Langsam öffne ich meine Augen. Das Sonnenlicht strahlt direkt durch das Fenster auf mein Bett und ich kann die Wärme schon spüren. Genauso wie ich die Sommerluft riechen kann. Doch je länger ich einatme, desto mehr fällt mir auch der Geruch von Zigaretten, Alkohol und Gras auf. Erinnerungen von gestern Abend kommen langsam wider hoch und ich sehe verschwommene Bilder vor meinen Augen, wie ich mit meinen Freunden die Sommerferien ausklingen lasse. Ich schrecke hoch, lasse mich aber direkt wieder fallen, als sich meine Kopfschmerzen bemerkbar machen. Sommerferien ausklingen lassen bedeutet, dass heute wieder Schule ist. Meine Hand gleitet auf den Nachttisch und ich suche mit geschlossenen Augen nach meinem Handy in der Hoffnung, dass ich nicht zu spät aufgewacht bin.
Eigentlich dachte ich immer, dass meine biologische Uhr relativ verlässlich wäre. Heute lässt sie mich jedoch im Stich merke ich, als ich sehe, dass der Unterricht schon seit 10 Minuten angefangen hat.
Ich hieve mich aus dem Bett, schnappe mir mein Handy und die Schachtel Zigaretten, die daneben liegen. Meine Eltern müssen schließlich nicht unbedingt mitbekommen, dass ich rauche. Auch wenn ich davon ausgehe, dass sie sich es sowieso schon denken können. Welcher 17-jährige Junge raucht denn nicht, gerade wenn er so eine Freundesgruppe hat, wie ich?
Als ich die Schule in Rekordzeit erreiche, bin ich noch fertiger als ich es vorher schon war. Gerade als der Gong zur Pause ertönt, trete ich ins Gebäude hinein. Bevor ich noch in den Schülermassen ertrinke, rette ich mich wieder raus, um auf meine Freunde zu warten. Die haben den Tausenden Nachrichten nachzugehen, die sie mir heute morgen schon geschrieben haben, nämlich nicht verschlafen.
Ich laufe auf unsere Ecke des Schulhofs zu, als ich jemanden dort ausmachen kann. Wer es ist, kann ich nicht erkennen, denn meine Brille habe ich wie immer Zuhause gelassen. Ich bin lieber halb blind als mich damit irgendwo blicken zu lassen. Die Hand der Person winkt mir zu und ich winke reflexartig zurück.
Als ich ankomme, weiß ich endlich, wer da vor mir steht. Es ist Lukas. Wir kennen uns schon Ewigkeiten und sind deshalb auch schon immer befreundet. Er zählt zwar nicht zu meinen besten Freunden, aber dafür teilen wir die selbe Freundesgruppe, weshalb wir trotzdem viel miteinander zu tun haben.
„Auch zu spät?", fragt er in meine Richtung und ich schaue von meinem Handy zu ihm auf, während ich nebenbei die Musik in meinen Kopfhörern ausmache. Ich nicke ihm bestätigend zu und unsere Blicke treffen sich und ich kann tiefe Ringe unter seinen braunen Augen ausmachen. Lukas war gestern auch unserer Party und seinem Aussehen nach auch etwas länger. Ich kann mich vage daran erinnern neben ihm gesessen zu haben bis sich seine Freundin zwischen uns gequetscht hat und ab dem Teil des Abends habe ich ein paar Filmrisse. Ein paar zu viele. Ich hoffe einfach nur, dass es heute keine schlimmen Geschichten über mich zu erzählen gibt, an die ich mich nicht mehr erinnern kann. Die Art wie Lukas mich angrinst, scheint jedoch doch etwas passiert zu sein.
Da fängt er auch schon an zu reden. „Du hast die Nacht bestimmt nicht alleine verbracht" Verdutzt schaue ich ihn an. Was weiß er, an das ich mich nicht mehr erinnern kann?
„Du und Elli?", hilft er mir auf die Sprünge.Und da kommen die Erinnerungen wieder hoch. Elli und ich. Elli und ich zusammen aber trotzdem alleine , weg von allen anderen. Unsere Lippen, die sich vereinten aber trotzdem immer wieder nach Luft schnappten. Das Gribbeln in meinem Bauch, das gestern auch da war, macht sich nun wieder bemerkbar.
„Was lächelst du denn so rum?", höre ich plötzlich jemanden sagen. Ich schrecke aus meinen Gedanken wieder hoch und sehe Fynn vor mir stehen. Er streckt seine Hand aus, um mit mir einzuschlagen, wie wir es immer machen. Um uns herum treffen langsam auch alle anderen Freunde von uns ein, doch sie sind alle vertieft in ihre eigenen Gespräche und beachten Fynn und mich gar nicht richtig bis auf dass sie mir zunicken zur Begrüßung.
„Warum denn jetzt?", fragt Fynn erneut, dieses Mal aber an Lukas gerichtet. „Das muss er dir schon selbst sagen". „Elli und ich", fange ich an doch komme nicht weiter, denn Fynn setzt sofort einen wissenden Blick auf und unterbricht mich mit einem „Erzähl alles!".
Mir bleibt nichts anderes übrig als ihm die ganze Geschichte, oder wenigsten den Teil an den ich ihr noch erinnern kann, zu erzählen.
Als die Pause zu Ende ist, habe ich Fynn das mit Elli und mir schon längst erzählt und wir reden über andere Sachen, die gestern noch passiert sind. Ich stelle fest, dass ich doch nicht viele Filmrisse habe, sondern nur einen, der aber dafür ziemlich lang ist. Es ist ziemlich schade, denn ich hätte mich nur zu gerne daran erinnert, wie Fynn und Nelli zusammen Karaoke gesungen haben oder wie Niki völlig betrunken seinen Lehrer angerufen hat.
Apropos Lehrer. „Fuck. Ich weiß gar nicht, wo ich jetzt Unterricht habe", kommt es aus mir raus. Fynn zuckt nur mit den Schultern, als ob er es auch nicht wüsste. Er ist wahrscheinlich einfach nur froh, dass er gerade noch im Kopf hat, welches Fach und wo er jetzt hat.
Lukas hebt seine Hand, um auf sich aufmerksam zu machen. Als ich ihn ansehe, sagt er nur:"Kein Ding, du hast jetzt Mathe. Komm einfach hinter mir her, weil wir zusammen sind, Emilio."

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IRGENDWIE DOCH DU
Novela JuvenilWas machst Du, wenn Dein Leben so gut wie perfekt läuft, Du Dich dann aber in einen Deiner Freunde verliebst? Was machst Du, wenn er sich auch in Dich verliebt? Was machst Du, wenn eine Beziehung für Euch beide das richtige, aber nicht das beste is...