Prolog

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Gedankenverloren starrte Artemis aus dem Schlafzimmerfenster seines Schlosses und bewunderte den Sonnenuntergang. Amona, auf dem riesigen Himmelbett liegend, warf Artemis immer wieder besorgte Blicke zu. ,,Warum denkst du über so etwas überhaupt nach? Wir beide sind die Stärksten auf diesem Planeten, wir herrschen zusammen über ihn. Alle Xengolen schauen zu uns auf." Artemis wendete seinen Blick Amona zu. Zu dir schauen sie auf, dachte er. ,,Artemis, wir sind doch zusammen stark, keiner von uns wäre in der Lage, allein über diesen Planeten zu bestimmen." Amona versuchte nach und nach, seine Stimmung zu verbessern, aber Artemis bemerkte es. Du tust es schon wieder, dachte er wütend in Richtung Wand und stürmte aus dem Zimmer hinaus. ,,Ich möchte dir nur helfen, Artemis, bitte –"Die Herrscherin verfolgte den Herrscher in seinen Gedanken und schlich ihm hinterher. Als sie den Raum erreichte, in dem er sich befand, blieb sie vor der Tür stehen. Schon seit Wochen war Amona misstrauisch gegenüber ihrem Ehepartner. Er dachte seit einer längeren Zeit darüber nach, dass seine Kräfte nicht stark genug waren und darüber machte Amona sich große Sorgen. Artemis wusste, dass sie ihm gefolgt war, denn seine Stimmung wurde von ihr gedämpft. Amona hörte, wie Artemis sich mit einem Diener über irrelevante Sachen unterhielt. Er tat das, um seine wahren Gedanken zu überspielen, denn er hatte einen Plan, über den Amona nichts erfahren sollte. ,,Mutter, ich kann nicht einschlafen.", Kamille kam müde schlendernd um die Ecke. ,,Schätzchen, es ist schon unglaublich spät, komm", die Mutter nahm Kamille auf den Arm, ,,wir bringen dich jetzt erst einmal zurück ins Bett."

Als Artemis spürte, wie das gute Gefühl in seinem Körper, das von Amona ausging nach und nach verschwand, schickte er seinen Diener Zachary, um nachzusehen, ob die Herrscherin des Planeten den Korridor tatsächlich verlassen hatte. Zachary verkündete als er auf Artemis zukam: ,,Keine Spur von ihr, eure Majestät." Im Anschluss herrschte Stille. Die Majestät starrte in die Leere und wirkte dabei hochkonzentriert. Nach einem langen Augenblick befahl sie: ,,Fein, fein. Zachary, ich möchte, dass Sie diese Nacht dafür sorgen, dass sich im ganzen Schloss nichts regt. Ich möchte keinen Mucks hören, von keinem Wachen, von keinem Diener und auch von sonst keinem. Ich möchte ungestört sein. Ach ja, und sorgen sie auch dafür, dass Fräulein Minou heute Nacht bei meiner Tochter bleibt, auch sie soll nicht im Schloss umherirren." Diener Zachary schluckte: ,,Zu ihren Diensten, Majestät."

Zwei Stunden nach Mitternacht schlich Artemis sich in sein Schlafzimmer. Er wanderte zum Himmelbett und stellte sich auf die Seite, auf der Amona schlief. Er warf einen Blick auf sie. Reglos lag sie da, ihre goldenen Locken waren zu einem halb Dutt nach hinten gebunden und sie trug immer noch ihr weißes Rüschenkleid. Noch einmal dachte Artemis sorgfältig über das Nach, was er jetzt tun würde. Entschlossen und doch mit leicht ängstlicher Miene streckte er seine Arme aus. Seine Handflächen zeigten in die Richtung seiner Ehepartnerin. Ich muss nur einen kurzen Stromstoß abgeben, das genügt, dachte er mit zittrigen Händen. Er fing an zur Beruhigung tief ein und auszuatmen, um es über sich zu bringen, seine Ehefrau in einen niemals endenden Schlaf zu versetzen. Artemis schaute ein letztes Mal in Amonas makelloses Gesicht und schloss anschließend die Augen. Bald werde ich der alleinige Herrscher sein, dachte er, drei..., zwei... Seine Arme sanken und Artemis setzte eine verzweifelte Miene auf. Er konnte es nicht, er konnte seine Ehepartnerin nicht töten. Mit dem Gesicht vergraben in seinen Händen kniete er auf dem kalten Steinboden. Abrupt stand er wieder auf, es war ihm eine neue Idee gekommen. Vorsichtig griff er mit seinem Arm um Amonas Taille, mit dem anderen Arm hob er ihre Beine hoch und schon war er auf dem Weg zum Luamasaal. Artemis hatte keine Angst, dort von jemandem gesehen zu werden, denn ausschließlich Amona und er durften diesen Saal betreten.

Die weiß leuchtende Kugel, die auf einem schulterhohen Halter aus Metall stand nannte sich die Luama-Kugel. Artemis fasste mit einer Hand gegen die Kugel und direkt leuchtete sie in einem helleren weiß auf. Mit der anderen Hand versuchte der Herrscher des Planeten die Hand der Herrscherin zu nehmen. In einer umständlichen Pose legte Artemis nun die Hand Amonas auf die Kugel. Die Kugel leuchtete im selben Moment in einem noch viel helleren weiß auf und sie fing an, gedanklich mit Artemis zu kommunizieren. Als Artemis seinen Gedankengang zu Ende brachte, bildete sich nach und nach weißer Nebel um die Luama-Kugel und als die Nebelmasse dicht genug war, fing die Kugel langsam an, immer heller zu werden. Artemis schloss seine Augen, so unerträglich wurde das Licht und als es fast an seinem Höhepunkt an Helligkeit war, wachte Amona ohrenbetäubend schreiend aus ihrem festen Schlaf auf. Ihr Schrei verstummte nach wenigen Sekunden wieder, denn im Luamasaal stand nur noch Artemis.

Amona - A powerful goddessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt