On the way to everything

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~Louis~

Einige Häuser und Straßenlaternen zogen vorbei und der Fahrtwind wehte durch mein Gesicht. Ich hatte das Fenster aufgemacht, um etwas frische Luft zu bekommen. Mir war ganz schlecht vor Aufregung. Mit einem Taxi war ich gerade auf dem Weg zu ,,The X-Factor'', wo ich in genau einer Stunde vorsingen würde. Ehrlich gesagt war ich schon ziemlich spät dran und dieser Gedanke ,,genau in einer Stunde'' machte mir enormen Stress.

Ich hätte nie gedacht, dass ich so nervös sein würde. Schon am ersten Tag, an dem es für diese Staffel möglich gewesen war, hatte ich mich beworben und mich zu dem Zeitpunkt, obwohl ich noch nie auf der Bühne gesungen hatte, eigentlich als eine Person eingeschätzt, die das alles ganz locker machen würde, denn das auf der Bühne Stehen war ja schließlich genau das, was ich schon immer wollte. Jetzt, wo ich aber die Stressflecken auf meinem Hals und meine zitternden Hände betrachtete, wusste ich, dass ich das genaue Gegenteil einer so lockeren Person war.

In meinem Kopf ging ich zum hundertsten Mal meinen Text durch, obwohl ich ihn eigentlich schon seit Wochen in und auswendig konnte. Dann ging ich ihn zum einhunderteinsten Mal durch— doch auf einmal war er weg. Ich hätte schreien können und mein Puls ging noch höher, als er sowieso schon war. Ich durfte jetzt alles bekommen, nur kein Blackout. Ich hatte dieses Lied schon so oft durchgesungen und noch nie den Text vergessen, aber warum auch immer, war ein Texthänger schon die ganze Zeit meine größte Sorge gewesen. Und genau jetzt, wo es sogar nur noch ungefähr VIERZIG MINUTEN waren bis es losgeht, kam er, ein solcher Texthänger. Aufgebracht summte ich solange die Melodie des Liedes vor mir her, bis der Text wieder da war.

An einer Ampel in der Innenstadt, in der wir jetzt mittlerweile angekommen waren, drehte sich der Taxifahrer mit einerseits besorgtem, aber andererseits auch belustigtem Blick zu mir um — ich konnte nicht so ganz deuten, was von beidem es war. ,,Soweit alles gut bei dir?'', fragte er. ,,Die Nervosität'', sagte ich ziemlich bedrückt und kurz angebunden, damit er nicht unbedingt das Zittern in meiner Stimme zu hören bekam. Als er sich wieder nach vorne gedreht hatte, atmete ich zehn mal ganz tief ein und aus. Sicherheitshalber spähte ich noch einmal auf einen Zettel, wo mein Songtext stand, und fühlte mich sofort wieder etwas besser. Dann waren wir auch schon da.

Der Fahrer setzte in eine Parklücke, ich löste meinen Gurt, öffnete die Tür und stieg aus. ,,Viel Glück! Du wirst das sicherlich super machen!'', sagte der Taxifahrer breit grinsend. Ich lächelte verlegen und betrat das Gebäude, zur mentalen Vorbereitung in Gedanken schon wieder auf der Bühne stehend, durch die eine von zwei Türen, auf der ,,Ausgang'' stand. In der nächsten halben Stunde ging alles ganz schnell, was möglicherweise etwas damit zu tun haben könnte, dass ich mich kaum konzentrieren konnte, und schon stand ich vor dem Eingang, hinter welchem sich die Bühne befand. Ich hielt die Luft an. ,,Und los geht's Louis'', hörte ich jemanden rufen, die Türe vor mir öffnete sich und ein unglaublich blendender Scheinwerfer wurde auf mich gerichtet. Mir rutschte das Herz in die Hose. Aber dann vergas ich plötzlich alles um mich herum und ging mitten auf die Bühne...

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 15, 2021 ⏰

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