This can't be everything

Kapitel 2, Köln 2015

"Naja, Taxifahren ist eine gute Möglichkeit um hübsche Frauen kennen zu lernen", sagt er und lacht.

Ich verdrehe die Augen. Er hat sich wirklich kein Stück verändert.

"Trotzdem, du hast mein Bild von Taxifahrern zerstört. Für mich waren das immer hässliche, schlechtgelaunte Männer." Ich setze einen Schmollmund auf.

"Willst du damit sagen, dass ich hübsch bin?"

Wir müssen beide lachen. Sofort muss ich an alte Zeiten denken. Trotz der langen Zeit fühlte sich das so vertraut an.

Doch Will wird schnell wieder ernst. "Und hast du die Welt verändert? Warst du in Afrika und hast für die Menschen gekämpft?"

Ich schaue betreten zu Boden. "Nein". Simon hatte damals gemeint, dass ein einzelner sowieso nichts ausrichten könne.

"Siehst du. Ist wohl bei uns beiden nicht so gelaufen wie geplant. Aber ich spare das Geld. Ich möchte eine Weltreise machen."

Ich schaue erstaunt auf.  "Die Weltreise, die wir damals geplant haben?"

"Ja und da du ja besseres zu tun hast, werd ich sie wohl alleine machen müssen"

Was er sagt, klinghinweg,ein Scherz, doch ich erkenne den Vorwurf dahinter.

"Darf ich dich daran erinnern, dass du einfach weg gegangen bist?", ich merke wie mir längst vergessene Gefühle hochkommen. Enttäuschung Trauer und auch Wut.

"Ich hatte meine Gründe", sagt er. Und dann fügt er leise hinzu: "Ausserdem hast du versprochen auf mich zu warten, Lucy, du hast es versprochen."

"Verdammt, Will ich habe drei verdammte Jahre gewartet. Drei Jahre ohne einen Tag an dem ich nicht darauf gewartet habe, dass ich irgendetwas von dir höre. Kannst du dir vorstellen was ich mir für Gedanken gemacht habe? Du hättest genauso gut tot sein können!" ich merke dass ich weine. Nicht weinen Lucy, du bist darüber hinweg

Doch meine Tränen scheinen ihn nicht zu beeindrucken. "Hättest du mich wirklich geliebt, hättest du länger gewartet. Ausserdem hast du immernoch nicht gesagt, wo du hin willst.

Ich kann nicht glauben, was er da sagt. "Du denkst ich hätte dich nicht geliebt?"

Bevor ich weiterreden kann unterbricht er mich. "Wo willst du hin?"

Doch ich denke garnicht daran ihm diese Frage zu beantworten. "Will ich kann nicht glauben was du da sagst..."

Doch wieder werde ich unterbrochen. "Lucy, wo willst du hin? Wo wohnst du?" Seine Stimme ist kalt und ausdruckslos.

Inzwischen schluchze ich. "Ich will aussteigen."

Wieder erkenne ich keine Regung in seinem Gesicht. "Tu das"

"Die Tür ist verriegelt."

Er drückt einen Knopf und ein Klick geräusch signalisiert mir, dass die Tür jtz auf ist. Ich reisse sie auf und stürze ins Kalte. Ohne mich umzudrehen fange ich an zu laufen. Was ist bloss aus MEINEM Will geworden"

Ich spüre immernoch Tränen meine Wangen hinunterlaufen. Ich hatte nicht gedacht, dass mir das so Nahe gehen würde. Vor fast 9 Jahren habe ich ihn das letzte mal gesehen.

Ich habe mir unser Wiedertreffen immer so anders vorgestellt. Nie im Leben habe ich gedacht, dass er mir einen Vorwurf machen würde.

Ich dachte wirklich er würde sich bei mir entschuldigen.

Es dauert fast zwei Stunden bis ich zuhause ankomme. Völlig durchgefrohren und klitschnass.

Da Simon erst in ein paar Stunden wiederkommt, nehme ich eine heisse Dusche und mache es mir mit einem heissen Kakao auf unserem Sofa bequem.

Ich kann immernoch nicht glauben, was da eben passiert ist.

Doch das Klingeln meines Handys reisst mich aus meinen Gedanken. Kurz denke ich es ist Will, doch dann fällt mir ein dass er garnicht meine Nummer hat. Es ist meine beste Freundin Sophie.

Sie hört sich vollkommen hysterisch und aufgeregt an. "Omg Lucy! Simon will dir einen Heiratsantrag machen!!

Ich erstarre, doch irgendwie kann ich mich nicht freuen. Ich muss zusehr an Will denken...

"Woher weisst du das?"

"Ich habe ihn ihm Juwelier gesehen. Oh gott der Ring ist einfach wundervoll."

Natürlich ist er wundervoll, schliesslich kauft Simon ihn. Es hat mich immer schon stolz gemacht dass mein Freund einen Sinn für Mode und Stil hat. Das war auch deutlich an unserer Einrichtung zu erkennen.

"Alles in Ordnung Süße?", meldet sich Sophie.

"Nein Sophie. Nichts ist in Ordnung..."