Kapitän Nemo

Prequel

Der zehn Jahre alte Prinz Kanja Dakkar saß spätabends in seinem Zimmer und spielte auf seiner Orgel.
Er war groß für sein Alter, hatte hellbraune Haut und ein hübsches ebenmäßiges Gesicht, das von rabenschwarzen Locken umrahmt wurde und dessen Augen die gleiche Farbe hatten.
In diesem Moment klopfte es an seiner Tür.
"Herein!", rief er und legte die Hände in den Schoß.
Die achtjährige Nanami Patil öffnete die Tür.
Nanami war die Tochter des Generals der Palastwache, der Kanjas Eltern, einen indischen Rajah und seine Frau, beschützten. Da ihre japanische Mutter bei der Geburt gestorben war und ihr Vater alleinerziehend war, hatte sie viel Zeit bei der Herrscherfamilie verbracht und war Kanjas beste Freundin geworden.
Nanamis rückenlanger schwarzer Zopf hing ihr über die Schulter und ihre großen schwarzen Augen sahen schon etwas müde aus.
"Auch schon aufgeregt wegen morgen?", begrüßte der Prinz sie, als er bemerkte, dass sie unter ihrer hellbraunen Haut etwas blass aussah.
Die Eltern der Beiden hatten entschieden, die Kinder der besseren Ausbildung wegen in westliche Internate zu schicken.
Nanami zuckte mit den Achseln und setzte sich neben ihn auf die Bank.
"Ich bin froh darüber, das ich meinen Vater dazu überreden konnte, mich nach der normalen Ausbildung noch auf die Militärakademie zu schicken. Die nehmen seit letztem Jahr auch Frauen auf", berichtete Nanami.
Sie richtete sich stolz auf.
"Und wenn ich die Ausbildung absolviert habe, werde ich dich beschützen", verkündete sie.
Als Kanja daraufhin grinsen musste, boxte sie ihm in die Seite.
"Ich werde nach der Schule zur Marine gehen", berichtete er und sah aus dem Fenster in den sternenklaren Himmel, "Die Welt ist so groß und ich will sie erkunden."
Er lachte auf.
"Vielleicht liegt es auch an meinem Namen. Kanja bedeutet schließlich "Der im Wasser geborende". Allerdings stimmt das bei mir gar nicht", sinierte er.
Nanami legte ihrem besten Freund den Arm um die Schultern.
"Nanami bedeutet ja "Die sieben Weltmeere". Dann vergisst du mich wenigstens nicht", meinte sie.