DER HOFMEISTER ***
Thanks are given to Delphine Lettau for finding a huge collection of ancient German books in London.
This Etext is in German.
We are releasing two versions of this Etext, one in 7-bit format, known as Plain Vanilla ASCII, which can be sent via plain email-- and one in 8-bit format, which includes higher order characters-- which requires a binary transfer, or sent as email attachment and may require more specialized programs to display the accents. This is the 8-bit version.
This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE. That project is reachable at the web site http://gutenberg2000.de.
Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE" zur Verfügung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse http://gutenberg2000.de erreichbar.
Der Hofmeister odor Vortheile der Privaterziehung
Jakob Michael Reinhold Lenz
Eine Komödie.
Namen.
Herr von Berg. Geheimer Rath. Der Major. Sein Bruder. Die Majorin. Gustchen. Ihre Tochter. Fritz von Berg. Graf Wermuth. Läuffer. Ein Hofmeister. Pätus und Bollwerk. Studenten. Herr von Seiffenblase. Sein Hofmeister. Frau Hamster. Räthin. Jungfer Hamster. Jungfer Knicks. Frau Blitzer. Wenzeslaus. Ein Schulmeister. Marthe. Alte Frau. Lise. Der alte Pätus. Der alte Läuffer. Stadtprediger. Leopold. Junker des Majors. Ein Kind. Herr Rehhaar. Lautenist. Jungfer Rehhaar. Seine Tochter.
Erster Akt.
Erste Scene.
Zu Insterburg in Preussen.
Läuffer. Mein Vater sagt: ich sey nicht tauglich zum Adjunkt. Ich glaube, der Fehler liegt in seinem Beutel; er will keinen bezahlen. Zum Pfaffen bin ich auch zu jung, zu gut gewachsen, habe zu viel Welt gesehn und bey der Stadtschule hat mich der geheime Rath nicht annehmen wollen. Mag's! er ist ein Pedant und dem ist freylich der Teufel selber nicht gelehrt genug. Im halben Jahr hätt' ich doch wieder eingeholt, was ich von der Schule mitgebracht, und dann wär' ich für einen Klassenpräceptor noch immer viel zu gelehrt gewesen, aber der Herr geheime Rath muß das Ding besser verstehen. Er nennt mich immer nur Monsieur Läuffer, und wenn wir von Leipzig sprechen, fragt er nach Händels Kuchengarten und Richters Kaffehaus, ich weiß nicht: soll das Satyre seyn, oder--Ich hab' ihn doch mit unserm Konrektor bisweilen tiefsinnig genug diskuriren hören; er sieht mich vermuthlich nicht für voll an.--Da kommt er eben mit dem Major; ich weiß nicht, ich scheu ihn ärger als den Teufel. Der Kerl hat etwas in seinem Gesicht, das mir unerträglich ist. (geht dem geheimen Rath und dem Major mit viel freundlichen Scharrfüssen vorbey.)
Zweyte Scene.
Geheimer Rath. Major.
Major. Was willst du denn? Ist das nicht ein ganz artiges Männichen?
Geh. Rath. Artig genug, nur zu artig. Aber was soll er Deinen Sohn lehren?
Major. Ich weiß nicht, Berg, Du thust immer solche wunderliche Fragen.
Geh. Rath. Nein aufrichtig! Du must doch eine Absicht haben, wenn Du einen Hofmeister nimmst und den Beutel mit einemmahl so weit aufthust, daß dreihundert Dukaten herausfallen. Sag mir, was meinst Du mit dem Geld auszurichten; was foderst Du dafür von Deinem Hofmeister?
Major. Daß er--was ich--daß er meinen Sohn in allen Wissenschaften und Artigkeiten und Weltmanieren--Ich weiß auch nicht, was Du immer mit Deinen Fragen willst; das wird sich schon finden; das werd ich ihm alles schon zu seiner Zeit sagen.