04. Sauberland

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Ich binde mir meine Haare zu einem Zopf, schlüpfe in eins meiner schwarzen Kleider und setzte die große Katzenaugenartige Sonnenbrille auf meine Nase. Es ist gerade mal neun Uhr morgens als ich mit einem lauwarmen Kaffee durch die befahrenen Straßen von New York schlendere. Der grüne Pappbecher passt perfekt in meine Hände mit den schwarz lackierten Fingernägeln. Meine Füße schmerzen leicht in den schwarzen Pumps aus einem der viele Secondhandläden in Brooklyn. Als ich in die Madison Avenue einbiege schlägt mir das hupen der gelben Taxis und das leicht abgedämpfte Murmeln der morgendlichen Passanten entgegen. Ganz automatisch tragen mich meine Füße an den noch geschlossenen Läden vorbei. Niemals würde ich mich trauen einen dieser Läden zu betreten. In solchen Läden gehen nur solche Menschen wie Blair Waldorf oder Serena Van der Woodsen einkaufen.

Natürlich sind sie nur fiktive Personen aber ich meine einfach die Menschen die in ihrer Liga spielen. Ob es um ihr Geld geht oder ihren gesellschaftlichen Stand. Vor den luxuriösen Einkaufsgeschäften stehen schon die großen, breitschultrigen Männer in ihren schwarzen Anzügen und den eckigen, dunklen Sonnenbrillen vor ihren Augen. Man in Black schießt mir durch den Kopf. Ein dämliches Grinsen legt sich auf mein Gesicht. So in Gedanken versunken mit dem Blick nicht auf den Bürgersteig gerichtet, spüre ich einen großen Gegenstand der volle Kanne gegen meine Schulter rammt. Der hellbraune und zum Glück nicht mehr ganz so heiße Kaffee ergießt sich über meine Brust. Kleine braune Tropfen bahnen sich einen Weg in meinen Ausschnitt und hinterlassen eine nasse Spur auf meine Haut. "Oh scheiße", entfährt es mir. Wütend auf den der mich gerammt hat blicke ich auf. Vor mir steht einer dieser typischen Bürofutzis mit seinen gegelten Haaren und seinem spießigen Nadelstreifen Anzug. Mit einem wütenden Blicke zische ich ihm zu: „Passen sie gefälligst auf wo sie hinlaufen sonst bekommen sie das nächste Mal hoffentlich heißen Kaffee in ihr aufgeplustertes Gesicht!" Seine kleinen blutunterlaufenden Augen weiten sich vor Schreck. Er murmelt ein kurzes: „Sorry Ma'am", und geht schnell weiter. Bin ich auf einmal um 20 Jahre gealtert oder was? Ziemlich genervt verdrehe ich meine Augen. Immer diese Menschen die denken dass sie sich alles erlauben können.

Immer noch stinksauer auf diesen Tollpatsch, krame ich ein Taschentuch aus meiner Handtasche und versuche irgendwie den sich rasch ausbreitenden Fleck zu besänftigen. Wärend ich mit der einen Hand auf meinem Kleid herum wische versuche ich den zu verhindern das sich der restliche Kaffee nicht auch noch auf dem New Yorker Asphalt verteilt.

Ich werfe einen hastigen Blick auf die große Uhr die an dem dunkelgrauen Gebäude hängt. Ich habe noch ungefähr eine Stunde bis zu meinem Termin. Mit immer schneller werdenden Schritten biege ich von der Madison Avenue in eine kleine Seitenstraße ein. Hier ist es dunkler da die Morgensonne noch nicht alle Winkel von New York beleuchtet. Das Klackern meiner Schuhe hallt zwischen den verdreckten Backsteinwänden wieder. Mein Herz pocht in dem gleichen schnellen Rhythmus wie meine Schuhe auf dem Betonboden. Erst als ich wieder in eine halbwegs belebte Straße einbiege entspannt sich mein Körper wieder. Eigentlich war es lächerlich sich zu fürchten. Es gibt zwar einige Menschen die behaupten das wenn man in eine verlassene Gasse geht sofort ausgeraubt, vergewaltigt oder sogar getötet wird.

So etwas ist absolut lächerlich. Immer diese Vorurteile gegenüber Dingen die man nicht kennt. Früher war ich zwar genauso auch wenn sich meine Vorurteile nicht auf Dinge sondern auf Menschen bezogen.

Am meisten Vorurteile hatte ich gegen Camerons Clique, als ich sie noch nicht kannte. Wahrscheinlich war es eine Mischung aus Wut auf Cameron und die üblichen Klischees, über die Footballer/Cheerleader. Er als ich sie richtig kannte, wurde mir bewusst dass sie ziemlich normal sind. Mal davon abgesehen das sie übermenschlich gut aussehen, irgendwie in allem gut sind und wahrscheinlich mehr Twitter Follower als Ariana Grande haben. Das ist zwar eher unwahrscheinlich aber sie kennen trotzdem einen großen Haufen Menschen.

my deepest secretWhere stories live. Discover now