Ange de la mort (Ow ff)

Kapitel 1

Sie beobachtete ihn lange, aus sicherer Entfernung, bevor sie begann, sich langsam auf ihn zuzubewegen. Wie hypnotisiert setzte sie einen Schritt vor den anderen, nur um dann stehenzubleiben. Am liebsten hätte sie sich jetzt eine Ohrfeige verpasst. Wie konnte die so dämlich sein? Sie wollte ihn tot sehen, am besten so schnell wie möglich. Warum zögerte sie dann so lange?

Es ist ein einfacheres für sie, Leute zu töten. Es ist ihre Berufung, welche sie ohne Zögern oder Ausnahmen verfolgte. Irgendwie schien es hier anders zu sein, sie zögerte, wenn auch nur für einige Sekunden. Das war nicht gut. Einfach töten und verschwinden, ohne eine Spur zu hinterlassen, so sollte es sein, so ging es normal vonstatten.
Vielleicht hatte es etwas damit zu tun, dass Talon ihr diesmal eine andere Art von Auftrag gegeben hatte. Sie sollte Shimada Hanzo, ihrer Zielperson, erst einmal näher kommen, nur um diese dann, nach einiger Zeit, zu töten. Er war eine Gefährdung ihrer Zukunft, ihr wäre es lieber, ihn so schnell wie möglich umzulegen. Aber nein, Talon wollte Informationen. Sie selber bezweifelte, dass so ein Jemand wie Hanzo Informationen habe. Sie verschwendet hier nur ihre Zeit.
Der Typ habe doch eh keine Informationen, auch wenn er als Auftragskiller lebt, dachte sie genervt. Informationen zählen da nicht. Es reicht zu wissen wer und wann, nach dem 'Warum' fragt man nicht. Was zählt, ist, dass man den Job gut und schnell erledigt und sein Geld dafür bekommt, nicht mehr und nicht weniger.

Man könnte meinen, dass Hanzo ein eigenwilliges Leben führte. Er reiste um die Welt, war überall und zugleich nirgendwo. Es gibt überall Menschen, die behaupten, etwas über ihn gehört zu haben, sei es was auch immer. Aber niemand kann wirkliches zu ihm sagen, seine ganze Existenz liegt im Ungewissen für alle Außenstehenden. Selbst diejenigen, die ihn anheuern, treten nie in direkten Kontakt zu Hanzo. Das wollen sie auch nicht, um ehrlich zu sein.

Talon schien allen einen Schritt voraus: Sie wussten in etwa, mit wem sie es zutun hatten. Shimada Hanzo ist der Sohn und eigentlicher Nachfolger einer japanischen Organisation gewesen, der sich von dieser, nach dem Tod seines Vaters und seines Bruders, losgelöst hatte. Seitdem zog er in der Welt umher, ohne eine wirkliche Bleibe. Für die Menschen unerkannt konnte man gut leben, dachte sie, als sie sich ihm nun wirklich annäherte. Sie hatte es ja schon lange genug hinaus gezögert.