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14. August


Die Zeit vergeht wie im Flug. Nach Lynn's und meinem Ausflug nach LA war das Wort Freizeit ein Fremdwort für mich. Meine Tage waren gefüllt mit Arbeit, um die theoretischen Erfahrungen bei Black Industries mehr in meiner Arbeit fließen zu lassen. Und ich merkte immer mehr, wie sehr mir das alles meine Arbeitsweise erleichtert, denn manche meiner Herangehensweisen erweisen sich dadurch in der Umsetzung als wahre Lifesaver.

Allerdings brauche ich dafür, dass ich gefühlt von morgen bis abends in der Firma bin, genieße ich die Wochenenden umso mehr, schlafe viel, gönne mir das ein oder andere Schaumbad oder entspanne mit einem Glas Wein auf dem Sofa. So wie heute.

Das Glas Wein in meiner Hand an die Lippen führend, schütte ich diesen beinahe über meine Brust, als mein Handy auf meinem Schoß anfängt zu vibrieren. Ein kurzer Blick darauf zeigt mir, dass es Sophia ist, allerdings verwirrt mich ihre Frage.

Weißt du, wo Benni ist? Er geht nicht an sein Handy

 Sie weiß, dass wir uns ab und an schreiben, allerdings habe ich keine Ahnung, wo er ich momentan befindet, was ich ihr auch schreibe. Wobei ich mir gut vorstellen kann, dass er sich irgendwo bei einem seiner Freunde befindet. Oder auf einer der unzähligen Partys. Und eigentlich hatte ich nicht mehr vor meine Wohnung zu verpassen. Doch sobald ich Benni eine Nachricht schicke und im Gegensatz zu den anderen eine Antwort bekomme - in Form seines Standpunkts, wo ich ihn finde - weiß ich bereits, dass sich meine Abendplanung soeben geändert hat.

Seufzend packe ich mein Handy weg, stehe vom Sofa auf und ziehe mir im Schlafzimmer ein Top sowie eine enge Jeanshose an, bevor ich mit meiner Lederjacke die Wohnung verlasse und mir ein Taxi rufe, was mich zu der Adresse fährt, wo sich Ben momentan befindet. Danach werde ich dann wenigstens noch versuchen etwas Blut zu mir zu nehmen, um wenigstens einer Versuchung nachgeben zu können. Warum ich Sophia nicht einfach gesagt habe versuche ich nicht zu hinterfragen. Nach LA versuche ich alle Gedanken ihm bezüglich so gering wie möglich zu halten, auch wenn es nicht ganz so gut funktioniert wie erhofft.

Als ich eine halbe Stunde später vor dem Gebäude stehe und anklopfe, öffnet mir ein, mittlerweile sehr bekiffter, Typ die Tür, dessen Grinsen halb verrutscht wirkt. "Kann ich dir helfen, Süße?"
"Ich suche Ben", antworte ich lediglich, woraufhin er mich einen Moment  einfach ansieht, dann aber nickt. "Ich hol ihn."

Hinter sich schließt er die Tür und ich setze mich auf die Bank, die sich unmittelbar davor befindet und wo ich fast eine Ewigkeit warten muss, bis sich die Tür erneut öffnet und Ben daraus erscheint. "Was tust du hier?", fragt er skeptisch, bleibt aber an der Tür stehen und mstert mich fragend.

Ich wiederum schaue ihn nur mit gehobener Augenbraue an und verschränke die Arme vor der Brust, versuche mir nicht anmerken zu lassen, dass meine Augen aufmerksam über ihn wandern, während der die Worte schneller aus meinem Mund kommen als ich überlegen kann. "Du hast mir deinen Standort geschickt, Kleiner. Dumm, wenn du dein Hirn nicht einschaltest, hmm?"
In solchen Momenten fühle ich mich glatt wie meine Schwester, aber auch nur beinahe. Ich stehe dennoch auf und gehe auf ihn zu, muss meinen Kopf leicht in den Nacken legen, um in seine blauen Augen sehen zu können, welche deutlich verhangen, glasig aussehen.  

"Ich frage mal lieber nicht was du dir eingeschmissen hast. So, zu wie du aussiehst, ist eher die Frage, was du nicht genommen hast Bennilein." Es ist dir an der Nasenspitze anzusehen. Wie erwartet verdreht er seine Augen und schaut über seine Schulter, bevor er sich wieder mir widmet. "Du hast gefragt, was ich mache und ich bin hier, Val. Kein Grund zur Sorge, Cyrils Haus ist gesichert, du kannst also wieder gehen." Seine abweisende Art ist wie der Spiritus, der das Feuer höherschlagen lässt. Etwas in mir will sich darin verbeißen, diesen Mann vor mir zur Weißglut zu bringen. Dass seine Gedanken auf mir liegen, egal aus welchem Grund, so wie meine viel zu oft bei ihm waren. 

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