesicht gesehen hatte, breitete sich dort aus, als er mich die Treppe hinunter in den Keller brachte.
„Du lernst einfach nicht, oder... Shade?" Ein skeptischer Blick galt mir, in welchem er mich von oben bis unten musterte.
„Woher... Du hast mich genannt, wie die Menschen es tun!" sagte ich und triumphierte innerlich. Das war zu früh gefreut. „Es gab einen Grund, weshalb ich dich niemals in die Menschenwelt gehen lassen wollte! Wieso ich dich für immer hatte hier behalten wollen!"
Er war sauer geworden, geradezu hysterisch. Die Tür hatte er aufgeschlagen und mit strammen Schritten ging er in den großen, kahlen Betonraum. Was ich auf den ersten Blick sah, schockierte mich. Vier Gestalten, nebeneinander. Auf dem Boden kniend. Weiße Säcke über dem Kopf, die Hände auf dem Rücken zusammengebunden. Keine Flügel.
„Du hast viel zu viel mit ihnen am Stecken! Sie vernebeln deine Sinne! Sie vermenschlichen dich!" Aus dem Schatten des karg beleuchteten Raums traten vier Oberengel, alle sahen sie aus wie die Men in Black, nur war mir klar, dass sie nicht zu den Guten gehören konnten.
Auf ein Handzeichen meines Vaters wurden ihnen die Säcke von den Köpfen gelöst. Meine schlimmsten Befürchtungen bestätigten sich.
----------------------------------------------------------------------------------------------
Everybody goes: "WARUM?!" I repeat: "Weil ichs kann ;D"
Tschau und bis Morgen :D

Infected: The AwakeningWo Geschichten leben. Entdecke jetzt